SS 1980
Part II p28b In Europa finden wir Hundeheiraten
nur noch in Märchen, aber Erinnerungen an Hunde und Wolfsgeschlechter
haben sich in vielsagenden Namen erhalten. In Italien wäre da in
erster Linie an die Scaliger zu denken, d.h. an Can Grande della Scala,
den Großen Hund der Leiter und an die Hundenamen seiner Nachfolger,
Mastino und Cansignorio; Otto Höfler hat darüber einen aufschlußreichen
Artikel geschrieben (vgl. Hamlet's Mill
p279; Höfler, Otto. "Cangrande von Verona und das Hundesymbol
der Langobarden," in Brauch und Sitte, Festschrift Eugen Fehrle
(1940, pp. 101-131.); in Irland an den Namen des gewaltigsten
Helden des Epos Tain Bo Cuailnge, der Rinderraub von Culay, nämlich
Cuchullain, und der bedeutet "der Hund des Schmiedes Culan";
in Deutschland an die "blinden" Hessen und Schwaben, vor allem
aber an die Welfen. Jacob Grimm, in seiner schon zitierten "Geschichte
der Deutschen Sprache" (394 f./567
f., s.a.327/468) meinte dazu: p29 Kretschmar (I
149 52) bringt einige Fassungen dieser Geschichte, aber keine
verdient den Titel "Mythos"; ich bin also ausnahmsweise genötigt,
dem verehrten Jacob Grimm nicht beizupflichten: diese Legenden reichen
als 'Begründung' für den Namen der Welfen nicht aus; womit
Grimm recht hatte, ist die Annahme einer "uralten" Überlieferung. Das trifft insoweit zu, als die lange, beschwerliche Suche der Wolfsbraut nach dem verschwundenen Geliebten zur Rede steht; das "Licht Verbot" hingegen, also das Besichtigen dieses rätselhaften Geliebten, das sein Verschwinden verursacht, und das so zentral für den Amor Psyche Mythos ist, kommt nur in den Märchen aus Schweden, Dänemark, Island und den Färöern vor (Kretschmar 137 f.,139,143); in den anderen europäischen Fassungen handelt es sich um das Ausplaudern eines Geheimnisses (so auch richtig Kretschmar 192), wie wir es so häufig in den Melusine Geschichten finden. Woher sonst in der griechischen Mythologie kennen Sie den Zug, daß eine Geliebte den Liebhaber nicht in seiner "wahren" Gestalt sehen darf? p30 In einem Mythos,
auf den wir nolens volens immer wieder zurückverwiesen werden,
dem vom Dionysos. Zeus liebte die Semele und hatte ihr leichtfertiger
Weise die Erfüllung eines Wunsches zugesichert. Semele, von Hera
böse beraten, wünschte sich, Zeus solle so zu ihr kommen,
wie er es getan habe, als er Hera freite. Das ist nun wiederum ein sogenanntes "Motiv", über das sich Stunden schwatzen ließe. Im Märchen handelt es sich häufig darum, daß die drei Prinzessinen, oder drei andere Töchter, sich vom Vater, der auf Reisen ging, etwas gewünscht haben. Die Wünsche der beiden älteren sind leicht zu erfüllen, die Jüngste aber wollte irgendetwas ganz Unsinniges und Unbeschaffbares, "spielendes Laub und singendes Gras" (Kretschmar 157), ein "klinkesklankes Lowesblatt" (Kretschmar 159), und dieses Nicht-Ding beschafft dann der Hund oder Wolf unter der Bedingung, daß der König ihm d a s gebe, was ihm bei seiner Heimkehr zuerst begegne, und das ist dann die jüngste Tochter. Oder aber der Vater verspricht das zuerst Begegnende dem Retter aus einer üblen Situation. In d i e s e r Fassung kennen Sie den Mythos aus dem Alten Testament, Buch Richter 11.30-36. Da heißt es vom Richter Jephtha: "Jephtha gelobte
Jahwe: Wenn du in der Tat die Moabiter in meine Gewalt gibst, so soll,
wer immer aus der Türe meines Hauses heraus mir entgegenkommt,
wenn ich wohlbehalten von den Moabitern zurückkehre, Jahwe angehören
und ich will ihn als Brandopfer darbringen." p31 "Idomeneus de semine Deucalionis natus, Cretensium rex, cum post eversam Troiam reverteretur, in tempestate devovit sacrificaturum se de re, quae ei primum occurrisset.contigit, ut filius eius primus occurreret:quem cum, ut alii dicunt, immolasset, ut alii vero, immolare voluisset et post orta esset pestilentia, a civibus pulsus regno Sallentinum Calabriae promunctorium tenuit, iuxta quod condidit civitatem..." In den, Ihnen hoffentlich
bekannten, Kinder und Hausmärchen der Brüder Grimm kommt das
'eigentliche' Jephtha Motiv - der Vater verspricht in einer Notlage
- nicht vor, wohl aber das mit den drei Töchtern, die allerdings
keine Wolfsbräute sind: in Nr.31 Das Mädchen ohne Hände,
Nr.88 Das singende springende Löweneckerchen (Lerche), und Nr.92
Der König vom Goldenen Berg. Es sticht kein Schiff
von diesem Strand in See, Eh du nicht Iphigenie, dein Kind Auch das Rohita Motiv finden Sie wieder in Grimms Märchen, in Nr.12 Rapunze1, Nr.55 Rumpelstilzchen.Nr.181 Die Nixe im Teich. In einem albanischen Märchen (Leskien: Märchen aus dem Balkan Nr.48, p.212 f.) wird die noch ungeborene Tochter der Sonne versprochen, die das Mädchen dann auch an sich nimmt, aber gnädig mit ihr umgeht. Auch diese Abschweifung nur nebenbei, zur Illustration des Umstandes, daß ungezählte steinalte kosmologische Formeln bis vor kurzem noch vergnügt in unseren sog."Volksmärchen" fortgelebt haben. Auf die Behauptung, Märchen seien dem vorgeblich unerschöpflichen Born der mythenschaffenden Volksseele entsprungen wie Athene dem Haupte des Zeus; auf die sind Sie hoffentlich nie hereingefallen. p32 Mit den kulturhistorischen "Auswertungen" sowohl von Koppers als auch von Kretschmar werde ich Sie nicht weiter behelligen: Wilhelm Koppers wollte (Wiener Beiträge zur Kulturgesch. u. Linguistik 1,1930,p 389) der bedeutenden Rolle der den Hund heiratenden Prinzessin wegen - die Hundemythologie der "mutterrechtlichen Kultur" der Wiener Schule zuschreiben, und Kretschmar ( II 260) schloß sich an: "...mutterrechtliches Provenienz.Wie...bereits angeführt, folgte dem theriomorphen Zeitalter mit Vorherrschaft des männlichen Prinzips die sonnenmythologische Epoche mit der Herausstellung des weiblichen Prinzips .... In dieser Zeit verlor der Wolfsgatte seine Bedeutung, und die Wölfin und Hündinmütter traten dafür hervor." Dazu kann man wirklich nur sagen "fiddlesticks". Schwerer wiegt, daß Koppers in seiner kurzen, Kretschmar in ihrer langen Arbeit mit ihren sog. 'Motiven' all zu großzügig umspringen und Phänomene in Kategorien pferchen, in die sie nicht hineingehören. Vor allem wird der Hund als psychopompós, als hilfreicher Geleiter der Totenseele ins Jenseits mit dem "Kerberos", dem den Hades bewachenden Hund bzw. den beiden Hadeshunden erbarmungslos zusammengestopft. Maria Leach, in ihrem umfangreichen Buch "God had a Dog" vermeidet diesen Fehler sorgsam, aber da sie aus Prinzip keine Quellen angibt, überhaupt keine Fußnoten offeriert, worüber ein umfängliches Literaturverzeichnis nicht hinwegtrösten kann, wird einem die Benutzung dieses Buches vergällt, zumal ich in ein paar Fällen feststellen mußte, daß sie es mit Details nicht gar zu genau nimmt. Über den Hund als psychopompós, als hilfreichen Geleiter und Pfadfinder für die Totenseelen kann ich Ihnen vorläufig nur wenige eindeutige Data anbieten. D.h. Material über Hundetötungen anläßlich von Bestattungen gibt es zuhauf, und es ist nicht zu bezweifeln, daß die Seelen dieser getöteten Hunde die Seele ihres Herren begleiten sollen, a b e r , wie Sie sicher wissen, hat man in Indien noch bis vor kurzem die Witwenverbrennung verübt, und daraus zöge doch wohl keiner den Schluß, Ehefrauen fungierten als psychopompai; m.a.W. man muß unterscheiden zwischen dem, riesig weit verbreiteten Brauch, dem Toten möglichst viel von seiner lebenden und toten Habe mit zu geben, und der Konzeption eines Seelen-Reiseführers. Am besten kennen wir in dieser Rolle den Hermes, wenn da auch von einem Hund keine Rede ist. Der letzte, 24.Gesang der Odyssee beginnt gleich mit einer einschlägigen Schilderung: Aber es rief der Kyllenier
Hermes die Seelen der toten p33 Sich vom Felsen gelöst
und sie drängen sich dicht aneinander: (Vg1.Hom.Hymn.
