SS 1980 part I |
Hinweis: Da es sich hier um ein Vorlesungsskript handelt, bitten wir um Nachsicht bei den ab und an auftretenden Lücken und Unvollständigkeiten bezüglich der Literaturangaben und Zusatzmaterialien. Wir versuchen dieses Manko, soweit es uns möglich ist, zu beheben. In diesem Sinne wünschen wir ihnen dennoch viel Vergnügen bei der Durchsicht des Textes. p01 In seinen Stromateis (http://en.wikipedia.org/wiki/Stromata), den "Teppichen" (5.8.50.1 2, Stählin 360; Deutscher Text nach der Uebersetzung v. F. Overbeck. Im Auftrag der Franz Overbeck-Stiftung in Basel. Hg. v. C. A. Bernoulli u. L. Früchtel, Basel: Schwabe 1936. 776 S. p451; s.a. s. Beilage 0) läßt Clemens Alexandrinus uns wissen (http://en.wikipedia.org/wiki/Clement_of_Alexandria): "Rätselworte
kannten auch die Pythagoräer, indem sie allegorisch die Planeten
Hunde der Persephone und das Meer Träne des Kronos nannten. Und
tausend und abertausend rätselhaft ausgedrückte Aussprüche
der Philosophen und Dichter könnten wir finden, da ja auch ganze
Bücher den von Schriftstellern gewollten Sinn nur versteckt anzeigen:
Toiauta kai hoi Pythagóreoi ênissonto, Phersephônes
men kýnas tous planêtas, Kronou de dakryon ten thalassan
allêgorountes. Kai myria epi myriois heuroimen..." p0222 Wer aber ist
nun Hades, der Gatte der Dame, dessen Hunde die Planeten genannt werden?
Der Name, "Aides", a-idelos", unsichtbar
machend, wird abgeleitet von idein mit dem alpha privativum, also der
"Unsichtbare (Unsichtbarmachende)" (Scherer:
Hades, Roscher I 1778; RE Suppl.III 867), und getreu diesem Etymon
entzieht er sich jeder kritischen Besichtigung. In der Ilias (15.187-192)
sagt der Poseidon: Drei der Brüder doch sind wir, die Kronos erzeugte mit Rheia: Zeus, ich selbst und der Herrscher der Unterirdischen, Hades. Dreifach geteilt ward alles, und jeder gewann seine Herrschaft: Ich erlangte, für immer das schäumende Meer zu bewohnen; da wir losten, und Hades die düstere Schattenbehausung, Zeus erhielt den geräumigen Himmel in Aether und Wolken. Aber die Erde ist allen gemein und der hohe Olympos ( gaia d'eti xynê pantôn kai makros Olympos). Da handelt es sich um eine Neuauflage des Enuma elish, d.h. um eine neue Festlegung der "Drei Wege" des Anu, Enlil und Ea, wobei Hades dem Ea entspräche: ihm ist der südliche Teil der Himmelskugel unterstellt (s. Beilage 1) Diese Festlegung der drei Breitenzonen fand statt nach der Entthronung von Kronos/Saturn, also nach der Titanomachie, und bei Schilderung dieser Titanomachie berichtet uns Apollodoros 1.2.1, daß die Kyklopen dem Zeus Blitz, Donner und Donnerkeil (keraunos) übergaben, dem Poseidon den Dreizack, dem Pluton/Hades aber die kynéê, die Hundsfellkappe, d.h. die unsichtbarmachende Hadeskappe, in die gehüllt, Perseus später die Gorgo enthauptete. "In die Dichtungen und Mythen ist Hades nur selten hineingezogen; denn, auf sein Reich beschränkt, weiß er nicht, was auf Erden und im Olymp geschieht. Nur zweimal hat er seinen unterirdischen Aufenthalt auf kurze Zeit verlassen: das erste Mal beim Raube der Persephone, dem einzigen Mythus, in welchem der Gott die Hauptrolle spielt, ein anderes Mal, als er, von Herakles verwundet, im Olymp von Paian sich heilen lassen musste", so sagt der Herr Scherer (Roscher I 178, s.a. Prehn, RE Suppl.III 877 f.); seine Begründung der Absenz des Hades als eines tätigen Gottes im Mythos, daß er nämlich, auf sein Reich beschränkt, nicht wisse, was anderwärts vor sich gehe, ist nicht sonderlich befriedigend. Auf die Begebenheit von Hades Arzt Besuch im Olymp spielt die Ilias an (5.395-402). Eine weitere Iliasstelle zeigt uns den Aidôneus erschreckt und ungehalten über eine drohende Änderung des status quo ,nämlich anlässlich der Götterschlacht, der Theomachia im 20.Gesang (56 fff.), als Poseidon gegen Phoibos Apollon kämpft, Ares gegen Athene, Hera gegen Artemis, Leto gegen Hermes, Hephaistos gegen Xanthos/Skamandros: Furchtbar donnerte Zeus, der Vater
der Menschen und Götter, p03 selbst in der unteren Welt erschrak
der Schattenbeherrscher (Aidôneus) Mit dem Hades als göttlicher 'Persönlichkeit'
ist nicht viel Staat zu machen, so sieht es aus, und Erwin Rohde (Psyche
II 409, s.a. Höfer: Pluton, Roscher III 2569) stellte, leicht
verärgert ,fest: "Es gab in localen Sagen noch gar manche
andre Götter der Unterwelt, deren jeder ungenau und wie mit einem
Generalnamen Haidês benannt werden konnte." Hades scheint
eher ein Titel zu sein, so wie Horus, oder eine Funktion, bzw. einen
Zustand zu bezeichnen. Uns interessiert hier natürlich nur der
Entführer und Gemahl der Kore/Persephone, deren Hunde die Planeten
sind. "Zagreus", sagt Rohde (II
116 A.1), "der große Jäger, ist ein Name des
Alles dahinraffenden Hades. So noch Alkmaeonis fr.3", und Scherer
(1788): als solcher d.i.Zagreus
ho megalôs agreuôn wird er zuerst beim Dichter der Alkmaionis,
und zwar als Gemahl der Gaia, d.h.als Pluton, erwähnt (Welcker
II 482). Doch kommt dieser Name auch seinem Sohne zu, dem Dionysos
Zagreus, der in diesem Zusammenhang also für einen Sohn des Hades
und der Persephone gilt. (Vgl. das Fragment
des Aischylos in Cramers Anecd. Oxon. 2 p.443 d)." p04 (Hopfner, Plutarch: Is. Os. II 14: "Hades und Dionysos seien ein und derselbe, dem sie rasen und das Kelterfest feiern". S.a. II 134 f.: bezieht sich auf den getöteten, in der Unterwelt weilenden Dionysos Bakchosder Orphiker". Plut. zitiert Heraklit in c.29. C.27 sagt er: "denn man behauptet, Sarapis sei kein anderer als Pluton und Isis sei Persephone wie Archemachos aus Euboea und Herakleides aus Pontos angeben, die glauben, daß das Orakel in Kanobos eines des Pluton sei.") Wir wollen den Fall Dionysos Zagreus nicht erneut aufrollen, das Wesentliche haben Sie hoffentlich behalten: der die Weltseele repräsentierende Babysohn von Zeus und seiner Tochter Persephone wird von den Titanen getötet und in sieben Teile zerstückelt; es folgen Sintbrand und Sintflut; das noch schlagende Herz des Knaben gibt Zeus der Semele, und daraus entsteht der zweite Dionysos, der von Theben, der die paliggenesia auf den Weg bringt ,d.h.die Wiedergeburt einführt. Die ganze,dem Orpheus zugeschriebene Geschichte, von Jane Harrison als "savage and primitive" bezeichnet, entstammt dem Timaios Kommentar des Proklos und wird erzählt zur timäischen Kosmogonie, genauer, zur sechsfachen Zerteilung des "Anderen", der Ekliptik, in die sieben Planetenbahnen durch den Demiourgos. Der Dionysos scheint demnach Repräsentant der Ekliptik zu sein, sein Gegenspieler Apollon des Äquators. Die Gleichung Hades = Dionysos reimt
sich prima vista nicht besonders gut auf die Identifizierung vom Reich
des Hades mit dem Wege des Ea, aber wir wollen zwei Momente nicht vergessen: M.a.W, "Unsichtbarkeit" ist keineswegs auf die südliche Zirkumpolarzone beschränkt und der "Hades" eben so wenig, was man schon dem Umstand entnehmen kann, daß Odysseus im Hades den Orion besichtigt. Andererseits erinnere ich wieder einmal an Vergils Georgica 1.242 (+Macrob. Somn. 2. 16. 5.): p05 Hic vertex nobis semper sublimis; at
illum einen Pol sehen wir immer über
uns, den anderen, unter unsren Füßen, sehen Der Hades reicht also, wie der Ea Weg,
bis hinunter in die Tiefe des Meeres, d.h. bis zum südlichen Ekliptik
Pol. Ein schwer zu fassender 'Gatte', dieser Hades, für die nicht
minder evasive Persephone. Der Ozean rabbinischer Literatur (Talmud,
Midrashim etc.) soll das Alte Testament erklären, dieBrahmanas,
Upanishaden und Sutras die Veden, und mit der gesamten Toten Literatur
der Ägypter steht es nicht anderes: zu jedem Spruch von 1 2 gibt
es gleich mehr als eine Seite von Deutungen und Kommentaren, oft viele
Seiten (cf. Le Page Renouf: Book of
the Dead 41. 43; Roeder. Urkunden, zu Pyr. T. 186, zu Sargtexten 199.
zu Totenbuch 224). Und zu den ägyptischen Stern Verzeichnissen
bemerkt Siegfried Schott (bei Wilhelm
Gundel: Dekane 5): p06 Die größte Schwierigkeit,
was die Jenseitstopographie und die Totenseelenreise anlangt, scheint
darin zu liegen, daß man das Verhältnis von Planetensphären
zu den Breitenzonen der Fixsternkugel nicht recht ausmachen kann; d.h.
wir haben mit Ea Weg und Hades als dem südlichen Teil der Fixsternkugel
ebensozu rechnen, wie mit einem Hades im Innern der konzentrischen Sphären.
