Zum Kosmos, zu Solstitien und Äquinoktien |
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Ich bin geneigt, den Whirlpool für die Ekliptik-Achse zu halten, aber das ist ein völlig unverbindlicher Vorschlag. |
... wie sich das schickt für die, der Definition nach "linksläufige", Ekliptik. |
Warum ist nun aber die Erde vier- bzw. rechteckig, und wieso bedeutet schöpfen vermessen? Die mythische Erde ist nicht nur so simpel die gedachte Ebene durch die Ekliptik, sondern ein aus der Ekliptik herausgeschnittenes Stück, begrenzt an den vier Ecken von den Jahrespunkten, den beiden Aequinoktien und den beiden Solstitien. Die in den Mythen aller Erdteile aufkreuzenden 4- Weltstützen -säulen, -nägel oder Ecksteine sind die Tierkreisbilder, die an den vier Jahresterminen heliakisch aufgehen, d.h. diese Bilder sind das Mittelstück der Weltstützen. Da, zufolge der Praecession, nicht alsfort die gleichen Tierkreisbilder an den Jahrespunkten aufgehen, setzt es in regelmäßigen Abständen apokatastaseis, "Katastrophen", Fluten und Brände, "Welten" gehen unter und neue kommen herauf. Vier andere Zodiakalbilder markieren die "Ecken" der neuen Erde, d.h. die Erde muß an vier neuen Stützen befestigt werden, aber das reicht nicht aus, um sie stabil zu machen: sie muß oben und unten fest verankert werden, oben an einem neuen Polarstern - der übrigens bei den Dogon "Amma's Auge" heißt -, unten in der Nähe des Südpols; normaler Weise am Canopus, alpha Carinae, die Dogon allerdings sollen nicht Canopus, sondern das südliche Kreuz als "Amman zweites Auge" bezeichnen. Zu deutsch: eine zweite, dritte etc. "Welt" schaffen, bedeutet die Festlegung der gültigen Koluren, eine Vermessung des Kosmos. |
Der Horapollon 1.2 läßt uns wissen: "Wenn sie den Kosmos darstellen wollen (kosmon boulamenoi grapsai), zeichnen sie eine Schlange, die sich in den Schwanz beißt und markieren sie mit bunten Schuppen (pholisi poikilois), womit sie die Sterne andeuten (tous en tô kosmô asteras)." |
In der Tiefe des Meeres verankert man die Erde eines Weltalters an dem sog. "Schiffspflock", ägyptisch menat/mn.jt, babylonisch tarkullu, sumerisch dimgal, den Sie als Nasenbein des Horusauges mit dem numerischen Wert 1/64 schon kennen. |
Wenn im Gilgamesh-Epos Nergal den Schiffspflock herauszieht, und im Era-Epos der Era, so bricht unverweilt eine Flut, eine Apokatastasis, herein. |
Der ganze Text von der Geburt der Himmelskörper, auf den wir wenigstens im Seminar näher eingehen müssen, wurde 1818 in Porapora rezitiert von "Rua-nui (a clever old woman)... The stars were identified with their equivalents in English in 1822 by the aid of Paora'i, counselor of Porapora, and in 1842 by the best authority in Tahiti." Ob die Identifi-zierungen wirklich stimmen, das kann niemand wissen. Immerhin ist es überzeugend, daß es mit Antares 'losgeht' - auch im Hiro (Merkur)-Mythos (Henry 551) heißt es: "Ana-mua (Antares in Scorpio), the parent-pillar of the sky". (Ich erinnere an die Mondstation Antares = "Die Ältesten" in Indien). |
Das bare Faktum, daß das 'Zentrum' des tahitischen Kosmos, eben Tahiti, "umzieht" und erneut "befestigt" werden muß, dürfte Ihnen das in der Luft liegende 'Praezessions-Klima' fühlbar machen. Tahiti also entschwimmt als Fisch - die Ursachen klingen trivial -, es trennt sich von Hawaiki; gesteuert von Turahu-nui (Stability-the-great-conjurer), artificer of Ta'aroa, kommt es am neuen Ort zum Stillstand. |
Was da einmalig etabliert worden
ist, war das Prinzip, die Himmelskugel so 'einzurichten', dass sich die
Bewegungen der sieben wandernden Himmelskörper artikulieren ließen.