an Hermes 572 f.; Chr.Scherer, Roscher I 2373 6.Hom.H.
Demeter 377) geleitet Hermes die Persephone auf dem Wagen
wieder zu Demeter) "Probably the most
famous of all dog psychopomps is the Egyptian Anubis, god of the dead,
who conducted the soul from this world to the judgement seat of Osiris
in the next, where it was weighed against the feather of truth.Anubis
did the weighing and the god Thoth stood by writing down the results." Ich habe bis jetzt nicht
herausfinden können, ob das wirklich stimmt. Im Ägypt.Lexikon
(I 328) wird angegeben: "In
der Interpretatio Graeca schließlich wird Anubis zu Hermes psychopompos",
aber kurz vorher (I 327) hieß
es schon: "in Menschengestalt mit Hundekopf tritt Anubis seit dem
Neuen Reich als Totengeleiter und Balsamierer auf." Als Balsamierer
hat Anubis immer gegolten, seitdem er den Leichnam des Osiris einbalsamierte,
er ist der Herr der Nekropolen der Totenstädte, der Särge
und Eingeweidekrüge. Ein Wächter und
Schlüsselhalter des Hades und ein sog."Totengott" was
ist das überhaupt? ist noch lange kein psychopompós. Eduard
Meyer (in Roschers Lexikon I 386 f.)
bezeichnet Anpu/Anubis als "Herrscher des Grabes und der Totenwelt"
das stimmt ganz einfach nicht; der König des Totenreiches ist,
seit seiner Ermordung, der Osiris, w e n n es denn überhaupt e
i n Totenreich geben sollte. "In meines Vaters Hause sind viele
Wohnungen". Ed.Meyer fährt fort: p34 Bloß: gerade der
Plutarch in seinem 61.Kapitel von De Iside (375
E) sagt kein Sterbenswörtchen vom Seelengeleit, vielmehr
erfahren wir dort (Hopfner II 37) "Nachdem ...Nephthys den Anubis geboren hatte, unterschob sich ihn Isis, denn Nephthys ist das unter der Erde Befindliche und Unsichtbare (to hypò gen kai aphanés), Isis dagegen das über der Erde Befindliche und Sichtbare (to hyper gên kai phanerón), und der dies berührende und Horizont genannte Kreis (ho kaloumenos horîzôn kyklos), der beiden (Göttinnen) gemeinsam ist, heißt Anubis und wird seinem Aussehen nach dem Hunde nachgebildet; denn auch der Hund sieht in gleicher Weise sowohl bei Nacht als bei Tage. Auch scheint Anubis bei den Ägyptern dieselbe Bedeutung zu haben wie Hekate bei den Griechen, da er zugleich unterirdisch (chthonios) und himmlisch (olympios) ist. Manchen aber scheint Anubis die Zeit zu sein (chronos); daher erhielt er, da er alles aus sich gebiert und in sich damit schwanger geht (kyôn en heautô) den Beinamen Hund (kýôn)." So übersetzt Hopfner
(II 25), und vermerkt zu chronos
winzig klein: "chronos Markland, Kronos codices". In den Handschriften
steht also nicht Chronos, die Zeit, sondern Kronos, der Saturn, und
in der LCL Übersetzung und Edition heißt es dementsprechend
"Some are of the opinion that Anubis is Cronus". Wir können keine der sich hier aufdrängenden Fragen beantworten an den "Horizont" glaub' ich sowieso nicht; Anubis Saturn muß man im Sinn behalten als eine Möglichkeit; worauf es mir jetzt ankam, war nur, Ihnen dar zu tun, daß man nicht so zungenfertig sein soll: vielleicht war der Anubis in der Tat der legitime 'Vorfahre' des Hermes psychopompós, aber bewiesen scheint mit der Fall noch keineswegs zu sein. p35 Die von Koppers gebrachten Belege für einen 'echten' Totenseelen geleitenden Hund bei den Miao tze in Tonking, den "südlichen Tungusen im Gebiete der Manschu", den Ao und Sema Nagas in Assam sind nicht gerade von der überzeugenden Sorte (385f. Borneo: Hundemuster auf Särgen, Kretschmar II 40, nichts Mündliches, nichts bei Schärer I). Bei den Kiwai auf dem melanesischen Neuguinea (Kr.45 f., nach Landtmann 221,242,270,276,288,311 ff.) fungieren Hunde eher als Polizisten des Hadesherrschers: Was die Azteken anlangt, so lesen wir bei Sahagun (http://de.wikipedia.org/wiki/Bernardino_de_Sahagún) über die Reise der Totenseele nach einem der drei Haupt-Totenreiche, Mictlan (Sahagun, Seler 296 98, vgl. Krickeberg: Märchen Maya 28, 294): "Sie bringen ihn (den Toten) in Hockerstellung ...Darauf wickeln sie ihn in seine Binden ...geben ihm seine Papierkleider...Und nachdem sie sie ihm gegeben, bringen sie sie in eine bestimmte Reihe, legen sie sie vor ihn hin sprechen: 'Damit wirst du an die Stelle kommen, wo die Berge zusammenstoßen tepetl imonamiquian, (Seler IV 19, Gesammelte Abhandlungen zur Amerikanischen Sprach- u. Altertumskunde. 5 Bde., Berlin 1902-23) - das mexikanische Gegenstück der griechischen Symplegaden -, und damit wirst du durchkommen an die Stelle, wo die Schlange(couatl) den Weg bewacht. Und damit wirst du vorbeikommen an der grünen Eidechse (cuetzpalin), am Zeichen der Blume (xochitonal). Und damit wirst du verfolgen die acht Hochsteppen.Und damit wirst du gelangen zu den acht Hügeln.Und damit wirst du gelangen an den Ort des Obsidianwindes. Und an diesem Ort, am Orte der scharfen Winde (ehecatl), sagt man, leidet man große Not; lauter Steinmesser (tecpatl) dort und Steingrus?? werden vom Winde umhergetrieben.Und deshalb von den Männern, die gestorben waren, ihre Federschmuckkoffer, ihre Schilde und Schwerter und all ihre ...Trophäen und alle ihre Mäntel...verbrennen sie mit allem zusammen. Ebenso die Frauen, alles, ihre Körbchen ...ihre Webeketten, ihre Webehölzer..., ihre Bambusstäbe ...werden mit allem zusammen verbrannt. Man sagt, er verteidigt sich damit, will sich damit gegen den Wind schützen ...Und wer nichts sein eigen nennt, wer bloß so geht, leidet sehr, ist sehr im Unglück, wenn er nach dem Orte der scharfen Winde kommt. Und ein Hündchen hat er als Begleiter, ein gelbes, das einen Faden lockerer Baumwolle als Halsband trägt ...man sagt, daß er (den Toten) über den neunfachen Strom nach Mictlan setzt...Und nachdem vier Jahre zu Ende sind, kommt (der Tote) in die neunfache (tiefste) Unterwelt. Dort ist ein breites Wasser, Hunde sind dort die Fährleute. Sie sagen, wenn einer kommt, so schaut der Hund nach ihm aus, und wenn er seinen Herrn erkannt hat, so stürzt er sich ins Wasser, um seinen Herrn überzusetzen. Deswegen züchten die Eingeborenen sehr viel die Hunde. Und man sagt, der weiße Hund und der schwarze Hund können nicht nach dem Totenland übersetzen, man sagt, der weiße spricht: 'ich habe mich eben gewaschen', und der schwarze sagt: 'ich habe mich eben schwarz geschminkt'; nur er allein, der gelbe, kann über den Fluß setzen. Und in der neunfachen (tiefsten) Unterwelt geht alles zugrunde (ist alles aus). Und nachdem (die Bestatter) alles fertig gemacht