Entnehmen Sie den Xerokopien aus Plutarchs De facie in orbe lunae und
De genio Socratis, daß wenigstens Plutarch den Hades für
die sublunare Sphäre erklärt hat und die Persephone für
den Mond, der die "Grenze" des Hades bilden soll (cf.
Plutarch: De facie c.9; s.a. De defectu c.13,416 E). "Vieles, Sulla", hatte der gesagt, "wissen die Griechen über die Götter zu sagen, aber nicht alles davon ist richtig. So sprechen sie zum Beispiel richtig von Demeter und Kore, aber sie glauben zu Unrecht, daß sie zusammen an demselben Orte seien. Denn Demeter ist auf der Erde und Herrin über die irdischen Dinge, Kore aber ist auf dem Mond und Herrin der Mond Dinge; sie heißt Kore und Persephone, letzteres, weil sie Lichtbringerin (phosphoros) ist, ersteres, weil wir mit ,Korel' (Pupille) auch die Stelle des Auges bezeichnen, wo dem Beobachter sein eigenes Bildchen entgegenleuchtet, so wie man im Mond den Glanz der Sonne (abgespiegelt) sieht. Was man von den Irrfahrten und der Suche der beiden erzählt, das enthält (in mythischer Einkleidung) die Wahrheit: in der Trennung sehnen sie sich nacheinander und umarmen sich oft mit ihren Schatten. Wenn es von Kore heißt, sie weile eine Zeit im Himmelslicht und eine Zeit im nächtlichen Schatten, so ist das falsch, aber es hat einen Irrtum in der Zeitbestimmung verursacht; nicht sechs Monate lang, sondern im Abstand von sechs Monaten kann man sehen, wie sie von der Erde wie von ihrer Mutter mit dem Schatten umfangen wird; nur selten geschieht das im Abstand von fünf Monaten. Freilich, den Hades zu verlassen, ist sie nicht imstande, denn sie ist die Grenze des Hades; das hat Homer (Od. 4.563) sehr schön angedeutet mit den Worten ,doch zum elysischen Feld und an die Grenzen der Erde' , denn die Grenzlinie des Raumes, der vom Schatten der Erde bestrichen wird, gilt ihm als die äußerste 'Grenze der Erde'. Dorthin steigt kein schlechter und unreiner Mensch auf..." ImKapitel 20 von De facie (933
E) wird angegeben: "von jeweils 465 Intervallen zwischen
den verfinsterten Vollmonden sind 404 sechsmonatig, die übrigen
fünfmonatig". Der deutsche Bearbeiter Görgemans (p.82)
meint dazu: p07 Wir werden uns nicht auf Finsterniscyclen
festbeißen, und auch nicht auf Plutarchs Deutung von Hades und
Persephone, obgleich ich Ihnen rate, sich gelegentlich in Plutarchs,
Mondgesicht' zu vertiefen, und sich überhaupt in die Loeb Classical
Library (LCL) Bände seiner "Moralia", jedenfalls ab Band
V zuzulegen: man kann ohne ihn nicht auskommen. Eratosthénês en tois pros Batôna kai k y n ô n d i a l ógous syntheinai. Hoi de, gegraphenai men Aigyptious tê autôn phônê, touto de methermeneusanta ekdounai tois Hellêsi: Eudoxos habe, laut Eratosthenes' Sendschreiben an Baton, Hunde Dialoge verfaßt; andere hingegen gäben an, diese seien von den Ägyptern in ihrer eigenen Sprache geschrieben worden, Eudoxos aber habe sie übersetzt und den Griechen überliefert (oder: für die Griechen herausgegeben). Von Eudoxos (ca. 391-338 v.Chr.) sollten
Sie wenigstens so viel wissen: daß er ein Freund des alten Platon
gewesen ist, daß ihm das fünfte Buch des Euklid zugeschrieben
wird, daß die Phainomena des Aratos auf ihm beruhen, also Art's
Buch über Sternbilder und Wetterzeichen, und daß die Theorie
von den ineinandergeschachtelten Planeten- sphären auf ihn zurückgeht,
die dann der Aristoteles ausgebaut hat. Einen Himmelsglobus soll er
auch konstruiert haben. Strabon ( ca. -63 bis +19) kommt anläßlich der Schilderung (17.806 f.) seiner eigenen Ägyptenreise auf den Fall zu sprechen, einer Reise, die ihn in die Stadt Heliopolis brachte, die von altersher ein Wohnsitz der Priester, jener weltweisen und sternkundigen Meister, gewesen sei. Jetzt indessen habe sowohl diese Körperschaft als auch ihre Beschäftigung zu existieren aufgehört. Strabo bedauert, daß er keiner kompetenten Informanten mehr habe habhaft werden können; der Praefect Aelius Gallus p08 (25 v.Chr.), der sei noch in Begleitung eines gewissen Chairemon den Nil hinaufgefahren, der sich solcher Kenntnis rühmte, jedoch als Prahler und Unwissender meistens verlacht worden sei. Gezeigt wurden dem Strabon in Heliopolis nur noch die Priesterwohnungen und die Gebäude von Platon und Eudoxos. "Denn", so fährt Strabo fort, " mit Platon kam auch Eudoxos dahin und beide lebten daselbst bei den Priestern 13 Jahre wie einige behaupten; denn sie konnten diese in der Kenntnis der himmlischen Dinge wohlerfahrenen, aber geheimnisvollen und nicht sehr mitteilsamen Männer (nur) durch Zeit und Aufmerksamkeit gewinnen, ihnen einige ihrer Lehren mitzuteilen, die meisten (Lehren) hielten diese Barbaren geheim: ta polla de apekrypsanto hoi barbaroi. Und noch jetzt erlernen sie (die Hellenen nämlich) manches von ihnen (den Ägyptern), sowie auch von den Chaldäern. " Wenige Zeilen später hören wir, daß westlich des Nil die der Sternwarte gegenüberliegende Stadt Kerkesoura sich befinde."Man zeigt nämlich", sagt er, "vor der Stadt Heliopolis, wie auch vor Knidos, eine Warte (deiknytai gar skôpe tis), woselbst Eudoxos einige Bewegungen der Himmelskörper bestimmte (pros hên esêmeiouto ekeinos tôn ouraniôn tinas kinêseis). Diodor ( -1.Jh.) (1. 98. 4) gibt an, Eudoxos habe, gleich wie Pythagoras, Demokritos und Oinopides, Astrologie mit den Ägyptern getrieben (astrologêsanta par' autosis) und beachtliches Ansehen erworben wegen der Menge nutzbringender Kenntnisse, die er den Griechen vermittelte. Plutarch zufolge (Is.
Os. c.10, 354 D F) haben die Weisesten der Hellenen Ägypten
besucht und mit den dortigen Priestern verkehrt: Solon, Thales, Eudoxos,
Pythagoras. Eudoxos soll den Chonuphis gehört haben, Solon den
Sonchis aus Sais, Pythagoras den Oinuphis aus Heliopolis. Die Schulmänner, energisch, wie sie sich nun einmal haben, konnten den Passus des Diogenes Laertios nicht unverbessert lassen. Kynikôn dialogoi wurde vorgeschlagen, nekyôn und nekrôn dialogoi, also Kyniker Dialoge oder Totengespräche. Hultsch mochte beide Deutungen nicht und fand, selbstredend habe Eudoxos Dialoge ägyptischer Priester aufgezeichnet, und es müsse heißen gymnôn dialogous. Der Ägyptologe Heinrich Brugsch gab zu erwägen, Eudoxos möchte doch vielleicht Totenbuch Texte übersetzt haben. Das fand wenig Beifall und so entschloß sich Brugsch zur Interpretation: "aesopische Fabeln". Zuletzt kam der Ägyptologe Freiherr von Bissing zu Wort (Forsch. Fortschr. 25, 226) und plauderte gemütvoll vor sich hin: |
p09 "So sehr fühlte sich Eudoxos mit dem Gastland (Ägypten) verbunden, daß er sich dessen Sprache aneignete; hier wird Chonuphis sein Lehrer gewesen sein als ob wir das nicht schon von Plutarch erfahren hätten. Hultsch's gymnôn dialogous tat Bissing ab unter dem Hinweis, gymnós heiße nun einmal, nackt', während die ägyptischen Priester allezeit dezent verhüllt abgebildet seien. Brugsch war er geneigt zu verzeihen, weil der sich noch gerade rechtzeitig Fabeln entschieden hatte, denn n a t ü r l i c h handelt es sich um Tierfabeln, die beim ägyptischen Volke so beliebte Unterhaltungsliteratur. "Es tut wenig zur Sache", so führte der Freiherr weiter aus, "daß wir Spiegelberg zusammen mit Sethe die Erkenntnis verdanken, daß die Tierfabeln des Leydener Papyrus zum 'Mythos vom Sonnenauge' gehören". Und warum tut dies wenig zur Sache? Darum: Die Erzählungen von den Tieren sollten, auch im Mythos vom Sonnenauge, vor allem als Zerstreuungs und Ablenkungsmittel dienen." Der Mythos vom verlorenen Sonnenauge entspricht dem vom Sturz des Phaethon. Ein Kommentar dürfte sich erübrigen. D.h., wenn Sie es plausibel finden, daß einer der bedeutendsten Mathematiker und Astronomen der Antike, dessen Weltmodell Aristoteles sich angeeignet hat, daß der nach Ägypten gereist ist und Ägyptisch gelernt hat, um "Unterhaltungsliteratur" zu übersetzen, so bleibt Ihnen solches natürlich unbenommen; die antiken Berichterstatter allerdings waren da anderer Meinung, wie Sie gehört haben. Eudoxus primus hos motus in Graeciam transtulit, wie der Seneca sagte. Ernst genommen hat diese Angabe des zuverlässigen Seneca nur der alte Richard Lepsius in seiner Chronologie der Ägypter von 1849 (p.199): "Wir dürfen daher vermuten, "schrieb er, "daß Eudoxos auch die Grundzüge zu seiner Sphärentheorie in Ägypten vorgefunden hat. Die äußerliche