Zunächst einmal die Kugel in drei Zonen einzuteilen, 1) die Zone zwischen den Wendekreisen, welche sie durchmessen, genannt die "bewohnte Welt", die Welt der Lebenden, ausgestattet mit Häusern und Rast-Stationen, 2) zum zweiten die nördlich angrenzende Zone, die die Welt der Götter repräsentiert und den 'eigentlichen' Himmel, 3) zum dritten die südlich an die Oikoumene sich anschließende Zone als die Welt der Toten und den himmlischen Ozean. |
Sicher wissen wir, dass der Himmelsäquator Festland und Wasser voneinander scheidet, und dass Canopus die sogenannte "Tiefe des Meeres" repräsentiert. Unsicher bleibt die Abgrenzung von Salzmeer und Süßwasserozean: diverses spricht dafür, die Region zwischen Aequator und Winterwendekreis für das Salzmeer zu nehmen, die Zone zwischen südlichem Wendekreis und Südpol, für den Apsu, den Süßwasserozean - in dem Apfel sitzt aber ein Wurm, denn der Canopus ist weit eher berechtigt, als Südpol der Ekliptik zu gelten, denn als südlicher Himmelspol. Im Norden bleiben unklar die Grenzen der 'Luft': wir wissen nur, dass man hineingerät, wenn man am Sommersolstiz entthront wird, dann wird man von oben hineingeworfen, oder wenn man seinen Platz am Frühjahrsaequinoktium verlässt, dann wird man von unten in die Luft verbannt (wie der Wilde Jäger und die Frau Goden); höchst misslich sind dann auch noch jene "oberen Wasser": möglicher Weise stellt sich heraus, dass damit der nördliche Bogen der Milchstraße gemeint war: mit dem Enuma elish ließe sich das vereinbaren. |
Relativ sicher ist, dass das Wintersolstitium durch eine Muschel oder Muscheltrompete gekennzeichnet wird: vom Muschelhorn blasenden Aigokeros haben wir schon gehört, für Yucatan hat der alte Förstemann diese Gleichung: Muschel-Wintersolstiz dargetan, um nur die Grenzstationen anzuführen. Zur Erinnerung: die Maya-Hieroglyphe für die Null ist die Muschel. |
Der Demiurg in Platons Timaios verfertigt zuerst, so wie ein Instrumentenmacher ein Planetarium baut, die Weltkugel, beherrscht von zwei Kreisen, dem "Gleichen", das ist der Äquator, und dem "Anderen", das ist die Ekliptik, und die beiden bindet er zusammen wie ein ?, wobei er den äusseren Ring, den Äquator, ungeteilt lässt, den inneren, die Ekliptik in sieben Bänder zerschneidet, die Planetenbahnen. Dann erschafft er Seelen in der gleichen Anzahl wie die Fixsterne (psychas isarithmous tois astrois), setzt jede Seele auf ihren Fixstern und tut ihnen allen die Spielregeln kund: wer brav ist, darf zu seinem Fixstern zurückkehren, wer nicht brav ist, wird wieder und wieder geboren, bis alle 8 Umläufe wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurückgekehrt sind, Nach dieser Belehrung werden die Seelen verpflanzt, von ihrem Fixstern weg auf die organa chronou, die Instrumente der Zeit, die Planeten, und zwar jede: auf den zu ihm passenden. (Vom Antares also auf den Mars, vom Prokyon auf den Jupiter, usw.). Und dann erst wird die Zeitmaschine angedreht. |