haben, bringen sie (den Toten) zum Feuer, und sie töten zuerst das Hündchen, danach wird (der Tote) verbrannt (und der Hund), ihn besorgen die zwei Totengräber" (s.a. Alexander, MAR XI 81~Vaillant: The Aztecs 171) p36 Hier sieht es also so aus, als sei der jeweils bei der Bestattung getötete Hund tatsächlich der Seelengeleiter, aber eindeutig ist das noch lange nicht. Zu den Orten, die die Seele zu passieren hat, ist zu bemerken, daß es sich, von den Simplegaden abgesehen, um Tageszeichen handelt, Schlange, Eidechse, Blume,Wind, Steinmesser, aber um welche Sterngruppen es sich handelt, das ist noch lange nicht heraus, ungeachtet heftigster Bemühungen zahlreicher Scholaren. Ein paar einschlägige Titel finden Sie in der Literaturliste(?). Der Fray Bernardino de Sahagun, dem wir den auszugsweise zitierten Text verdanken, war ein Franziskaner Mönch, der bereits 1529, acht Jahre nach der Eroberung der Stadt Mexiko, dorthin kam. Er wirkte als Geistlicher in Tepeapulco und "später als Lehrer an dem Colegio Imperial de Santa Cruz de Tlatelolco". Sahagun ließ alle dazu willigen Azteken alle ihnen bekannten Überlieferungen in ihrer eigenen Sprache dem Nahuatl aufschreiben und brachte so (Ferdinand Anders im Registerband zu Selers Abhandlungen 385) "eine einzig dastehende große Enzyklopädie der geschichtlichen und kulturellen Verhältnisse der alten Mexikaner"zusammen. Die Original-aufzeichnungen finden sich in Madrid eine Hälfte in der Biblioteca del Palacio, die andere in der Bibliothek der Academia de la Historia , und eine Reinschrift mit spanischer Übersetzung in der Biblioteca Laurenziana in Florenz, kurz Florentiner Codex (http://en.wikipedia.org/wiki/Florentine_Codex) genannt; Andersen und Dibble(Sahagún, Bernardino de (195082) [ca. 154085]. Florentine Codex: General History of the Things of New Spain, 13 vols. in 12. vols. I-XII. Charles E. Dibble and Arthur J.O. Anderson (eds., trans., notes and illus.) (translation of Historia General de las Cosas de la Nueva España ed.). Santa Fe, NM and Salt Lake City: School of American Research and the University of Utah Press. ISBN 0-87480-082-X. OCLC 276351) haben eine zwölfbändige zweisprachige Ausgabe herausgebracht. Über den neunfachen Strom, woselbst Hunde als Fährleute fungieren, ließe sich lange handeln; besinnen Sie sich darauf, daß auch der griechische Okeanos ein neunfacher war, und daß Tlauizcalpantecutli, Venus als Morgenstern, dort hinein gestürzt wurde, nachdem er (mit dem Wurfbrett) einen Pfeil auf die Sonne geworfen hatte, die sich nicht bewegen wollte. Das lange Handeln würde aber nur zu wenigen, eventuell zu gar keinen konkreten Ergebnissen führen, weil man die Hürden nicht überhupfen kann, die die Mexikanisten uns in den Weg gebaut haben. Nehmen Sie als Beispiel einen kurzen Abschnitt aus Selers Abhandlung über "Das Weltbild der Alten Mexikaner" zur Kenntnis (IV 8,s.a.Koppers 371 und Seler III 44 48): p37 Das große die Erde umfließende Wasser hatten die einwandernden Stämme... auf Booten überschritten. Nach anderen aber wurden sie von großen Schildkröten über das Wasser getragen (Chimalpain p.38): 'Und ebenso kamen dort aus Tlapallan (dem im Osten gelegenen 'rothen Lande'), die Nonoualca, die Tlacochcalca. Das große göttliche Wasser, den Himmelsfluß (d.h.das Meer) überschritten sie, das große Schneckengehäuse (Muscheltrompeten) birgt, und wo große Schildkröten von der Fluth fortgeführt werden. Aus dem großen Flusse (dem Meere) kamen sie.' Die Toten aber, die keine Boote hatten, brauchten, um über das große, zwischen der Erde und der Unterwelt sich breitende Wasser zu setzen, einen gelben oder rothen Hund; denn der Hund, das scharfzähnige, bissige Thier, war den Mexikanern die Verkörperung des Feuers und insbesondere des vom Himmel fallenden Feuers, des Blitzes, der die Erde spaltet und den Weg in die Unterwelt eröffnet. Darum gaben die alten Mexikaner ihren Toten einen Hund rothgelber Farbe in das Grab mit, den sie zuvor durch Einstoßen eines Pfeiles in den Hals töteten. Kam dann die Seele des Toten an den breiten Fluß, der Erde und Unterwelt schied, so warteten am anderen Ende schon die Hunde. Und erkannte ein Hündchen seinen Herrn, so sprang es in den Fluß und holte ihn hinüber. Dasselbe die Erde umgürtende Wasser hatte aber ...auch die Sonne zu überschreiten, wenn sie Morgens aus dem Ozean sich erhob und Abends in ihn hinabtauchte, um, gleich den toten Menschen, in die Unterwelt hinab zu gehen. Darum hatte auch sie ihren Hund, der sie über das Wasser setzte, sie des Morgens herauf und des Abends zu den Toten hinab führte. Das war Xolotl, der Gott in Hundegestalt oder der hundeköpfige Gott, der mehr oder minder deutlich mit dem B 1 i t z g o t t e sich deckt." Die Beschäftigung mit Xolotl verschieben wir, a b e r , s o viel sei gesagt, es kann überhaupt keine Rede davon sein, daß er tagtäglich die Sonne beim Aufgehen und Untergehen begleitet. Xolotl ist der Zwilling von Quetzalcouatl, er spielt jeweils nach Ablauf von acht Jahren Ball auf dem Pdauallachtli, er ist Herr sowohl des Ballspielplatzes als auch des 17. Tageszeichens Olin/Bewegung, das eben diesen Ballspielplatz darstellt, sowie das timäische Xi und das chinesische sog. 'Symbol' von Yin und Yang. p38 Maria Leach (141 f.) bringt noch einige weitere zentralamerikanische Belege, z.B.: "In Zapotec mythology a white dog and a black dog await the soul at the bank of the great river which rushes between this world and the other world.The black dog will carry the soul safely over when he has never mistreated a dog in this world. If he h a s mistreated dogs in this world, the dogs of the next will never let him cross. The white, they say, will carry a soul across if the soul has thought to bring soap and will wash his coat." Bezüglich der Einwohner von Peru hören wir (Krickeberg:Märchen Maya 247 f): "Alle Seelen der Toten gehen nach dem Glauben der Gebirgsbewohner in ein Land, das Upamanca heißt, das 'Land der Stummen'. Vorher müssen sie einen Strom überschreiten, über den eine sehr dünne Brücke aus Haaren führt. Die Seelen werden von schwarzen Hunden hinübergebracht, die zu diesem Zwecke von den Indianern gehalten werden." Wie Sie sehen, ist das Verwechseln von realiter himmlischen Hunden und den Seelen bei der Bestattung geopferter Vierbeiner ein weit verbreitetes Phaenomen, und es wird sich schwerlich eruieren lassen, wer diese