Vorstellung davon mochte sich selbst auf den Denkmälern angedeutet finden in den bekannten ineinander geschachtelten Himmelsfiguren." Was genau Eudoxos übersetzt hat, wird sich wohl nicht mehr eruieren lassen. Heinrich Brugschs erste Lösung, nämlich Totenbuch Texte, kommt der Wahrheit vermutlich nahe genug: Totenbuch und Pyramiden Texte wimmeln bekanntlich von Hunden, Schakalen, Hundskopfaffen und anderen Tieren, mit denen die Totenseele bei ihrer Himmelsreise zu tun bekommen würde; vergessen Sie, bitte, nicht, daß auf der Innenseite ägyptischer Sargdeckel Sternauf und untergänge sorgsam verzeichnet waren, und daß alle unsere astronomischen Deckengmälde in Gräbern gefunden worden sind: die gesamte "Jenseits" Literatur befasst sich mit dem Sternhimmel, wenn dieser Umstand auch den Schriftgelehrten entgangen ist. (s. Beilage 3) p10 Eudoxos von Knidos hat ägyptische Schriften übersetzt, von denen Eratosthenes sagte, sie führten den Titel kynôn dialogoi; Eudoxos hat die Lehre von den Planetenbewegungen aus Ägypten gebracht. Diogenes Laertios berichtet über Eudoxos in seinem Buch über die Pythagoräer. Plutarch, dem wir den Namen des Lehrers des Eudoxos, Chonuphis, verdanken, fügt seiner Aufzählung gelehrter Ägypten Pilger hinzu: "Pythagoras besonders, der vermutlich von jenen Männern bewundert wurde und auch sie bewunderte, ahmte ihre deuterische und geheimnisvolle Weise nach, indem er seine Lehre mit Rätseln vermischte: denn den sogenannten hieroglyphischen Schriften geben die meisten der Pythagoräischen Regeln durchaus nicht nach. Auch darin, daß jene Männer die Pythagoräer die Einheit (monada) Apollon nennen, die Zweiheit (dyada) Artemis, die Siebenheit (hebdomada) Athene, den ersten Würfel (proton kybon) Poseidon, scheinen sie mir mit dem übereinzukommen, was man an den ägyptischen Tempeln aufgestellt, ja auch verrichtet und angeschrieben sieht." (Is.Os.10) Aus dem Gesagten sollten wir Folgendes schließen dürfen: wenn von dem von Eratosthenes erwähnten Werke 'Hunde Dialoge' jede Spur verloren gegangen ist, wir aber durch Aristoteles über das Eudoxische Planetensystem informiert werden, das Eudoxos, laut Seneca, aus Ägypten importiert hat, so hat der Pythagoräer Eudoxos nicht nur aus der ägyptischen Sprache in die Griechische übertragen, sondern aus der alten astronomischen Terminologie der mythischen, in d i e Fachsprache, die wir seither als einzige ,wissenschaftliche' anerkennen. Chonuphis, oder wer auch immer, hat dem Eudoxos also den Schlüssel zu dem Code der Formeln und Sprachbilder ausgehändigt. Daß Eudoxos uns den Schlüssel nicht weitergereicht hat - er war nun einmal ein Pythagoräer. Aber die eudoxischen Hundegespräche reimen sich auf die pythagoräischen Hunde der Persephone. (Für Pythagoras, der sich in Ägypten beschneiden ließ, um eingeweiht zu werden, s.Strom.1.15.66.2, Overbeck 196, Stählin 41). Da wir ohnedies gerade mit Ägypten zu tun haben, und mit den Stromateis des Clemens Alexandrinus, sei Ihnen gleich noch eine weitere Nachricht dieses Kirchenvaters übermittelt, auf daß Sie nicht wähnen, wir könnten uns auf Planetenhunden zur Ruhe setzen. Im 5.Buch, Kapitel 7 (Overbeck 446 f., Stählin 355) teilt er uns über die Ägypter mit: 1. "Ferner tragen sie in den bei
ihnen so genannten Komasien goldene Bildsäulen der Götter,
zwei Hunde, einen Sperber und einen Ibis umher und nennen die vier Gestalten
der Bildsäulen vier Buchstaben (téssara grámmata). p11 Bei den Bildsäulen handelt es sich um das sog."Horusgeleit" ( s.J.v.B.s.v. L.Ä. III 51f.; Abb. aus Abydos s. Frankfort: Kingship and the Gods Fig.29, s. Beilage 4), auf Ägyptisch smsw Hr, ntrw smsw Hr, über das u.a. das Lexikon für Ägyptologie Auskunft gibt: "Seit vordynastischer Zeit bezeugte Gruppe von Götterbildern auf Standarten in Begleitung des Königs, erstmals so genannt in den Sedfest Darstellungen des Ni-user-Re und später Osorkons II. Urgprünglicher Grundbestand (später erweitert):Schakal (auch doppelt vorkommend), Falke (auch doppelt) und Balg (oder Sack, sog.'Chons Symbol'), seltener Ibis und Min Symbol, nur einmal auf Keule des Königs Skorpion Seth Tier (doppelt) und Wüstenhieroglyphe" "Dargestellt auf Paletten (Schlachtfeld ,Stier u. Narmer P.) und Prunkkeulen (Skorpion, Narmer) der spätvorgesch. Zeit. Auf der Städtezerstörungspalette handelt es sich nicht um Standarten, auf der Löwenjagdpalette nicht um das Horusgeleit..." Was der Herr von Beckerath über einen "ursprünglichen Grundbestand" zu sagen hat, braucht uns nicht zu kratzen; es sieht nun einmal so aus, als werde ein Horus' nicht kontinuierlich von den gleichen erlauchten ,Persönlichkeit' begleitet. Von jedem einzelnen der Horusbegleiter ließe sich lange reden: darunter befindet sich, von Beckerath nicht erwähnt, das sog.'Symbol' der Selqet, d.i. von Scorpius; das sog. Min Symbol ist aller Wahrscheinlichkeit nach der Donnerkeil bei Mandestämmen im Westsudan hat es sich als Abzeichen des Faro wiedergefunden; zur Gänze undeutbar bleibt vorläufig der erwähnte Sack oder Balg (vgl. Kees, Hermann: Der Gotterglaube im Alten Aegypten, 2nd ed. Berlin, 1956. p101 f. u. 108 f., s.a. 15). Was die Deutung der beiden Hunde auf die Wendekreise anlangt, von der der Clemens Alexandrinus gehört hatte, so sind da, außer dem Ramesseum, zwei vordynastische, also vor -2900 anzusetzende, sog. Schminkpaletten zu berücksichtigen: 1) die sog.Tierpalette aus Hierakonpolis im Ashmolean Museum in Oxford und 2) la palette aux canidés, die Caniden Palette im Louvre (cf. J. Vandier: Manuel d'Archeologie Étgyptienne I, Paris 1952, 579 84). Beide Paletten werden von Hunden, oder aber von Schakalen, sichtbarlich eingerahmt. Es ist wahrhaft erstaunlich, was alles in diese Paletten hinein bzw. aus ihnen herausgelesen worden ist, z.B. von Siegfried Schott (Hieroglyphen. Abhdl. Ak.Mainz 1950 Nr.24, 1721 ff., 1756 59, 1843 45), wovon Sie sich eigenäugig überzeugen mögen (s. Beilage 4). Und Herbert Senk aus Hildesheim ließ sich hinreißen zu einem Artikel (FuF 30, 1956, 23 29): "Binnendynamik" und "Umgreifung" als Formkomponenten in der ägyptischen Kunst, wo es u.a heißt (S.24 B): p12 "Bedeutungsvoll sind für uns die beiden zwei Drittel des Palettenrandes bildenden Tiere, die auf der Napf und der Gegenseite der Tafel in ihrer Gestrecktheit so angelegt sind, daß sie kompositorisch die Funktion eines Rahmens erhalten. In der vertikalen Anordnung des Rumpfes und des langgestreckten Schwanzes, in dem horizontalen Gegenüber der Köpfe und in ihrer bei aller lebendigen Gespanntheit unverkennbaren Unbewegtheit bilden beide Tiere die statische Klammer, innerhalb deren sich besonders auf der Gegenseite der Tafel der Höllentanz der durcheinanderwirbelnden Tiere abspielt, wobei S.Schotts Vermutung anspricht, in dem aufspielenden als Schakal Maskierten links motivisch den Veranlasser des tollen Tanzes zu sehen .... Wir treffen also bereits in der Frühzeit an, was wir später immer wieder antreffen werden: vom statischen Bildrande her eine wachsende Bewegtheit der Form auf die Bildmitte zu, eine Anordnung, mit der wir Sinn und Bedeutung des Binnendynamischen verbinden möchten." (Vandier 582:"Le renard, dont on a voulu faire parfois un chacal et même un singe, joue de la flûte"). Ich hoffe, Sie fühlen sich -ob nun binnendynamisch oder rand-statisch - durch den angeblich abgebildeten Höllentanz von weiteren tiefsinnigen Kunstbetrachtungen abgeschreckt und berücksichtigen an Stelle dessen das Ramesseum, d.h.die astronomische Decke des Ramesseums, wo wir die untere Sparte auf beiden Seiten von Hunden eingerahmt finden, während die Mitte von einem Pavian eingenommen wird. Hinsichtlich dieses Tieres belernen wir uns beim Horapollon (1.16.), der auf die Frage: "pôs isêmerinai? Wie schrieben die Ägypter die Äquinoktien", antwortet: "Sie bilden einen sitzenden Pavian ab, denn der Pavian uriniert an beiden Äquinoktien genau 12 mal am Tage und 12 mal in der Nacht, pünktlich zu jeder Stunde. Deshalb stellen die Ägypter auch nicht ohne Grund an ihren Wasseruhren einen sitzenden Pavian dar und lassen das Wasser aus seinem Glied hineinlaufen" (Boas p.69, vgl. Borchardt 22 A.2) Kurzum, wir werden die "tropischen" Caniden des Clemens Alexandrinus doch wohl als daseinsberechtigt akzeptieren müssen. Gleichwohl lassen wir sie erst einmal auf sich beruhen, weil wir uns nicht, oder jedenfalls noch nicht auf den Unterschied zwischen sitzenden und stehenden Hundeartigen einlassen wollen; im Horusgeleit ("Horusgefolgsgötter" bei Kees) haben wir durchweg mit Upuaut zu tun, dem "Wegeöffner", dem stehenden Wolf oder Schakal, das Ramesseum aber zeigt zwei sitzende Hunde, also Anubis Typen, und der Upuaut, der stehende Schakal scheint für das sethische Oberägypten zu stehen, der sitzende Hund Anubis für das horische Unterägypten (s.Kees: Götterglaube pp.192,207,Pyr.804 b). Eine Schneise in den Jungle der Caniden Mythologie zu schlagen, ist beschwerlich, gleichgültig wo man anfängt; um den Schwierigkeitsgrad kenntlich zu machen, habe ich früher mal vorgeschlagen, das Thema als Caniden-Quintupel Spiegelfuge einzustufen. Die Komplikationen fangen gleich bei den Wörtern an, bei den Sprachbildern, genauer gesagt bei der Frage, was hat man als für einen Hund typisch definiert? p13 Was Jacob Grimm in seiner Geschichte der deutschen Sprache (J. Grimm: Geschichte der deutschen Sprache. 