Zur Fixsternkugel und der Zeit |
Man besinnt sich da tunlichst darauf, was Aristoteles in der Physik 223 B 29 sagt: "die Zeit scheint ein gewisser Kreis zu sein." In Physik 218 A 33 vermerkt er: "Die einen sagen, Chronos sei die Bewegung des Ganzen, andere, er sei die Kugel selbst." Jene "anderen", die Chronos mit der Fixsternkugel identifizieren, sind gemäß Aetius (1.21.l, Doxogr. 318) die Pythagoräer: Pythagoras nennt Chronos, die Zeit, die Sphaere des Umfassenden, also den Fixsternhimmel. |
Die "Divination" von "Schicksal", wie die Konzeption von Schicksal selbst, ist mit unilinearer Zeit unvereinbar. Man kann "Geschicke" divinieren, d.h. voraussagen, weil besagte Geschicke bestimmt werden von den 'Göttern', alias Planeten, deren jeweilige Position auf ihren Kreisbahnen sich vorausberechnen läßt. Die "Geschicke" liegen im Vorhinein fest, weil die Zeit eine zyklische ist, weil sich die Zeit-Perioden - und periodoi meint nichts anderes als Umläufe, von hodos/Weg und peri/darum herum --im immer gleichen Rhythmus wiederholen. |
Wir wollen uns nicht näher auf das vielbehandelte Paar "rechts links" einlassen: eine kurze Rückbesinnung auf unseren Wortgebrauch wird Sie realisieren machen, daß das Recht, das, was rechtens ist, mit rechts zu tun hat (droit, right, denken Sie auch an die üble Bedeutung von sinister). Wobei man unbedingt den alten Sprachgebrauch im Auge behalten muß, demgemäß der Fixsternhimmel, also der äußere, ungeteilte Schenkel des ? rechtläufig geheißen wurde, der innere aber, der in sieben Streifen gespaltene, 'diagonale' "Andere" linksläüfig. Was alles an mehr oder weniger gelehrten Obertönen zum Mitschwingen gebracht wurde bei Erwähnung der Skaiai pylai (11.3. 145), werden wir schwerlich eruieren; in jedem Falle war von einem "linken" Tor nichts Erfreuliches zu erwarten, und die Troer hätten sich, wenn es sich wirklich um homines gehandelt hätte, wohl gehütet, am sinistren Tore jenes Pferd einzulassen, weshalb denn auch des öfteren betont wird, die Troer seien von Sinnen gewesen. |
Rangi/Langi ist generell die Fixsternkugel mit Polarachse und Aequator. Atea/Wakea scheint zunächst das Gleiche zu sein, aber, wie mir vorkömmt, in einer anderen Periode, also der Fixsternhimmel während eines bestimmten Weltalters. |
Der Demiurg in Platons Timaios verfertigt zuerst, so wie ein Instrumentenmacher ein Planetarium baut, die Weltkugel, beherrscht von zwei Kreisen, dem "Gleichen", das ist der Äquator, und dem "Anderen", das ist die Ekliptik, und die beiden bindet er zusammen wie ein ?, wobei er den äusseren Ring, den Äquator, ungeteilt lässt, den inneren, die Ekliptik in sieben Bänder zerschneidet, die Planetenbahnen. Dann erschafft er Seelen in der gleichen Anzahl wie die Fixsterne (psychas isarithmous tois astrois), setzt jede Seele auf ihren Fixstern und tut ihnen allen die Spielregeln kund: wer brav ist, darf zu seinem Fixstern zurückkehren, wer nicht brav ist, wird wieder und wieder geboren, bis alle 8 Umläufe wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurückgekehrt sind, Nach dieser Belehrung werden die Seelen verpflanzt, von ihrem Fixstern weg auf die organa chronou, die Instrumente der Zeit, die Planeten, und zwar jede: auf den zu ihm passenden. (Vom Antares also auf den Mars, vom Prokyon auf den Jupiter, usw.). Und dann erst wird die Zeitmaschine angedreht. |
Die einzige Dimension, die im Mythos zählt, ist die Zeit - um es mit Platon's Timaios zu sagen: "das nach der Zahl sich bewegende Abbild der Ewigkeit". Es gibt kein mythisches Weltbild - dieses Wort müsste schlechterdings verboten werden. |
Aber weiter mit Herrn Fauth: "Ähnlich heißt es beim Proklos Tim.23 d.e, I 142,24 D.,daß Dionysos in den von Hephaistos hergestellten Spiegel schaute, sein Ebenbild erblickte und damit zugleich zur Gänze in die merîstê dêmiourgia eintrat", so sagt er, der Herr Fauth, aber das steht keineswegs an dieser Stelle beim Proklos, der Herr hat nämlich nur den Kern, Fragment 209 angeschaut, und da sind ihm die Stellen verschwommen; er meint vielmehr Proklos zu Tim.33 b (11 80, 19 D.,Festugière III 115): Sie sagen, Hephaistos habe dem Dionysos einen Spiegel verfertigt; als der Gott in diesen hineinblickte und sein eigenes Bild wahrnahm, entfaltete er sich in die ganze Demiurgie.??? |
Den "orphischen" Spiegel kann man nur dann halbwegs begreifen, wenn man den entscheidendsten aller entscheidenden Timaios Sätze 'zuhanden' hat, daß nämlich der Demiurg zugleich mit dem Himmel machte ein bewegtes Bild der Ewigkeit, von der in Einheit verharrenden Ewigkeit ein nach der Vielheit der Zahl sich fortbewegendes dauerndes Abbild, nämlich das, was wir Zeit genannt haben.(Tim.37 de). |
Die Zeit Teile des Dionysos, die gemäß der Vielheit der Zahl kreisenden sieben organa chronou "spiegeln" die in sich geschlossen eins bleibende Ewigkeit. |
Entsprechend ist der ägyptische
Seth der Herr der "Fremdvölker" und der Wüste, und
der indische Rudra, "des Himmels roter Eber" (RV), gilt ebenfalls
als Regent der Wildnis. "Wildnis" oder Steppe ist denn erst
einmal die Bahn oder die Sphaira des Planeten Mars, darüber
hinaus aber mit Sicherheit ein Sektor der Fixsternkugel: welcher
aber, das ist justament die Frage. |
Deutlicher kommt das Gemeinte, wie nicht anders zu erwarten, bei Platon heraus: der Demiurg fand vor kinoumenon plemmelôs kai ataktôs, unordentlich und ohne Takt Bewegtes, und das Einzige, was ihm möglich war zu tun, das tat er unverweilt, nämlich die a taktische ungeordnete Bewegung in rhythmische proportionierte Bewegung umzuformen, also die Fixsternkugel zu konstruieren, beherrscht von dem "Gleichen", dem Aequator, der sich nach rechts bewegt, und die sieben Planetenbahnen, beherrscht von dem "Anderen", der Ekliptik, auf der sich die Planeten, die Instrumente der Zeit gemäß zählbarem Rhythmus, kat'arithmon, nach links bewegen, im Sinne der Diagonale. |