Verwechslung angezettelt hat, ununterrichtete eingeborene Gewährsleute oder sie befragende weiße Berichterstatter, von denen nur die allerwenigsten jemals an Sterne denken. Wenn Sie aber, sozusagen als missing link, die aus dem Jungpaläolithikum stammende Konzeption von den Herren der Tierarten, von der Fixsternseele, dazwischen schalten, so werden sich die krausen Geschichten am Ende vielleicht doch aufdröseln lassen. Zur Gedächtnisauffrischung ein paar Zeilen von Alexander (MAR X 292 f.): "One of the most distinctive American mythic ideas is the conception that every species of animal is represented by an E 1 d e r B e i n g who is at once the ancestor and p r o t e c t o r of its kind..." und von Hagar (Festschrift Boas 354): "According to the Cherokee, every living object on earth is the descendant of an ancestor in the sky, who is represented by some Star or group of stars. From that ancestor it has received all its characteristics; indeed, the ancestor is definitely said to be the only real object of its kind. His earthly descendents are regarded as mere shadows or reflections, or, perhaps more properly, emanations. It naturally follows that the celestial prototype has complete power over its children." Sie wissen, daß solches kein Monopol amerikanischer Indianer gewesen ist; wir haben oft genug über die gestirnten Herren der Tiere gesprochen, über den sog.'Bären Kult', der in Wirklichkeit Ursa maior gilt, über Tierversöhnungsriten, über das Gebot, die Knochen erlegter Tiere sorgsam aufzubewahren, damit der himmlische "Elder" oder Herr der Tiere sie erneut beleben kann. Sie müssen also den Herren, Vater oder Mutter, "oben" immer unter der Hand mit verstehen, wenn von Tieren hier unten die Rede ist. Zur Illustration ein Absatz aus Otto Zerries' Buch "Wild und Buschgeister Südamerikas"(Stud. Kkde.11.,p.296, Steiner 1954, Wiesbaden): p39 "Auf dem Seelenwege, der Milchstraße, die, wie die Taulipang glauben, nach Osten ins Jenseits führt, wohnt Aimalaga podole, der Vater der Hunde (Koch-Grünberg: Vom Roroima zum Orinoco III,1923,173). Wenn ein Hund auf Erden mißhandelt wird, geht seine Seele dorthin und beklagt sich bei Aimalaga podole. Stirbt nun sein Herr und dessen Seele geht den Weg der Schatten, so erkennt ihn die Seele seines Hundes und Aimalaga podole befiehlt dieser, die Seele seines Herren zu fassen und zu töten. Andere Seelen,die bei Lebzeiten gut waren, läßt Aimalaga podole unbehelligt ins Jenseits. Eine ganz ähnliche Vorstellung haben die Kalüia und Arawak, wo die Seeleg die Mutter bezw.den Großvater der Hunde (pero oyo; pero tamulu) passieren muß. Der Geist Akotombo der Kali na jagt alle schlechten Menschen weg, die sich der Brücke über den Fluß Alawali im Jenseits zu nähern versuchen. Sie fallen in den Strom, wo der gefürchtete...Großvater der Haie wohnt." Damit sind wir, beinahe unbemerkt, zum Stichwort Kerberos gekommen, denn darum dürfte es sich bei dem Hunde Herren Aimalaga podole der südamerikanischen Taulipang doch wohl handeln. Und da wir gerade in Amerika sind, bleiben wir auch noch ein Weilchen ebenda. Von den nord-amerikanischen Cherokee, die zu den Irokesen zählen, läßt uns Stansbury Hagar wissen (Cherokee Star Lore,Festschrift Boas 362 f.): "The Cherokee recognize two dog stars, Sirius and Antares //letzteres nehme ich ihm vorderhand nicht ab//. They guard opposite points of the sky, where the Milky Way touches the horizon //Es handelt sich nicht um den Horizont,sondern um die Ekliptik, und der Antares steht ein ganzes Stück weit weg von dem Schnittpunkt//. Bothe are never seen at the same time, but one or the other is always visible.The tradition is that souls, after the death of the body, cross a raging current at a narrow pole, from which those of the evil doers and cowardly fall off, and are swept to oblivion in the waters below. Those who succeed in crossing go eastward, and then westward to the Land of Twilight. They follow a trail until they reach a pass beyond which the trail forks. There they encounter a dog (gili) who must be fed, otherwise he will not permit the soul to pass. Having left him behind, the soul continues to follow the trail until it encounters another dog, who must also be propitiated with food. The unfortunate soul who is insufficiently provided with food for both dogs, having passed one, will be stopped by the other.The first will not permit him to return, and he will be held a prisoner forever between the two animals. The trail which the souls
follow is probably the Milky Way, generally known among the North American
Indians as the 'Path of Souls', over which they pass from earth to the
land of souls, though the Cherokee of today do not seem to use that
name for it. //welchen Namen benutzen Sie an Stelle
dessen?? Where the dog ran!// Einschub zu p39: Die Cherokee nannten,wie Sie eigentlich inzwischen wissen sollten, die Galaxie "Wo der Hund rannte", wie nachzulesen in Hamlets Mill 249 und im Appendix 17, 387-390. Und das kam so, gemäß James Mooney (Mooney, James. "Myths of the Cherokee," 19th ARBAE 1897-98, Washington, 1900 p259 u p443): "Some people in the south had a corn mill, in which they pounded corn into meal, and several mornings when they came to fill it they noticed that some of the meal had been stolen during the night.They examined the ground and found the tracks of a dog, so the next night they watched, and when the dog came forth from the nor th and began to eat the meal out of the bowl they sprang out and whipped him. He ran off howling to his home in the north, with the meal dropping from his mouth as he ran, and leaving behind a white trail where now we see the Milky Way, which the Cherokee call to this day ....'Where the dog ran'." Bei der Gelegenheit bringe ich in Erinnerung die Mehl klauenden Widder, in den südkongolesìschen und zentralsudanischen Mythen von, aus-gerechnet!, dem Sonnenschlingenfang. Der Sonnenwidder wird bei den Mahlsteinen eingefangen , wovon im letzten Sommersemester gehandelt wurde (Mühle u.Feuerdrill.SS 1979,57 ff.) Maria Leach (p62) liefert uns Zusätzliches: "The Seminole Indians of Florida, of Cypress Swamp and the Everglades, also tell about a dog path in the sky, but for a different reason. They say it is ifi heni, the dog way, by which dogs travel to their heavenly home. It slants up the sky and joins the Milky Way, the spirit road (solopi heni) by which the souls of the good travel to the land of the dead in the West. Long ago the Seminoles used to krall a dog as soon as its owner died, so that it might accompany him to the afterworld.The dog started out an the little path, the dog way, and caught up with his master an the spirit road, and the two went on together. The dog road, ifi heni, is sharply visible in clear nights.The Natchez Indians also call the Milky Way the dog trail." (Gemäß p.406 zu finden in Greenlee: Folktales of the Florida Seminole, JAF 58,138 39) It is not difficult to recognize Antares in the Spirit Star at the southern end of the Milky Way. This star has been the peculiar star of the dead in the Euphratean region, Peru, Qatemala, and many Parts of the world". Ganz so einfach geht's nicht. Einschub Ende p40 Von dem Eskimo Hund, der