2. Aufl. Bd. 1, Leipzig, 1853) über die indo germanischen Worten für "Hund" zusammengestellt hat, haben Sie vor sich (s. Beilage 5); wie Sie S.27 Mitte sehen, hatte er kein Etymon für das spanische "perro"; Orth aber läßt uns in der RE (VIII 2540) wissen: "Dagegen ist canis verdrängt im Spanischen durch perro = Petrus, sard. perru (Körting Lat. rom.3 WB. 1907, 227, Deutsche Mythologie, II.Band XXI, p556, Ullstein Materialien, 1981). Wenn diese Etymologie stimmt, hätte der Petrus also wohl als typischer 'Hund' gegolten. Solange man nur darauf aus ist zu zeigen, daß die edel schlichten Ur-Indogermanen, wo immer sie auch gesessen haben, Hunde und mithin ein gemeinsames Wurzelwort für dieses Haustier hatten, läuft alles glatt. Sobald man hingegen nachschaut, wen und was alles man "Hund" nannte, hat der Spaß ein Ende. (Vgl.a.Charpentier in Festschrift Pawry 84 f .)"Osthoff hat wie bekannt, einmal zu erweisen gesucht, daß der idg. Name des Hundes ( kuen kun ) eigentlich 'Viehhund' bedeutet und eine n Ableitung von peku 'Vieh' wäre, also ursprünglich von einer Form pkuen pkun ausgegangen wäre. Aber dieser geniale Einfall lässt sich nicht durchführen.1) würden wir im Altiranischen solchenfalls nicht ein span , sun erwarten, sondern vielmehr ein fs(p)an... 2. hat Conrady (Ber. Sächs. Ges. Wiss. 77. 3. 1925) nachgewiesen, daß das chinesische Wort k´uan, c´üä, cíen, hün 'Hund' von einem urchinesische k'iuen ausgeht, das unzweifelhaft dem idg. k(u)uen ... entlehnt sein muß." Sehen wir uns, was das Griechische
anlangt, erst den Liddell Scott an, s.v. kyôn. Das bedeutet, wie
sich versteht, erst einmal unseren Vierbeiner. Als Nr.2. wird aufgeführt
"as a word of reproach, frequently in Homer of women to denote
shamelessness or audacity; applied by Helen of herself. XII. piece in the game of póleis." Der Byzantiner Hesychios verzeichnet in seinem großen Wörterbuch unter kyôn u.a. Erinyn, also die Erinye, dêloi de kai to andreion morion, den Phallos, kai ton anaidê, den Schamlosen oder Unverschämten, kai to astron, den Sirius, kai to thalássion zôôn (Od.12.96), wo sich wieder die Gelehrten nicht einig sind, ob es sich um Hai oder um Delphin handelt. Was to andreion morion angeht, so nennt auch Athenaios (10.441 F, s.a. 395 F. vgl. Herter RE s.v. Phallos 1693) kynes und kynegetês, Hund und Jäger, Penis und Hoden; wenn Sie dann noch bedenken, daß das Verbum kýô/kýeô auch empfangen, schwanger sein bedeutet, so können Sie sich ausmalen, welche Spekulationen das ausgelöst hat. p14 Plutarch etwa (Is.Os.c.61.376 A.Hopfner 11 37, 244) hat den des Sirius, kyôn, erklärt mit Schwangersein (to kyein) und verfocht die Meinung, der ägyptische Name Sothis bedeute eben dieses, das Schwangergehen der Isis mit der Schöpfung. Indessen weiß man ja nicht, wie schon gesagt wurde, welches der ureigentliche Name des Sirius in Ägypten gewesen sein, und was der Name bedeutet haben mag. Aristoteles hat in seiner Rhetorik (2.24.1401 a 15) nur zwei poetische Umschreibungen für 'Hund' angeführt."Hundsstern", sagt er, lasse sich verwenden, oder aber "Pan, weil Pindar von ihm sagt: 0 Seliger, den die Olympier den gestaltenwechselnden Hund der Großen Göttin nennen,0 makar, hon te megalas theou kyna pantodapon kaleousin Olympioi" (=fr.96 bei Drexler, Fr.76 LCL p.564, fr.77 Tusculum p.427;Werner hat:"den überall witternden Hund", aber pantodapos = of every kind, of all sorts, manifold; 2.p. gignetai, assumes every shape. S.a. Creuzer IV 63). Die 0 l y m p i e r also nennen den Pan den gestalten wechselnden Hund der Großen Göttin (oder vielgestaltigen (S.a. Gohlke); wie ihn die Irdischen, oder aber die Unterirdischen nennen, wird uns nicht mitgeteilt. Drexler hat eine stattliche Liste von
Pseudo Hunden zusammengestellt, und Sie sollen sie haben (Roscher 11
1709 ff.); ich habe die Angaben kontrolliert, soweit die Quellen zuhanden
waren, und da stieß ich auf eine weitere Angabe über "Mehrsprachigkeit".
Der Servius sagt in seinem Kommentar zu Vergils Aen. 3.209 von den Harpyien
u.a.: Wir wollen keine weitreichenden Schlüsse ziehen, aber doch im Sinne behalten, daß es möglicher, wenn nicht gar wahrscheinlicher Weise vom 'Standort' oder Zeitpunkt abhängt, wann einer als Hund gilt; dafür spricht nicht nur, daß die Planeten eben nicht schlechthin Hunde sind, sondern Hunde der Persephone, und daß die unsichtbar machende Hadeskappe kyneê heißt . Die 'Mehrsprachigkeit', also das Phänomen der sog. "Göttersprache" als Ganzes klammern wir aus, ungeachtet seiner großen Bedeutung; ich erinnere Sie nur an ein paar Beispiele, die hier früher schon vorkamen. Die Planktai werden von den Menschen kyaneai gennant, die Dunkelblauen, von den Göttern aber horkou pylai Eidestore (Schol.Theokrit 111 22 23 apud Guentert 120; od.12.59 61 lautet es anders). Delos nennen, laut Pindar (LCL p.562), die Sterblichen diese Insel, die Olympier aber den weithin leuchtenden Stern der dunkelblauen Erde (kyaneas chthonos astron). Aus der Ilias 2.811 erfahren wir, daß jene Anhöhe, an der sich die Troer zum ersten Mal zur Schlachtordnung aufstellten, von den Menschen "Dornenhügel/Batieia" genannt werde, von den Göttern aber "Grab(mal) der sprunggeübten Myrina/sêma polyskartmoio Myriniês". Ergänzung
zu p14 Pausanias (3.25.5,s.a.Roscher
11 1,1133) behauptet, unter Berufung auf Hekataios von Milet,
der Kerberos, den der Herakles dem Eurystheus brachte, sei gar kein
Hund gewesen, sondern eine schreckliche Schlange, die nur 'Hund des
Hades' sei genannt worden; Homer habe das Ungeheuer nicht näher
beschrieben und auch nicht impliziert, es handle sich um einen Hund,
den Freund des Menschen (ton anthrôpô syntrophon). p15 Der Snorri ließ uns wissen, was die Götter "Asgard" nennten, heiße bei den Menschen "Troia", aber schon in der Edda selbst kommt dergleichen vor; im eddischen Lied von Alwis (Alvissmol) werden sogar sechs Namen für eine Reihe von Phaenomenen angegeben. Der Thor will da wissen: 10. Gib Antwort, Alwis über alle
Wesen scheint mir, weißt du Bescheid : Das geht noch weiter so bis zum Vers 35. Es versteht sich, daß man sich mit jedem einzelnen Namen näher beschäftigen müßte, genau so wie mit allen griechischen Beispielen; eine erste nützliche Materialsammlung hat Hermann Güntert gegeben (Von der Sprache der Götter und Geister, Halle: Niemeyer 1921). (s. Ergänzung zu p15) Nicht nur im Griechischen setzt es Komplikationen bei den Wörtern kyô und kyôn beim Wolf ist es noch ärger, wie Sie sehen werden, weil die Wurzel lyk sowohl Wolf als auch Licht bedeutet auch im Sanskrit. Wir lesen in Graßmann's Wörterbuch zum Rigveda (1433): "´svan, m.schwach ´sun,
Hund..., auch bildlich vom Gottlosen; 3. f. Hündin...wohl zu sû
gehörig". Zu dem angegebenen Wurzelverb heißt es (1409):
"Der Grundbegriff ist 'anschwellen, an Umfang zunehmen', woraus
sich einerseits der Begriff der Kraft, andererseits der des Hohlen (lat.cavus,
griech. koilos usw.) entwickeln. Ergänzung zu p15 In diesem Zusammenhang sei auf ein
kleines pythagoräisches Juwel hingewiesen, das sich in der Pythagoras
Biographie des Iamblichos findet (Artemis 1963,