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Doch hat Foerstemann (BBAE 28, 423 ff., Original Dresden 1892) nachzuweisen versucht, daß die Schildkröte bei den Maya das Zeichen für Sommersolstiz darstellte, die Schnecke das des Wintersolstitiums. Letzteres ist irreführend: eigentlich gemeint ist das Muschel-gehäuse, und was Förstemann abbildet, sind auch durchweg solche, und die Muschel oder Muscheltrompete gehört auch anderwärts ans Wintersolstiz; beispielsweise wurde der griechische Aigokeros/Capricornus von Zeus verstirnt, weil er die Muscheltrompete erfunden und damit die Titanen (richtiger: die Giganten) in die Flucht gejagt hatte. |
Am schnellsten gewinnt man Einblick, wenn man kombiniert, was Azteken und Tasmanier über die Gemini-Feuerhölzer sagen, und was ein mongolisches Hochzeitsgebet konstatiert: "das Feuer wurde geboren, als Himmel und Erde sich trennten". Der weit verbreitete Mythos von der Trennung von Vater Himmel und Mutter Erde erzählt die Etablierung der Schiefe der Ekliptik, das Auseinander-fallen der beiden Weltachsen und das damit gegebene In-Erscheinung-Treten messbarer Zeit, von Coming-to-be und Passing-away. "Feuer" ist, wie gesagt, der Äquinoktialkolur, und den gibt es selbstredend erst nach dem Zustandekommen des Xi , |
"Feuer" ist, wie gesagt, der Äquinoktialkolur, und den gibt es selbstredend erst nach dem Zustande kommen des ?, des Zeichens Yang-Yin, des aztekischen Zeichens Olin/Bewegung, dessen Regent Xolotl der Hundezwilling ist. Warum aber die Gemini? Warum wurde die Zeit, als das Frühjahrsaequinoktium in den Gemini stattfand, das Herbstäquinoktium im Sagittarius, dem Schützen, Winter- und Sommersolstiz in Pisces und Virgo, warum wurde diese Zeit als erstes, Goldenes Weltalter definiert? Warum wird überall von einem "irdischen Paradies" gefabelt, welches das eigentlich richtige, völlig zeit-lose, überzeitliche Paradies abgelöst haben soll? Weil es außer den Welteltern Ekliptik und Äquator noch eine "Achse" gibt, noch einen größten Kreis: die Milchstraße. Im Goldenen Zeitalter der Gemini waren die Schnittpunkte von Galaxis und Ekliptik noch die gleichen wie die Schnittpunkte von Ekliptik und Äquator, die Himmels-Straße (oder Leiter, oder Brücke) stand fest auf der 'Erde' an zwei ihrer Ecken, und Himmlische Und Irdische konnten miteinander verkehren. Dann zog es der Äquator vor, sich mit der Ekliptik im Taurus zu treffen, hernach im Aries, seit der Geburt von Christ dem Fisch sind es die Pisces, in ein paar Jahrhunderten werden sich die Welteltern im Aquarius treffen. |
Da die Schnittpunkte von Ekliptik und Galaxis krisenfest sind, d.h. nicht von der Präzession betroffen, wurden sie gerne als Ausgangspunkt, als Nullpunkt aller Zeitmessung angenommen; das ist am klarsten ersichtlich aus der Zeitrechnung der Maya, deren Jahr 0= 13 Baktun (-3373 11.Nov. julian.) sich auszeichnete durch eine Konjunktion Saturn-Mars zwischen lambda my Sagittarii, aber ganz generell haben die Astronomen Hans Ludendorff und Robert Henseling herausgefunden, die "Hauptpunkte" der Maya-Astronomie, auf die alles bezogen werde, seien ?, ? Sagittarii und eta Geminorum. Die Chinesen nennen bestimmte Sterne im Sagittarius den "Knoten" des Himmels, von welchem alle Bewegungen ausgegangen seien, und ihr Jupiter-Jahr wurde kontinuierlich von diesem Sagittarius-Punkt aus berechnet - die Maori auf Neu-Seeland versichern, ihre "Urheimat" sei markiert gewesen durch alpha Geminorum, der Weg zur Unterwelt hingegen durch Rigel, beta Orionis, die 'Quelle' des Eridanus - aber das muss jetzt ausreichen. |