das Mädchen heiratet, das keinen Mann haben wollte, haben wir schon
gehört. In der Tiefe des Meeres bewacht er das Reich der Sedna
zusammen mit deren verstümmel-temVater, und läßt nur
ganz wenig Raum für die passierenden Seelen.Im Totenreich der Ojibway
Algonkin sitzt ein Hund "so groß wie ein Haus. Sorgfältig
bewacht er die Totenstraße. Jeden läßt er ungehindert
ins jenseits eingehen.Will aber jemand wieder heraus, so leidet er es
nicht", und auch die Menomnee (westlich des Michigan Sees) "denken
sich einen Hund an der Unterweltsbrücke" (Kretschmar
II 107f.)und "the Massachusetts also believe that a dog
watches the gate"(Thomas,ERE I
512 a). Die Irokesen, ihrerseits, erwarten, "bei der Jenseitswanderung
an einen Fluß (zu) kommen, den sie auf einer Brücke überqueren
müssen. An deren Ende steht ein grimmiger Hund, der den Toten mehrmals
ins Wasser fallen läßt. Damit der Tote dabei eine Hilfe hat,
töten sie einen Hund am Grabe und sagen: 'Dieser kleine Hund soll
dein Gefährte sein, er wird dir helfen' ." (Kretschmar
II 113) Über China konnte ich bislang nichts besonders Erleuchtendes finden, ausser der Angabe bei Kretschmar (II 25), der "chinesische Volksglaube" kenne "einen Hund in der Unterwelt. Darum legt man dem Sterbenden in Südschantung einen Kuchen aus schlechtem Mehl oder Kleie in die Hände, damit er ihn dem Hund zuwerfe, sollte dieser den Weg versperren", und einer bei Doré (I 48 f.): "a little rice is put in the dead man's hands, in order that he may appease therewith the hungry dogs of the village, which he must cross an his way to the nether world. This is called the viand for appeasing the dogs, Ta keu shih. Others, endowed with more foresight, add thereto a pair of chopsticks, to be used as cudgels, in case the hungry dogs made a too determined attack to bite him." Von Celebes erfahren wir nicht mehr (Kretschmar II 42), als daß die Toradjas "an einen Hund in der Unterwelt...glauben", bezüglich Nord Borneos: "a fiery dog is held to watch at the gate of Paradise, and to lay claim to all virgins" (ERE I 512 a, 493 a), und auch die Bewohner von Nias "stellen sich einen wütenden Hund im Jenseits vor, der auf die Seelen eindringt und sie ...heftig anbellt" (Kretschmar II 43). Mr.Northcote W.Thomas, in seinem imponierenden Artikel "Animals" in Hastings Encyclopaedia of Religion and Ethics (I 493 a) meinte: p41 "It is a common belief that the soul has to traverse a river an its journey into the other world. Sometimes the bridge is said to be an animal; the Ojibways said that a great serpent served as a bridge.In New Caledonia a serpent serves as a bridge. In other cases an animal guards the passage; in North Borneo...a fiery dog. The idea of a dog at the end of the soul Bridge is also found among the Iroquois." Von einem "common belief" sollte man nicht so nassforsch reden, dergleichen will bewiesen sein, und solches hat, soweit ich weiß, bislang noch niemand bewerkstelligt.
Das altpersische A w e
s t a war wohl einmal das iranische Pendant zu den indischen Veden und
repräsentiert die Grundlage der zoroastrischen Religion. Im Gegensatz
zu den Veden aber, speziell zum Rigveda, der als einziges schriftliches
Werk in der Überlieferung des homo sapiens komplett und unbeschädigt
auf uns gekommen ist, liegt uns das awestische Corpus nicht vor. Es
ist eine Sammlung von Schriften und, um Lommel (Rel.
Zar.1 aus: Die Religion Zarathustras nach dem Awesta dargestellt. Tübingen,
Mohr, 1930) (s.a. http://en.wikipedia.org/wiki/Sacred_Books_of_the_East)
zu zitieren: Die Hauptbestandteile des Awesta sind die Gathas,"gesungene Strophen" (Rypka), die angeblich Zarathustra selbst verfasst hat (wenn er denn gelebt haben sollte), Yasna, das sind lithurgische Gebete,Yasts,das sind Hymnen,und das Vidêvdât, oft auch Vendidâd geschrieben, das die religiösen "Gesetze" und Vorschriften enthält. Die ersten awestischen Manuskripte brachte nach dem Westen der hoch zu lobende Franzose Abraham Hyazinthe Anquetil Duperron, der sie von den Parsen in Indien erhielt, wo er sich von 1758 bis 1761 aufhielt; 1771 gab er eine erste Übersetzung dieser awestischen Texte heraus (Rypka 16 f.). Sie täten gut daran, George Sarton's Artikel über Anquetil Duperron (Osiris LS 3, 1938,193-223 ) gelegentlich zur Kenntnis zu nehmen. In Mittelpersisch oder Pahlevi sind die Schriften der Zarathustrier aus sassanidischer oder nachsassanidischer Zeit geschrieben also ab dem Jahr 224 n.Chr., darunter für uns im Allgemeinen am wichtigsten das Bundahishn, das in zwei Formen vorliegt, als das kleinere, "indische" und "the Greater or Iranfan Bundahishn", das, laut Anklesaria (p.7), eigentlich betitelt ist "Zand âkâsîh / Knowledge of the Commentary". "Bundahishn", sagt Anklesaria,"occupies the same place in the Iranfan literature as the Genesis in the Christian scriptures." p42 Das awestische "Gesetzbuch" a1so,Videvdad/Vendidad 19.30 sagt, laut Übersetzung von Darmesteter (http://en.wikipedia.org/wiki/James_Darmesteter): "Then comes the well shaped, strong and tall formed maid, with the d o g s at her sides, one who can distinguish, who is graceful, who does what she wants, and is of high understanding. She makes the soul of the righteous one go up above the Hara berezaiti; above the Kinvad bridge she places it in the presence of the heavenly gods themselves". Vid.19.29 und 30 lauten in der Übersetzung von Fritz Wolff: " ..er kommt zu dem
von Zrvan geschaffenen Pfad der für die Druggläubigen //das
sind die "bösen"// und der für die Asagläubigen
(bestimmt ist) , zu der mazdâgeschaffenen Cinvat Brücke...