52 f. = 9.46; s.a. Güntert 119): p16 ´suna behandelt er als zwei Worte (1082 C): " I.´suna, m. (prob. fr. Wurzel´sû or ´svi) ... 'the Auspicious one', Name of Vayu ... of Indra; (â) f.(?) a plough share .... n. growth, success, prosperity, wellfare. II. ´suna, m.=´svan , a dog." 1105 A: " ´svan, m.... a dog,hound; '´sûnî, f. a female dog." Zu dieser Gruppe um ´svan,´sun,
Hund, abgeleitet von ´sû = an Umfang zunehmen gehören
auch zwei im Plural auftretende Pseudopersönlichkeiten namens ´sunâsîrau,
von denen Geldner feststellt: Grassmann: "Bezeichnung zweier Ackergenien. Hier ist sîra der personifizierte Pflug. Da in dem Verse und Liede, wo diese Zusammenfügung vorkommt, ´suná als n. überall nur Wachstum, Gedeihen der Saaten bezeichnet, so kann Suna m. hier nur der Gedeihenschaffende sein, welcher dabei wohl als Lenker des Pfluges aufgefasst wurde." Monier Williams (1082 C):"´Sunâsîrau, m.du. Name of two rural deities favourable to the growth of grain (probably personifications of 'share' and 'plough'); b u t identified by Yâska with Vâyu and Âditya, by others with Indra and Vâyu or Indra and Sûrya..." Diese vorgeblichen Ackergenien kommen
im RV nur ein einziges Mal vor (und
AV 3.17.5), 4.57.5 Bal Gangádhar Tilak (The Orion, or Researches into the Antiquity of the Vedas. Bombay 1893,113) bemerkte: "In RV (IV.57.5) Shunâ´sirau are invoked in order that they may pour down upon the earth the ,milk', which they 'make in heaven'. Prof.Max Muller records a suggestion that Shunâsîrau, here spoken of, may be a very old name for the Dog star, and with its derivative S a i r y a would give us the etymon of S e i r i o s! (Max Muller's Lectures on the Science of Language,Voll.II,p.526)." Und Alfred Hillebrandt (Ved. Myth. Breslau 1929, Hildesheim 1965, 11 202): "Daraus, daß die ´Sunâsîrau am Himmel Regen brauen, könnte man schließen, daß sie ein Regengestirn sind, wie bei den Parsen Tistrya und Satavaêsa oder im Westen die Plejaden .... Aber über diese Vermutung kommen wir nicht hinaus. ". Und in einer Fußnote meint er: "Schon M. Müller (Vorles. über die Wiss. d. Sprache II 2) denkt unter anderem an die Möglichkeit, daß hier ein Stern gemeint sei, "vielleicht ein sehr alter Name für den Hundsstern". Es wäre an sich möglich, bei dem Kamen auch an die Verehrung landwirtschaftlicher Gerätschaften zu denken; aber unsere Stellen geben darüber keinen Aufschluß und sprechen eher für ein Gestirn." p17 Ergänzung: Das tun sie gewißlich, und dafür
spricht auch die Existenz eines `sunâsîrya Festes. Da dessen
präzises Datum im sakralen Kalenderjahr schwer zu ermitteln scheint,
werden wir von diesbezüglichen Diskussionen absehe: (Vg.
A. Weber: Die ved. Nachr. v. d. Naxatras II, APAW 1861, Berlin 1862,
334 37; Hillebrandt: Ved.Myth.II 199 201; id.: Ritualliteratur p.119;
s.a., OB 2.6.3. 2 13, Eggeling SBE XII, 445 f.; Keith, TS P.CXI f.) Ergänzung:
Hillebrandt 11 202 A.4: "Stellen die´Sunahotrafeste, bei
denen Indra und anderen Göttern geopfert wird (RV 11.18.6) mit
´Sunâsîriya in Zusammenhang?" Die am ersten ins Auge fallenden und
am weitesten verbreiteten 'Funktionen' des Hundes bzw. der Caniden hat
Freda Kretschmar in ihrer zweibändigen Dissertation von 1938 "Hundestammvater
und Kerberos" rund um den Erdball verfolgt;der Hundestammvater
war aber schon vorher dem Pater Wilhelm Koppers aufgefallen, der ihm
1930 einen Artikel widmete "Der Hund in der Mythologie der circumpazifischen
Völker" (Wiener Beiträge
zur Kulturgesch. u. Linguistik 1,1930,359 - 99). p18 In der Provinz Szekiang erzählen
die Hsia min die folgende Mär. Zudem wird von einem Königreich
der Hunde im Norden berichtet (24 f.): Seine Einwohner haben
Menschenkörper und Hundeköpfe. Ihre Sprache ist ein Bellen.
Ihr Haar ist lang. Sie gehen nackt und fangen mit den Händen wilde
Tiere. Ihre Frauen sind vollständige menschliche Wesen und verstehen
die menschliche Sprache. Die Knabem, die sie gebären, sind Hunde,
aber ihre Töchter sind Frauen. Sie heiraten untereinander und leben
als Troglodyten. Sie essen rohes Fleisch; aber ihre Frauen und Töchter
essen menschliche Speisen. Dazu ist zu bemerken, daß es in der chinesischen Sphäre ein "Land der Hunde' gibt, und zwar handelt es sich um die kleine Gruppe von Sternen um o-Sagittarii, und die beiden Sagittarius Sterne chi, psi gleich nebenan heißen "die Hunde" (kao kwo und kao, Schlegel, Gustave. L'Uranographie Chinoise. Leiden, 1875. Reprint Taipei, 1967. p166). Ähnliche mehr oder weniger märchenhaft klingende Geschichten werden von den Yao und anderen Stämmen im Süden Chinas und in Hinterindien erzählt. Der Name Yao selbst bedeutet angeblich "Hunde oder Wolfskinder". Daß es sich indessen nicht nur um unverbindliche Märlein handelt, zeigt der Umstand, daß gewisse Trachtstücke, wie z.B. die "Hundekopfkappe" der Sia bo und die Hörnermütze der Man aus Tonking (Kretschmar I 19, 26) auf den Hunde Ahn zurückgeführt werden, und daß bei den Sia bo "jede einzelne Familie ein Bild des hundeköpfigen Ahnen" besitzt, "das sie am letzten Tage des alten Jahres an die Wand hängt und am ersten Tag des neuen Jahres verehrt. Danach wird es wieder verschlossen gehalten" (Kretschmar I 19). Lebendiger aber war die Erinnerung an einen Wolf oder Hundestammvater bei Turkstämmen und Mongolen bei den Kara Kirgisen ist es ein roter Hund, bei einigen Mongolen ein blauer Wolf, bei den Tanguten ein simpler Hund (Kretschmar I 9-11). Bei anderen Turkstämmen scheint es einen echten Romulus Mythos gegeben zu haben: der Stammesgründer wurde von einer Wölfin gesäugt, "and the representation of that animal in the banners of the Turks preserved the memory" wie kein Geringerer als Gibbon feststellte, in dessen Werk "On the Decline and Fall of the Roman Empire" (c.42,vol.IV,288) Sie dergleichen Angaben wahrscheinlich nicht erwartet hätten (vgl.Liebrecht 18). p19 Von der Hundeabstammung erzählt man auf den Riu Kiu Inseln, Formosa und Hainan. Die Ki und Miao auf Hainan (Kretschmar I 36) berichten von einem Hund, der einst eine bösartige Beinwunde des Königs heilte; zum Lohn erhielt er die Königstochter, und beide wurden auf eine Insel verschifft. Dortselbst werden ein Knabe und ein Mädchen geboren; der hoffnungsvolle Sprössling erschlägt den Hundevater, die Mutter stirbt. Das alleine gelassene Geschwisterpaar beschließt, da Inzest nun mal verboten ist, sich so zu verändern, daß sie sich nicht mehr erkennen: "darauf tätowierte sich das Mädchen, und der Bruder machte sich die Ki Frisur, worauf sie heirateten" (Kretschmar I 36). Bei den Kalang auf Java kommt es nach Tötung des Hundevaters zu Inzest zwischen Hundegattin und Hundesohn (Kretschmar I 39), und auch die Bevölkerung von Nias führt sich auf den Inzest von Hundegattin und Hundesohn zurück (Kretschmar I 40), und so tun die Bewohner der Nikobaren, nördlich von Sumatra, bloß handelt es sich da um eine Hundemutter. "Einstmals stand die ganze Welt unter Wasser", sagen sie (Kretschmar I 41 f.)."Da trieb auf den Wellen ein Baumstamm daher, auf dem sich ein Mann und eine Hündin befanden. Dieser landete schließlich an der Küste von Kar Nikobar. Der Mann heiratete die Hündin, und nach einiger Zeit schenkte sie ihm einen Sohn. Als der Sohn herangewachsen war, tötete er seinen Vater und heiratete seine Mutter, die noch immer die Gestalt einer Hündin hatte. Die Kinder, die die Mutter ihrem Sohn gebar, wurden die Stammväter der Nikobare." Bei den Ainu hingegen kommt es erst
zu einem versuchten Inzest und dann zu einer Hundeheirat: Ein König
wollte seine jüngste hübsche Tochter heiraten. Diese flehte
die Götter um Hilfe an, und wurde daraufhin über und über
mit Haaren bedeckt; der Vater wollte sie töten, sie aber floh in
einem Boot, in dem sich ein Hund befand, der sich bald darauf als schöner
Gott entpuppte. "Viele schöne Kinder gingen aus dieser Ehe
hervor. Die waren die Väter der Ainus" (Kretschmar
I
46 f.). Kretschmar (I
172) faßt die asiatischen Erzählungen folgendermaßen
zusammen:
7.) Die Nachkommen des Paares sind p20 In Nordamerika sieht die Sache etwas anders aus, und hier nehmen wir Kretschmars Zusammenfassung gleich vorneweg zur Kenntnis (Kretschmar I 173 f., s. Beilage 8). Der eskimoische Typ ist von Alaska bis Grönland verbreitet. "Der Inhalt ist folgender: Ein Mädchen, das keinen Mann haben wollte, wird von ihrem Vater zu der Heirat mit dem Hunde gezwungen. Sie heiratet den Hund als Hund. Nur an der Hudsonbay wird erzählt, daß sich der Hund nachts in einen Mann verwandelt. Das Mädchen gibt einer Anzahl von jungen Hunden das Leben. Der alte Hund wird entweder vom Vater getötet, oder sie erschlägt ihn, oder die jungen Hunde fressen ihn auf. Gleiches Schicksal ereilt den Vater selbst; die jungen Hunde töten den alten Mann in des Mädchens Auftrag. Danach schickt die Mutter die Hundekinder ins Land und über das Meer, wo sie die Ahnen der hundemenschlichen Indianer und die der Weißen werden. Die Mutter der Hunde, das Mädchen, das keinen Mann haben wollte, ist mit der Urmutter Sedna identisch und haust auf dem Grunde des Meeres mit ihrem Hundegatten. Die nordamerikanische Erzählung vom Hundegatten beginnt wie die der Eskimo mit dem "keinen Mann haben wollenden" Mädchen. Es handelt sich dabei stets .. eine Häuptlingstochter. Nachts wird diese heimlich von einem Manne beschlafen. Sie weiß nicht, wer es ist; deshalb zeichnet sie ihn mit roter Farbe. .Am anderen Tage bemerkt sie, daß sie den Hund ihres Vaters geheiratet hat. Schwangerschaft tritt ein, und ihr Vater oder sie selbst tötet den alten Hund. Manche Stämme erzählen aber auch, daß sie mit ihm zusammenlebt. Aber das Dorf zieht aus, alle Feuer werden gelöscht. Für die Mitmenschen existiert ein Mädchen, das sich mit einem Hunde eingelassen hat, nicht mehr. Junge Hunde kommen zur Welt, die, wenn sie unbeaufsichtigt sind, die Fellmäntel ablegen und als Menschen spielen. Die Mutter überrascht die Kinder, sie verbrennt die Hundefelle, und die Hundekinder sind von nun an Menschen. Sie werden später zu tüchtigen Jägern, gründen einen Stamm, oder werden zu Stein oder zu Gestirnen. Bei einem astralen Ausgang der Erzählung kommt gewöhnlich das Motiv der Wanderung hinzu. Der Hundegatte verläßt mit den Kindern die Frau, und diese zieht ihm nach. Sie findet ihre Familie wieder, aber verliert sie danach für immer." Einige wenige dieser Geschichten sehen wir uns ein bißchen näher an. Zuförderst eine der Iglulik Eskimo (Kretschmar I 57): "Ein Mädchen wollte nicht
heiraten. Darum sagte eines Tages der Vater im im Zorn zu ihr: 'Ich
wünschte, ein Hund würde dich nehmen!' In derselben Nacht
kam ein Hund in menschlicher Gestalt mit einem Hundezahn als Amulett
auf der Brust in die Hütte und schlief mit ihr. Als sie sich kurz
danach schwanger fühlte, setzte sie ihr Vater auf einer Insel aus.
Der Großvater kam jeden Tag und brachte den Jungen, die das Mädchen
geboren hatte, Fleisch zu essen. Eines Tages aber rissen sie ihn in
Stücke. Da die Hundefamilie nun nichts mehr zu essen hatte, setzte
die Mutter die Kinder in ihre Stiefelsohlen und ließ sie über
den Ozean rudern. Sie wurden die Stammväter der Indianer und der
Weißen. Die Segel für die Boote ihrer Jungen hatte die Mutter
aus Stücken ihrer Finger, die sie sich abgeschnitten hatte, gemacht.
Später wurden diese zu allerlei Seegetier. Da sie nun allein war
sank sie auf den Grund des Sees, wo sie Nuliajok, die Mutter der Seetiere
wurde. Sie baute sich hier in der Meerestiefe ein Haus. Vor diesem sitzt
noch heute ihr Gatte, der Hund, und bewacht es, so daß niemand
zu ihr kommen kann, wenn sie böse ist."
(Rasmuss.(IV) 256: "ihre
Hunde sind ein weißer und ein Bär" = Anm.20.Ohne Bär
=Rasmussen (111) 227 f.) p21 Einer anderenVersion nach (Kretschmar I 60) hat die eskimoische 'Mutter' aller Seetiere, Sedna oder Nerrivik = Food Dish, (Alexander 5), oder Aiviliajoq, Nuliajoq oder auch Arnarquagssaq (Krickeberg 368,9) mit der Hundem u t t e r nichts zu tun. Aber der Hundevater, vom Schwiegervater ertränkt, wird von Sedna ihr Haus aufgenommen, nachdem "er auf dem Boden des Meeres angekommen war". Indessen, diese, Sie hoffentlich vertraut anmutende, Herrin Seetiere i s t in allen Erzählungen das Mädchen, das keinen Gatten haben wollte. Entweder nimmt sie den Hund, oder aber den Eismöwen Jüngling (petrel), der ihr allerlei vorflunkerte über den Überfluß im "Lande der Vögel ", wo es ihr dann schlecht genug ging. Der sie besuchende Vater tötet den Möwengatten, Vater und Tochter fliehen per Boot, aber die anderen Möwen verfolgen sie, und der liebevolle Vater wirft Sedna über Bord; sie klammert sich an den Bootsrand, da hackt er ihr stückchenweise die Fingerglieder ab, die sich in Wale, Ringelrobben, Bartrobben usw. verwandeln. Als die Möwen wegflogen durfte Sedna wieder ins Boot, aber von Stund an hasste sie ihren Vater, und als sie gelandet waren, hieß sie ihre Hunde, dem Vater Hände und Füße abzufressen. "Da verfluchte er sich, seine Tochter und die Hunde, die ihn verstümmelt hatten. Die Erde tat sich auf und verschlang die Hütte samt dem Vater, der Tochter und den Hunden" (Krickeberg 1924, 6 f.). Sedna, heißt es (Krickeberg 9, cf.Alexander 6), sitzt in ihrer Behausung "in derr Tiefe des Meeres ... vor ihrer Lampe, unter der ein Gefäß steht, in das der Tran tropft, der von der Lampe herabfließt. Aus diesem Gefäß nimmt sie alle Tiere, die den Menschen als Nahrung dienen, heraus und sendet sie zur Erde empor. Aber in gewissen Fällen enthält sie den Menschen diese Nahrung vor und verursacht so Mangel und schließlich Hungersnot. Dies geschieht allemal, wenn sich bösartiges Ungeziefer, Agdlerutit genannt, auf ihrem Kopfe eingenistet hat, und es ist dann die Aufgabe des Angakoq (des Schamanen), sie von diesem Ungeziefer zu befreien, um zu bewirken, daß sie wieder die Tiere zum Wohlergehen der Menschen zur Oberwelt hinaufsende. Auf dem Wege zu ihr kommt er zuerst an den Arsissut vorüber das sind die Seelen guter Menschen, (Krickeberg 369) ,dann hat er einen Abgrund zu überschreiten, in dem sich rastlos ein Rad, schlüpfrig wie Eis, herumdreht; wenn er dann noch heil und gesund einen kochenden Kessel mit Seehunden darin hinter sich gelassen hat, steht er vor ihrem Hause, vor dem furchterregende Tiere bald als Seehunde, bald als Hunde beschrieben die Wache halten; und im Hauseingange selbst steht ihm noch der Übergang über einen Abgrund auf einer Brücke bevor, deren Breite nicht größer ist als eines Messers Schneide." Aber nicht nur der Schamane bekommt
mit der Meerestiefe der Sedna zu tun, sondern auch die Totenseelen andernfalls
könnte er ja auch die Arsissut nicht treffen. Wenn jemand an einer
Krankheit stirbt (Krickeberg 8),
so erscheint der Vater der Sedna, "ergreift den Sterbenden mit
seiner verstümmelten Rechten, an der nur drei Finger sind, und
zieht ihn in seine Behausung im Adlivun hinab; der Hund rückt nur
ein wenig beiseite, gerade so viel, daß die Toten-Seele Raum zum
Eintreten hat. In diesem schauerlichen Hause muß die Totenseele
ein ganzes Jahr leben und an der Seite Angutas liegen eben des Vaters
, der sie zwickt und zwackt. Sie heißt in dieser Zeit Tupilaq
und gilt als ein übelwollendes Gespenst. Dann erst wird die Totenseele
ein Adliparmio, lebt verhältnismäßig glücklich
und darf Wale und Walrosse jagen, ist dabei aber fast immer von Eis
und Schnee bedrängt." p22 Wir hören aber auch über
Quartiere "oben" (Alexander
8): Wir enthalten uns vorschneller Schlüsse hinsichtlich a) des topos der Mutter der Seetiere, b) des 'Charakters' des diesen topos bewachenden Hundes, Wie Sie wissen, haben wir häufig mit zwei "Meerestiefen" zu tun, 1) mit der 'absoluten' am Canopus, 2) mit der Tiefe des 'bewohnten' Meeres am Wintersolstiz, und vorläufig ist nicht zu entscheiden, welche Tiefe hier einmal gemeint war; der bewachende Hund macht eher einen 'fixen' Eindruck, wie der Kerberos, der shape shifting Hundegatte im Allgemeinen nicht, und blinder Eifer schadet nur. Daß 'eigentlich' alle Originalquellen durchzuackern wären, versteht sich von alleine. Was die eigentlichen Indianer anlangt,
so berichten die zu den Athapasken oder Dene gehörigen Carrier
am oberen Fraser River in British Columbia (Kretschmar
I 72): Bei den Arapaho und Cheyenne beide
zählen zu den Algonkin lautet die Überlieferung wie folgt
(Kretschmar I 75 f.): "Ein Häuptling besitzt eine
sehr schöne Tochter, die eine große Menge von Bewunderern
hat. Sie wird nachts von einem Manne in einem weißen Kleid besucht,
und um ihn wiederzuerkennen, befleckt sie ihn mit roter Farbe. Sie bittet
am nächsten Tag den Vater, ein Tanzfest zu veranstalten, und alle
jungen Männer des Dorfes tanzen vor dem Eingang des väterlichen
Zeltes. |