Und näher zu unseren 'eigenen' Traditionen: Delphi, der Weltnabel, ist das Grab von Python, jener Drakaina, die sich in neunfacher Windung vom Parnassus herunterspiralierte, bis Apollon sie tötete. Und noch näher: im Mittelalter bestand man darauf, Golgatha sei a) der Mittelpunkt der Erde , b) Adams Grab, und das Kreuz direkt über Adams Kopf errichtet; es heißt etwa: "Et corpus Adae angeli susceperunt et portantes sepelierunt in medio loco terrae, in Jerusalem, eo loco ubi deum crucifixerunt" (Roscher: Omphalos 26). Es ließe sich mühelos Stunden über diese und andere "Gräber" handeln, die einen Omphalos markieren, und über die Agone, die um solche Welt-Nabel-Gräber ausgetragen werden, oder über das Grab des Osiris in Philae, bei dem die Ägypter ihre heiligsten Eide abzulegen pflegten, wie die Griechen bei den Wassern der Styx. Tatsächlich hat man auch bei Gilgamesh geschworen, dies aber nur nebenbei. Ich erinnere nur wieder einmal daran, dass laut Vergil der himmlische Südpol von Styx aus gesehen wird (sub pedibus Styx atra videt manesque profundi, Georgica 1.242), und dass "Schwur-Sterne" beinahe immer im "Ea-Weg" stehen. |
Von Phaethon wissen wir, dass er Saturn ist (u.a. aus den Katasterismen des Eratosthenes), dass er in den Eridanos fiel, bzw. von Jupiter geworfen wurde, und dass nach seinem Sturz der Äquinoktialkolur durch Auriga-Sterne und durch beta Orionis (Rigel), die 'Quelle' des Eridanos, lief. Von einem der verlorenen Horus-Augen wissen wir, dass es in die Quelle des Nil fiel; der Vorgang scheint der gleiche zu sein. |
Fazit: die unglücklich endende Liebesgeschichte von Orion(kopf) und Eos/Ushas handelt vom Präzedieren der Äquinoktien von lambda Orionis zu Aldebaran/ Rohini: alpha Tauri (Ende der Veranstaltung um rund 3200) und hat mit Jahreszeitenbrauch und lebensvoller Naturanschauung wenig zu schaffen. |
Bei allen Manipulationen mit Feuer muß man die Ohren spitzen, wie Sie inzwischen längst wissen auf feuerraubende Caniden kommen wir noch zu sprechen , aber nicht minder bei der Muschel: die ist bei den Maya das Zeichen für Null; um Mitternacht wurde bei den Azteken regelmäßig das Muschelhorn geblasen; Vishnu holte sein Muschelhorn aus der Tiefe des Meeres; Zeus katasterisierte den Aigipan/Aigikeros, also Capricornus, weil er während des Titanenkampfes richtiger während des Gigantenkampfes die Muscheltrompete erfand und mit ihrem Getön die Gegner in die Flucht schlug, seither redet man vom "panischen Schrecken", und die Muscheltrompete wurde auch geblasen, um den Wellen der Deukalionischen Flut schleunigen Rückzug anzubefehlen, wie beim Ovid nachzulesen (Met.1.331 ff.). Kurz und klein: die Muschel scheint an das Wintersolstiz zu gehören und Foerstemann hat schon 1892 einen Artikel geschrieben (Bull.28 BAE 1904,423 30): "Tortoise and Snail in Maya Litterature", wo er die Schildkröte ans Sommersolstiz verweist, das Schneckenhaus, das realiter aber eine Muschel ist, ans Wintersolstiz. Das hilft uns bei unseren Hundegeschichten nicht viel weiter, aber man behält es gleichwohl besser im Gedächtnis. |