30: Jenes schöngeschaffene, tüchtige, wohlgewachsene (Mädchen)
stellt sich ein, mit den beiden Hunden, ..., mit einem Strick versehen,
die gewandte Kunstfertige. (Die zerrt der Druggläubigen schlechte
Seelen in die Finsternis hinab). Die bringt die Seelen der Asagerechten
über die hohe Harâ kommt sie heran über die Cinvat Brücke
hinüber zum Uferdamm der geistigen Yazatas." Im Bundahishn 30.1 3 heißt es, rätselvoll genug (Anklesaria p.257): " One says in the Scripture: 1. A peak, which is of
the height of a hundred men, in the middle of the world, which they
call the peak of the Dâiti, is the fulcrum //Stützpunkt,
Drehpunkt, Gelenkpunkt// of the balance of the Yazat Rasnu; one
scale is on the summit of Mount Alborz in the southern direction, and
the middle rests upon that peak of the Dâiti. Im jüngeren Awesta sind, wie in der griechischen Tradition, drei Totenrichter zugange, Mithra, Sraosha und Rashnu, wobei Rashnu die Wage hält (Yt.12 =Rasn Yast, cf.Lommel: Yäshts 95 ff., s.a. Rel.77; s. a. Robert C. Zaehner: Zurvan : a Zoroastrian dilemma. Clarendon Press, Oxford 1955) und zwar, wie Sie gehört haben "in the middle of the world". Nahe dabei befindet sich die Cinvat Brücke, wo der Totenseele jenes schöne Mädchen entgegentritt, d.h. s c h ö n erscheint sie nur für die Braven, den Bösen kommt sie als abschreckendes Weibsstück entgegen; es handelt sich um die sog. Daênâ (auszusprechen doyono laut Lommel: Yäshts 101, d.i.Einleitung zum Yt.13= Fravardîn Yt), sagen wir "Überseele"; Lommel übersetzt (Relig.187) "Geistiges Urwesen". Die Cinvat Brücke (s.a.Nyberg 180 ff.) ist, mit Lommel (Re1.189) "so eingerichtet, daß ihre Mitte durch eine scharfe Schneide gebildet ist. Diese gleicht einem Schwert, das neun Speerlängen breit, aber haarscharf ist. Die breite Klinge kann sich wenden, sodaß entweder die flache Seite wagrecht liegt und einen Übergang gewährt, oder sie steht senkrecht mit der Schneide nach oben. Zu dieser Brücke geleitet das schöne Mädchen die Seele des Frommen, wandelt sicher und freudig mit ihm über die kritische Stelle, die nun neun Speere breit ist, und führt sie ins p43 Himmelsreich.Aber die Seele der Gottlosen ... wird vom Teufel Vizarsaha dahin geschleppt und ihre Daena gebietet ihr,die messerscharfe Schneide zu betreten.Von da stürzt sie hinunter... Gerade unter der Stelle aber,die keine sündige Seele überschreiten kann,öffnet sich in der Tiefe die Schlucht der Hölle. Ebenso wie das geistige Urwesen des Gerechten mit ihm in den Himmel eingeht, so muß auch die Daena des Missetäters mit ihm in die Hölle stürzen.Das wird zwar nirgends ausdrücklich gesagt,geht aber aus manchem hervor... " Lommel meint weiter (190): " Eine besondere Rolle spielen auch zwei Hunde. Schon im jüngsten Avesta heißt es, dass das schöne Mädchen der Seele entgegenkommt in Begleitung zweier Hunde,und dass die Hunde,die beiden Brückenwächter,der Seele eines Sünders,trotz ihres Geschreies und Wehklagens beim Betreten der Brücke nicht Beistand leisten.Dies Besonderheit ist von hohem mythengeschicht-lichem Interesse und hängt zusammen mit der Zeremonie des Seg-did (Hundsblick), ist aber ursprünglicher als diese. Bei derselben wird ein 'vieräugiger Hund', d.h. ein solcher,der über den Augen je einen Fleck hat,in das Leichenzimmer geführt,da sein Blick geeigent sein soll,Teufel zu bannen.Auch der Veda spricht nämlich von zwei vieräugigen Hunden, an denen der Verstorbene auf dem Weg ins Jenseits vorbei gelangen muss.Sie sind da auch die Boten des Todesgottes,welche unter den Leuten umhergehen und manchem das Leben rauben.Dieser böse Zug ist im Avesta,gemäß der dort geltenden Heiligkeit des Hundes abgeändert.In weiterer Ferne hängt die Vorstellung von diesen Hunden dann auch mit dem Unterweltshund Kerberos zusammen." Die Höchstschätzung der Hunde läßt sich nicht leugnen: das ganze 13.Kapitel des Videvdaat handelt ausschließlich von den Pflichten, die der Zarathustrier Hunden gegenüber zu erfüllen hat, und James Darmesteter (Vendidad Introduction, p.XCVII) bemerkt: "If one reviews the different crimes described in the Vendidâd, and the respective penalties prescribed for them, one cannot but wonder at first sight at the strange inequality between crime and penalty. Beccaria would have felt uncomfortable while reading the Vendidad. It is safer to kill a man than to serve bad food to a shepherd's dog, for the manslayer gets off with ninety stripes, whereas the bad master is at once a Peshôtanu (http://en.wikipedia.org/wiki/Peshotanu_(punishment) s.a. http://en.wikipedia.org/wiki/Peshotanu and will receive two hundred stripes. " (Beccaria war mir nicht vorgestellt, Ihnen vermutlich auch nicht. Es handelt sich um Cesare Bonesana, Marchese di Beccaria,1738 94,"Italian criminologist, economist and Jurist", geb.in Milano, hatte hohe Stellungen in der österr. Regierung.1764: Essay an Crimes and Punishments ...one of the first arguments against capital punishment and inhuman treatment of criminals" = Columbia Encyclopedia) Was sag did anlangt,so schreibt Darmesteter (p.LXXXVI): "When a man dies,
as soon as the soul has parted from the body, the Drug Nasu or Corpse
Drug falls upon the dead from the regions of hell, and whoever thenceforth
touches the corpse becomes unclean and makes unclean whomsoever he touches
(Frag.VII,1 seq). The Drug is expelled
from the dead by means of the Sag did, 'the look of the dog': 'a four
eyed dog' or 'a White one with yellow ears' is brought near the Body
and is made to look at the dead; as soon as he has done so, the Drug
flees back to hell (in the shape of a fly...).The Drug is expelled from
the living whom she has seized through their contact with the dead,
by a process of washings with ox's urine (gômêz or nirang)
and with water, combined with the Sag did (Frag.VIII,