Zusatz
zu p23: Bei den Tonkawa also scharrt der Wolf die Menschen aus der Erde. So etwas Ähnliches haben wir früher schon einmal gehabt, bei den Labyrinth Sagen. Bei den Pima Indianern hieß das Labyrinth "Tcuhuls Hous Tcuhu war das Erdeichhörnchen (Englisch:gopher), der nach der Großen Flut im Auftrage von "Elder Brother" ein Loch bohrte, durch das die Menschen, die die neue Welt bewohnen sollten, von der anderen Seite der Erde heraufkommen könnten. "Gopher made a hole through the earth like a winding stair", wie eine Wendeltreppe. Es kamen aber nur fünf gente oder Clane der Pima ans Licht, denn der Coyote, der dem Schauspiel dieses Aufstiegs zusah, mußte lachen, und da schloß sich das Wendeltreppenloch (Frank Russell: The Pima Indians.26th ARBE,1908,226). Hier ist der Canide also das Gegenteil von hilfreich. Bei den südamerikanischen Mbaya/ Guaikuru im nordöstlichen Chaco finden wir, neben dem Hundestammvater die Überlieferung, wonach "ein Hund einst ihre noch in der Erde eingeschlossenen Vorfahren befreite, indem er ein Loch scharrte" (Krickeberg ZfE 66, 342, Kretschmar I 125). Bei den ebenfalls im nordöstlichen Chaco hausenden Chamacoco hingegen betätigt sich der Hund erneut so fatal wie der Coyote bei dem Pima; nur lacht er nicht, sondern er "beißt den Faden durch, an dem die Menschen in der Urzeit aus dem Innern der Erde emporsteigen", wie Krickeberg angibt (loc.cit.nach H.Baldus:Indianerstudien im nordöstlichen Chaco. Lpz.1931, 55.77 f.,87). Vom "Innern der Erde" dürfte zwar schwerlich die Rede sein, jedenfalls ursprüngl nicht, ich übermache Ihnen aber nichtsdestoweniger ein paar Seiten a Krickeberg's grundlegendem Artikel "Beiträge zur Frage der alten kulturgeschichtlichen Beziehungen zwischen Nord und Südamerika", in der ZfE 66, 1934, auf daß Ihnen einmal unverfälscht kulturhistorisch ethnologischer Wind um die Nase wehe; zudem finden Sie dort in aller Kürz das meiste Mitteilenswerte über südamerikanische Hunde und über die Verbreitung einiger sog. 'Motive', darunter über den Hundegatten und über den Aufstieg der Vorfahren aus der sog.'Unterwelt'. Zusatz Ende |
p23 Aber keiner zeigte den roten Handabdruck.
Da dreht sie sich um und sieht, daß ihn einer der Hunde ihres
Vaters zeigt. Sie bricht vor Entsetzen sofort den Tanz ab und begibt
sich in ihr Zelt. Am nächsten Tag geht sie in den Busch und nimmt
den schuldigen Hund an einer Leine mit. Sie schlägt ihn und er
bricht zusammen.... Einige Monate später gebiert das Mädchen
sieben junge Hunde. Sie bittet ihre Mutter, diese zu töten, aber
die Mutter hat Mitleid mit ihnen. Die Mutter macht eine kleine Hütte
für sie, und nachts kommt oft der alte Hund und sieht nach ihnen.
Als die Hunde herangewachsen sind und richtig laufen können, nimmt
sie der alte Hund weg. Das Mädchen, das die Hunde geboren hat,
wird von einer plötzlichen Sehnsucht nach ihnen ergriffen. Sie
folgt ihnen, und jedesmal wenn sie sie trifft, verschwinden sie wieder.
Die jungen Hunde sind in Begleitung eines schönen jungen Mannes
(des verwandelten alten Hundes).Viermal folgt sie ihnen. Sie schaut
an den Himmel und sieht, daß die sieben Hunde zu den Plejaden
geworden sind." (Kroeber: Cheyenne
Tales. JAF1 13 (1900) 181 f.) Die Tonkawa, westlich des Mississippi (Liebrecht 18), halten es mit dem Wolf, aber anscheinend war der nicht ein direkter Vorfahre, vielmehr haben sie "die Tradition, daß ihre Vorfahren durch die Hilfe von Wölfen in die gekommen seien. Sie gedenken dieses Ereignisses durch den Wolfstanz, der sehr geheim gehalten wird. Eine Anzahl der Beteiligten, die alle in Wolfsfelle gehüllt sind, so daß sie wirklich wie Wölfe aussehen, laufen auf vieren herum. Nach einem Gesang hält einer inne, beriecht die Erde an einer bestimmten Stelle, heult und fängt an zu kratzen. Die anderen versammeln sich um ihn, und ein allgemeines Scharren beginnt. Bald darauf wird ein Tonkawamann, den man für diesen Zweck begraben hatte, aus der Erde gescharrt. Sobald er herausgebracht ist, wird ein allgemeiner Rat abgehalten, und der Tonkawamann richtet folgende Worte an die Wölfe: 'Ihr brachtet mich in die Welt, aber ihr wisst nicht, was ihr mit meinem Dasein anfangen sollt. Es wäre besser gewesen, wenn ihr mich da gelassen hättet, wo ich gewesen war. Ich werde in dieser Welt vor Hunger sterben.' Danach geben ihm die Wölfe Bögen und Pfeile und sagen ihm, daß er wie die Wölfe leben soll: Rauben, Töten, Morden ... und daß er niemals den Boden bebauen soll." (Schoolcraft V 683,Brinton,etc ....) Viele Salish Stämme in Nordwest
Amerika verdanken hingegen dem Coyoten ihre Existenz sowie die gesamte
Ordnung der Dinge hienieden. "Er kam auf die Erde und tat viele
gute Dinge", sagen die Shushwap (Kretschmar
I 83); p24 Diesen Zug, daß ein Canide die Menschen 'aufklärt', werden wir in Afrika wieder treffen; dort ist es der Hund, in Amerika hingegen fungiert fast durchweg der Coyote als Instrukteur und als permanenter Don Juan, wenn das auch keineswegs seine einzige Funktion ist. Zu dem 'Motiv', demgemäß die Dorfgenossen alle Feuer löschen und sich fortbegeben, wenn das Mädchen den Hundenachwuchs zur Welt bringt, gehört ein betonenswerter Zug: gewöhnlich versteckt die Großmutter ein Stück glühender Kohle in einer Muschel und gibt sie der Enkelin, auf daß sie Feuer habe; und Feuer braucht das Mädchen ja, um die Hundefelle ihrer Sprösslinge verbrennen zu können (s. z.B. Bilchula, Boas 1895,264). Bei allen Manipulationen mit Feuer muß man die Ohren spitzen, wie Sie inzwischen längst wissen auf feuerraubende Caniden kommen wir noch zu sprechen , aber nicht minder bei der Muschel: die ist bei den Maya das Zeichen für Null; um Mitternacht wurde bei den Azteken regelmäßig das Muschelhorn geblasen; Vishnu holte sein Muschelhorn aus der Tiefe des Meeres; Zeus katasterisierte den Aigipan/Aigikeros, also Capricornus, weil er während des Titanenkampfes richtiger während des Gigantenkampfes die Muscheltrompete erfand und mit ihrem Getön die Gegner in die Flucht schlug, seither redet man von "panischen Schrecken", und die Muscheltrompete wurde auch geblasen,um den Wellen der Deukalionischen Flut schleunigen Rückzug anzubefehlen, wie beim Ovid nachzulesen (Ovid, Met.1.331 ff.). Kurz und klein: die Muschel scheint an das Wintersolstiz zu gehören und Foerstemann hat schon 1892 einen Artikel geschrieben (Bull.28 BAE 1904,423 30): "Tortoise and Snail in Maya Litterature", wo er die Schildkröte ans Sommersolstiz verweist, das Schneckenhaus, das realiter aber eine Muschel ist, ans Wintersolstiz. Das hilft uns bei unseren Hundegeschichten nicht viel weiter, aber man behält es gleichwohl besser im Gedächtnis. Es ist beinahe ein Sakrileg, sich an der Mythologie der Indianer im Allgemeinen, an der Coyote Mythologie im Besonderen, so beiläufig und linkshändig zu vergreifen: da wären viele hundert Seiten aufregender Mythen zu lesen und zu bedenken, aber dann kämen wir zu nichts anderem mehr. Einige wenige Geschichten californischer Altstämme sollten Sie aber doch zur Kenntis nehmen, in denen der Coyote, abgesehen von seiner Funktion als Urvater zahlreicher Stämme, eine kosmogonische Rolle spielt, die in etwa der des Teufels in eurasiatischen dualistischen sog. 'Natursagen' entspricht: er bringt nicht nur Geschlechtlichkeit, sondern den Tod und weitere beeinträchtigende Phänomene in die Welt; p25 zuweilen allerdings ist er auch der einzige Creator, so z.B.bei den Küsten Zentral Pomo (Kretschmar 1 103 f.,nach Loeb); da heißt es: "Im Anfang gab es keinen Ozean. Es war Coyote, der den Ozean schuf. Als er aus dem Wasser kam, fing er an, ein Schwitzhaus zu bauen. Als das Schwitzhaus fertig war, steckte der Coyote schwarze Federn hinein. Daher sind auch die Indianer schwarz. Der Coyote wandte sich dem Feuer zu sprach: 'Ihr sollt alle zu Menschen werdenl. So geschah es. Danach sagte der Coyote zu den Menschen, daß es einen Tanz gäbe. Der Coyote lehrte das Volk die Tanzgesänge. Danach rief der Coyote alle zu einem Fest zusammen. Aber die Menschen gaben dem Coyoten während des ganzen Festes nichts zu essen. Als ein Monat verstrichen war und sie ihm immer noch nichts zu essen gaben, wurde der Coyote zornig. Das war der Grund, weswegen der Coyote das Weltfeuer verursachte. Nachdem das Feuer ausgebrochen war, schrien die Menschen: 'Vater, laß uns nicht verbrennen.' Aber der Coyote erwiderte: 'Ich selbst werde auch verbrennen.' Ein Nebel aber kam daher und trug den Coyoten in die Luft. Danach wünschte der Coyote, daß das Feuer aufhöre. So verursachte er die Flut. Vom Himmel, an dem er noch immer stand, ließ er regnen. Er ließ es fünf Tage regnen und ließ dann noch Wasser für weitere fünf Tage anstehen. Dann aber ließ er die Wasser sich zurückziehen. Nachdem die Wasser zurückgegangen waren, schuf Coyote eine neue Menschenrasse. Er nahm wieder schwarze Federn, aber dieses Mal in einem offenen Feld. An demselben Tag, an dem er die Federn setzte, wurden sie zu Menschen. Das aber gelang ihm alles durch einen Wunsch." Bei den Ost Pomo hingegen (Kretschmar I 103) schafft ein sogenanntes "Höchstes Wesen" die Welt und unvollkommene Menschen, die er alsdann durch eine Flut verrnichtet. Und erst, "nachdem die Flut wieder zurückgetreten war, erschien Coyote. Seine einzige Tat bestand darin, daß er den Ozean aufwirbelte. Da begann der Wassergeist Wogen zu machen, und der Wind fing an zu blasen." Das klingt unerheblich genug, um dem Pater Wilhelm Schmidt und der ganzen Wiener Schule gut ins Konzept vom urigen "Höchsten Wesen" zu passen. Was die Ost Pomo wirklich gesagt haben, werden wir wohl nie erfahren; ich vermute, der Coyote verursachte den Whirlpool; auf jeden Fall verursachte er Bewegung, denn darum handelt es sich sehr häufig, wenn so harmlos von "Wind" die Rede ist (To check E.M.Loeb: The Creator Concept among the Indians of 'North Central California. A.A.28, 1926, 489 ff.;Schmidt:UdG 11,211 ff.). Die Achumawi Shasta erzählen (Krickeberg
265 f., Kretschmar I 100): p26 'Hier soll ein Baum
sein', und er war sogleich zur Stelle. Ebenso machte er es mit Sträuchern
und Felsen; dann beschwerte er die dünne Erdkruste mit Steinen,
so daß sie nicht schlingern und sich kräuseln konnte, wenn
der Wind sie hier und dorthin auf der Wasserfläche trieb. Und alles
machte er gerade so, wie es angebracht war, wenn es eine Welt werden
sollte. Das Boot aber lief sanft am Rande der Welt auf, und der Silberfuchs
rief zum Koyote hinüber:' Wach auf! wir sinken!' Der Koyote erwachte,
schlug die Augen auf und sah über seinem Haupte Kirschen und Pflaumen
hangen und hörte auf der Oberfläche der Welt die Heimchen
zirpen; sogleich begann er sich über die Kirschen, Pflaumen und
Heimchen herzumachen. In einer anderen Version der Achumawi
heißt es (Kretschmar I 101, nach
Dixon und Schmidt 202), daß Coyote und Silberfuchs als
Brüder in einem gemeinsamen Hause lebten. "Alles, was der
Silberfuchs für das Wohl der Welt zu tun suchte, wollte der Coyote
verhindern". Und bei den Atsugewi (UdG
184, Kr.102): "Nachdem der Silberfuchs und
der Coyote durch ein Loch im Himmel auf die Erde herunter gekommen waren,
lebten beide in einem Haus zusammen. Der Silberfuchs schuf alle Dinge
durch bloßes Denken, wenn der Coyote schlief. Die Tiere, die er
schuf, glichen den Menschen. Als alles war, sagte der Silberfuchs: 'Wenn
Menschen sich heiraten, so können sie Kinder bekommen, indem sie
eine Dentaliummuschel nehmen, sie zwischen sich legen, oder eine Scheibenperle:
die eine wird einen Knaben, die andere ein Mädchen machen.' Der
Coyote erwiderte, daß das nicht der richtige Weg sei. 'Es wird
besser für die Menschen sein, verheiratet zu werden, sie werden
auf keine andere Weise befriedigt sein. Die Menschen müssen als
Mann und Frau leben, sie sollen nicht so tun, wie du sagtest...' Der
Silberfuchs gab Coyote nach." "It is difficult to obtain a clear
conception of the part which Coyote plays in the Indians imagination.
The animal itself, the prairie wolf, is small and cowardly, the least
imposing of the wolf kind. In multitudes of stories he is represented
as contemptible deceitful, greedy, bestial, with an erotic mania that
leads him even to incest, often outwitted by the animals whom he endeavours
to trick, without gratitude to those that help him; and yet, with all
this,he is shown as a mighty magician,reducing the world to order and
helping man with innumerable benefactions, perhaps less the result of
his intention than the indirect outcome of his own efforts to satisfy
his selfish appettite. It is impossible to regard such a being as a
divinity, even among those tribes who make him the great demiurge; it
is equally out of question to regard him as a her hero, for his character
abuses even savage morals. In general he ressembles the Devil of mediaeval
lore more than perhaps any other being the same combi nation of craft
and selfishness, often defeating its own ends, of magic powers and supernatural
alliances." |
Einschub
zu p27, A: Einschub zu p27, B: Mit der Placierung des 'fixen'
Coyote, oder auch Wolfs Sterns sollten wir uns im Seminar beschäftigen,
speziell mit den Angaben der zu den Caddo zählenden Skidi Pawnee,
den Wolfs Pawnee. Da hören wir z.B. (G.Dorsey:
Traditions of the Skidi Pawnee, Boston 1904, XXII f.=Chamberlain 49
+ R.Dangel: D.Hochgott der Caddo Gruppe, 1923,193): "Coyote
tales are told whenever men assemble during the winter months ...Such
tales are not told during the summer months,for it is supposed that
the tutelary god or star of the snakes is in direct communication with
the star of Coyote, for during these months the Coyote star is early
visible in the eastern horizon, and, not liking to be talked about,
directs the Snake Star to tell the snakes of those who talked about
him that they may bite them." |
p27 "Coyote, over the whole western half of North America" Im Osten: Mänäbusch, der Große Hase, im NW Rabe "is the most important figure of myth: usually, he is not an edifying hero, being mainly trickster and dupe by turns; yet he generally plays a significant rôle in aiding, willy nilly, the First People to the discovery of their final and appropriate shapes. He is, in other words, a great transformer; he is frequently the prime mover in the theft of fire, which nearly all tribes mark as the beginning of human advancement; and in parts, at least, of California, his deeds are represented as almost invariably beneficent in their outcomes; he is a true, if of ten unintentional, culterhero. " Abgesehen von der sonnigen Feststellung,
daß "his character abuses even savage morals": von der
Moral der ach! so wilden Indianer könnten wir uns ruhig eine Scheibe
abschneiden, aber davon, wie gesagt, abgesehen: an wen erinnert Sie,
a u ß e r an den Teufel, dieser Coyote? Von seinem nächsten
Vetter wissen Sie wahrscheinlich nicht viel; das ist Reinke Vos, Reineke
Fuchs, und bei dieser Gelegenheit rate ich Ihnen, gelegentlich das Buch
von Jacob Grimm: Reinhart Fuchs (Berlin:Reimer
1834) zur Kenntnis zu nehmen. Den Stammkunden wird hoffentlich
der super kosmogonische Yurugu, der Fennek, das Wüstenfüchslein
der Dogon und Bambara im Westsudan in den Sinn kommen, und hinsichtlich
unserer eigenen Uberlieferung doch wohl Loki, sowie in der kaukasischen
der Narte Syrdon: es handelt sich also um mehr oder weniger deutlich
"merkurische" Charaktere. Ob wir tatsächlich immer mit
Avataras des Merkur zu tun haben, das bleibt abzuwarten, zumal wir,
jedenfalls bei den californischen Yurok, auch mit einem "fixen"
Coyotepaar konfrontiert werden, das allerdings nicht identifiziert zu
sein scheint. Daß der Coyote m e h r ist als
ein sog. 'Kulturheros', das müsste indessen jedem klar sein, der
sich auch nur ganz oberflächlich orientiert. Ein terrestrischer
Trickster dürfte sich schwer daran tun, die Sonne zu töten
und dann vom Himmel zu fallen, wie die Yurok erzählen (Kroeber:Yurok
91 f., 321 f.) Spider wirft die Sonne später wieder nach
oben --, oder aber mit Hilfe von Ursa maior Fische zu fangen, wie die
Yuma sagen (Spier:Yuma 148).
D.h. die Wagensterne heißen schlicht 'Coyote's net', und dazu
wird erzählt: p28a Ich erinnere daran, daß auf Tahiti
der, dort unsichtbare, Polarstern den Namen führt "the pillar
to fish by", die Säule, bei der man angelt. Nicht von Coyoten, und überhaupt von keinem Caniden handelt ein Mythos der Kato-Athapasken in Californien, den ich ihnen gleichwohl nicht vorenthalten will; Kroeber (Handbook 155, s.a. http://en.wikipedia.org/wiki/Alfred_L._Kroeber) fand: "the grandeur of the concept... cannot be denied (s. Beilage 9)." |