35 72; IX,12 36)." p44 Das klingt ganz schön so und reimt sich auf die von Darmesteter herangezogenen Videvdat Stellen in s e i n e r Übersetzung; mit nichten aber in der Übersetzung von Fritz Wolff, der denn auch zu Sagdid (367 n.1) angibt, es bedeute "vieräugig", bzw."mit zwei dunklen Flecken über den Augen". Ich will Sie mit dem Casus nicht anöden //to check: I.D.C.Pavry: The Zoroastrian Doctrine of a Future Life from Death to the individual Judgement. Columbia U.P.1926//. Halbwegs gesichert scheint nur zu sein, daß der oder die Hunde, ob nun nur so oder aber durch ihren Blick, den Leichen-Teufel nach Norden verjagen. (Sagdîd soll, so gibt Kretschmar II 70 n.97 an mit Berufung auf Geiger und Modi zusammengesetzt sein aus sag, d.i. neupersisch 'Hund', und did, was von didan 'sehen' abzuleiten sei; im Altiranischen Wörterbuch habe ich beide Worte nicht aufstöbern können). //Vd.7.3.: Darmesteter: "On him she (die Fliege) stays until the dog has seen the corpse." Wolff: "wenn aber sie (die Leute) von Hunden getötet (sind) oder von Wölfen getötet..." // Lommel sagt nichts weiter zu Sagdîd,"das Beschauen durch den Hund" (Kr. II 70 ), Nyberg (s.a.Annelies Kammenhuber. Die Arier im Vorderen Orient. Heid. 1968) erwähnt die Zeremonie garnicht erst, noch auch Zaehner, und in Spiegels Eranischer Altertumskunde (Erânischen Altertumskunde. Leipzig 187178, 3 Bände. S.a. http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Spiegel) habe ich sie auch nicht aufgetrieben;Thomas, in seinem schon erwähnten Artikel"Animals"in Hastings ERE(I 512 a) sagt zu dem hochverehrten Hund: "It was employed, moreover, in the sagdîd,' dog's gaze' of the Parsi funeral ceremony, in which a ' brown four eyed' dog or a 'white dog with yellow ears' was made to look at the corpse three times, and was also led three times back over the road traversed by the corpse", und der alte Liebrecht, mit Berufung auf Justi, hat den Falschen 'blicken' lassen (p.23), wenn er sagt: "und ebenso stirbt noch jetzt kein Parsi in Frieden, wenn seine brechenden Augen nicht auf einen Hund fallen der ihm deshalb vorgehalten wird." Ungeachtet solcher Unsicherheiten würde ich für den Hunde-Blick stimmen, den wohltätigender Hund gehört zu Ahura Mazda/Ohrmazd und seiner guten Schöpfung; zu Angra Mainyiu/Ahriman und zu seiner bösen Schöpfung gehört der Wolf, und mit dessen Blick müsste es entsprechend Gefährliches auf sich haben. Das hat es denn auch. In Yasna 9.21 (=Hôm Yasht, Lommel:Yäshts 190, vg1. Nyberg 286 f.) wird der Haoma - das ist das iranische Gegenstück zum indischen Soma - gebeten: "Um dies als sechste
Gunst bitte ich dich, o todfernhaltender Hauma: 'zuerst mögen wir
den Dieb innewerden, zuerst den Räuber, zuerst den Wolf; keiner
soll uns zuerst innewerden, (sie) alle wollen wir zuerst innewerden'
(Übers. Mills Zend Avesta III 237): p45 Näher bei uns zuhause heißt in Vergils 9.Ekloge 53: "Flieht doch den Moeris/Schon auch selber die Stimme: zuerst sahen Wölfe den Moeris /vox quoque Moerim / Iam fugit ipsa; lupi Moerim videre priores" und beim Plinius 8.34.80: //Verweis auf Lykaon +Werwolfsgeschichten//. In der von Elworthy benutzten Plinius Ausgabe (Evil Eye 39) wurde dazu vermerkt:"Hence the proverbial expression applied to a person who is suddenly silent upon the entrance of another,"Lupus est tibi visus"." Dir ist wohl ein Wolf erschienen. Und Liebrecht berichtet uns unter dem Stichwort "Norwegischer Aberglaube" (F. Liebrecht, Zur norwegischen Volkskunde (Bartschs Germania. XXV. 1880. S. 288 ff.) [Sagen usw.] 334 f.): "Begegnet man einem Wolf, so muß man ihm alsobald entgegenrufen: 'Klums haai!' Dadurch wird er geklumst (bezaubert), so dass, wenn er mit offenem Rachen kommt, er ihn nicht wieder zumachen kann und umgekehrt, und dieser Zustand dauert so lange bis man ihn aus dem Gesicht verliert.Während dieser Zeit kann er nichts rauben, und wenn er in die Schafherde fällt, so schlägt er nach den Schafen mit dem Schwanz und die getroffenen folgen ihm nach, um von ihm zerrissen zu werden, wenn seine Bezauberung vorüber ist. Sieht dagegen der Wolf den Hirten zuerst, so wird dieser bezaubert und sprachlos, i n welchem Falle es gut ist, wenn er in den Rock oder Handschuh, kurz in etwas Wollenes oder auch über den Daumen beißt oder endlich sich soviel wie möglich nach vorn bückt.Thut er dies, dann geht die Bezauberung vorüber. Daß wer den Wolf eher sieht als dieser ihn, nichts zu befürchten hat, ist auch deutscher Aberglaube;Wuttke (Adolf Wuttke; Detlef Weigt (Hrsg.): Der deutsche Volksaberglaube der Gegenwart. Superbia, Leipzig 2006 (Erstausgabe 1860 bei Agentur des Rauhen Hauses in Hamburg), ISBN 978-3-937-55419-8 §271); ebenso französischer und italienischer; die Redensarten aver visto il lupo sowie avoir vu le loup bedeuten 'die Sprache verloren haben, verstummt sein' (vor Erstaunen, Schreck, u.s.a.); aber auch 'schon viel mitgemacht haben'. Daß dieser Aberglaube schon bei den Alten herrschte, ist bekannt; aber auch in einem im Yagna vorkommenden Gebete an Haoma heißt es unter anderem '...mögen wir zuerst den Dieb, den Mörder und den W o 1 f sehen, möge keiner von ihnen uns zuerst sehen' ...." In zahlreichen eurasischen Sagen beim Dähnhardt (http://de.wikipedia.org/wiki/Oskar_Dähnhardt) findet man die Erschaffung des Wolfes dem Teufel zugeschrieben, und häufig heißt es, der Teufel sitze zwischen den Augen des Wolfes. Um "des Pudels Kern" ein kleines bißchen näher zu kommen, müssten wir uns mit bestimmten, besonders finsteren Rigveda Stellen anlegen, aber auf dieses Abenteuer lassen wir uns jetzt besser nicht ein (RV 1.105.18; =Trita im Brunnen; s.dazu Lüders: Varuna 576 f., Mbh.9.36 = vo1.VII,109 fff. "A ruddy Wolf beheld me once,as I was faring an my path..."). Es ist schlimm genug, daß wir uns, unter Aussparung des Wolfes, nunmehr in das undurchdringliche Gestrüpp des Rgveda begeben müssen. p46 Der schon mehrfach erwähnten
Hunde des Yama wegen Yama, der sog. 'Todesgott', ist der Saturn; auch
in unserer mittelalterlichen astrologischen Ikonographie ist er noch
"Der mit der Sichel", der "Schnitter". Besagte Hunde
des Yama kommen nur ein einziges Mal vor: RV 10.14.10 12, und dort heißt
es von ihnen sârameyaú svanau caturakshau sabalau; alle
Formen im Dual, also mit der Endung au. Um von hinten anzufangen: 'sabala/
sabara (auch savala/'savara), ein hapax legomenon im Rgveda, ist "buntfarbig"
laut Grassmanns Wörterbuch zum Rig Veda (1378),
"variegated, brindled, dappled, spotted...of variegated color",
laut Monier Williams (1052 b);
catur = 4, aksâ = das Auge (Grassmann 6, und der Spielwürfel,
mit dem Accent auf der ersten Silbe, âksha =die Achse am Wagen),
also vieräugig; 'svan/sun, den Hund, kennen Sie schon, und sârameyâ
meint die zur Saramâ Gehörigen, laut Grassmann (1513)
"die Nachkommen der Saramâ, woraus sich natürlich die
Verpflichtung ergibt, sich nach der Natur der Saramâ umzutun. Was Maurice Bloomfield (ERE III 316 18) zu den Sarameya Hunden zu sagen hat, darein mögen Sie sich selbst vertiefen: er stimmt für die Identität der beiden Hunde mit Sonne und Mond. Tilak (106 13) war dagegen, wie Sie ebenfalls nachlesen können. Er war für "fixe" Hunde und identifizierte (113) Sarameya kurz und bündig mit Sirius. Grund für ihn war die Nähe von Sirius zu Orion, und er wollte ja zeigen, daß der Rigveda in einer Zeit geschrieben worden sein soll, als das Frühlingsäquinoktium in der Mondstation Mrigashiras/Gazellenkopf, d.i.der Orionkopf, lambda phi Orionis, stattfand, und er war entschlossen, die diversen Brücken und Himmelstore auf die beiden Äquinoktialkonstellationen festzupinnen. So geht's aber nicht, weil die Crux die Saramâ ist, von der die beiden Sarameyau abzuleiten sind, die aber des Yama Hunde sind; die Frage wäre, ob Saramâ eventuell mit dem Sirius identisch sein könnte. Wie Sie sehen, geht es schon wieder, bei Bloomfield vs.Tilak, um die ungeklärte Relation zwischen den Richtungen: 'Tiefe', also von der Erde im Zentrum aus nach draußen durch die Planetensphären (die dem Bloomfield allerdings entgangen sind), und den 'Breiten'- zonen der Fixsternkugel. Die sarameischen Hunde im Dual kommen nur in RV 10.14.10 12 und im AV 18.12.11 13 vor; im Kau'sitaki Brahmana II 9, p.356 werden sie "the dark and the dappled" (´syama und ´sabala) genannt. p47 //Und zwar handelt es sich da um eine hervorragend wichtige Feuerzeremonie, das Agnihotra, das nur in erster Morgenfrühe veranstaltet werden darf. "He that at another time offers the Agnihotra, the dark and the dappled rend apart his Agnihotra."// Sarameya im Singular kommt noch in 7.55.2. vor. Um die Erwähnung der Saramâ steht es ein wenig besser, aber von Klarheit kann keine Rede sein. Ein ganzes Lied ist ihr gewidmet, RV 10.108, das ich Ihnen nebst den von Geist strotzenden Anmerkungen von Geldner (Pischel, R. and Geldner, K. F. Vedische Studien. Stuttgart, 1889-1901. 3 vols.) übergebe(??). Auf die Geschichte mit Indras Hündin Saramâ wird an mehreren Stellen angespielt. "Wer ist Saramâ?" fragt Hillebrandt (http://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Hillebrandt und http://www.pushpak.de/upani/index.html) (I 50) (http://de.wikipedia.org/wiki/Upanishaden). "Eine Hündin wie in späterer Zeit wird sie im RV noch nicht genannt (Macdonell p. 151) . Die allgemeine Situation unserer Verse hat unverkennbare Ähnlichkeit mit der der Usaslieder.Ganz wie Saramâ 5.45.8 rtásya pathâ (rtám yatî 45.7.) geht, wandelt Usas rtasya panthâm entlang und entsprechend heißen die Morgenröten rtasya devîh (4.51.8)...(51:) Mir will, soweit das geringe Material ein Urteil gestattet, scheinen, als ob diese Gemeinsamkeiten dahin führen, Saramâ als ein Synonym der Usas zu betrachten. Ihre Eigenschaft als Mutter der Sarameyás würde sich dann erklären. Bloomfield hat beide als 'Sonne und Mond" gedeutet. Wenn das richtig ist, so wäre Saramá als Mutter der beiden Sarameyas ein mythologisches Synonym für Usas als Mutter von Sonne und Mond..." (Charpentier ist dagegen 92 A.1; s. Charpentier, Jarl. Kleine Beitrage zur indoiranischen Mythologie. Uppsala, 1911. Uppsala Univ. Arsskrift, fil/hist. Vetensk. 2.) Nun, wie früher schon mehrfach und ausführlich dargetan, ist die vedische Ushas so wenig die Morgenröte wie die griechische Eos. Usas gehört an den Jahresanfang (Hillebrandt I 28 f.) als prathamâ, "erste der kommenden Tage", und zwar ans Frühjahrsäquinoktium - erinnern Sie sich nur des folgenreichen Inzestes zwischen Prajapati, dem Herrn und Kopf des Jahres, und seiner Tochter Ushas im Orionkopf und die gleichermaßen unglückliche Liebesgeschichte zwischen Eos und Orion. Folge: fortan fand der Jahresanfang unter dem Zeichen Rohini, d.i.Aldebaran, alpha Tauri, statt. Im RV lösen einander drei Usas ab. An (überflüssigen) Bekräftigungen, daß Saramâ im RV nicht expressis verbis Hund genannt wird, haben es die Scholaren nicht fehlen lassen. Macdonell konstatiert (Ved.Myth.151): "There is nothing in the RV directly showing that Saramâ was then conceived as a bitch, though in the later Vedic literature she is regarded as such and by Yâska is described as the 'bitch of the gods' (deva'suni) ." Und Charpentier meint (91 ff.): "daß an den Rigvedastellen, wo die Saramâ vorkommt, absolut nichts dafür spricht, daß sie als Hündin oder in Hundegestalt auftretend gedacht wurde. Yâska ( ) nennt sie freilich schon deva´suni, aber der Nighantu 5. 5 kennt sie überhaupt nur als madhyasthânadevatâ: Gottheit der Mittelregion, und" (Geldner, RV in Auswahl 199) "hat sie ohne Zweifel mit Recht als 'ursprünglich vielleicht die Stimme der Götter'- bzw.des Indra- bezeichnet. M.E. ist sie von Anfang an...die 'Stimme (Vâk) der Mittelregion'.." Der zweimal erwähnte Yâska, bzw. sein opus Nirukta, "is in reality a Vedic commentary, and is older by some centuries than any other exegetical work in Sanskrit. Its bases are the Nighantus, collections of rare and obscure Vedic words, arranged for the use of teachers.Yâska had before him five such collections...the fifth a classification of the Vedic gods" (Macdonell: Sanskrit Literature 271).
Einschub 47A: Was die Rasâ anlangt, die RV 10.108.2 irgendwie von der Saramâ durchmessen werden muß, so will ich Ihnen geschwind zu Ihrer Erheiterung ein paar Zeilen von Lommel zu Gehör bringen (Z.I.I.4,1926,195 f.) //194: 5.41.15 "die große Mutter",1.112.12: A'svin haben die Rasâ mit Wogenflut angefüllt//, nicht ohne zu betonen,daß in eben diesem Vers 10.108.2 "die Fluten der Rasâ" geschrieben sind râsayâ páyânsi, und payas bedeutet "Milch" (Graßmann 774 B, s.a .http://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Graßmann und Grassmann, Hermann. Worterbuch zum Rig-Veda, 3rd ed. Wiesbaden, 1955): "Die ungekünstelte Auffassung...ist also, daß Rasâ um die Erdoberfläche herumfließt. Zu dieser Anschauung stimmt es nun auch,wenn Saramâ auf dem Weg zu den Panis die Rasâ überspringen muß (RV X,108,2); sie gelangt dahin, 'um die Enden des Himmels fliegend oder eilend' (Str.5). Dies scheint mir der einzige Hinweis darauf zu sein, daß die Rasâ möglicherweise am Himmel zu suchen sei. Aber ich kann eine solche Schlußfolgerung daraus nicht für zwingend halten. Sollten denn die Panis selbst ...auch am Himmel gedacht werden? Wohl kaum; ich glaube vielmehr, die Wendung, daß Sarama um die Enden des Himmels herumfliegt (oder herumrennt, was pâtantî auch bedeuten kann), besagt nur, daß sie bis an den äußersten Rand der Erde laufen mußte, der zugleich der Rand des Himmels ist (RV III,61,4).Denn wenn man sich etwa die Saramâ als einen fliegenden Hund vorstellen wollte, was ganz willkürlich, aber hier in der Phantasiewelt nicht absolut ausgeschlossen wäre was Wunder wäre es dann, daß sie die Rasa überschreiten (tar) konnte, warum hätte sie dann dar überspringen sollen...? Wenn also gesagt wird, daß Rasâ Erde und Luft umfließe (...antariksanadî..), wenn ferner Rasâ gar auf die Milchstraße gedeutet wird (Th.Aufrecht 13, 489, s.a. http://de.wikipedia.org/wiki/Rigveda), so ist das alles in den vedischen Texten nicht begründet. Solche moderne Natursymbolik ist manchmal ein verhüllter Rationalismus." Als "rationalistische Auffassung" denunciert Lommel durchweg jede, nun ja, 'rationale', verständige Identifizierung und Lokalisierung mythischer topoi. (197:) "Es ist da also garnichts Geographisches und ebensowenig etwas Natursymbolisches, sondern ein Stück mythische Kosmographie", und mythische Kpsmographie ist ihm gleichbedeutend mit "hinter den Bergen bei den sieben Zwergen", am St.Nimmerleinstag und dgl.mehr. (Die Milchstraße als Natur "symbol" war uns schon bei Lovejoy über die seira chrys. begegnet . In Fußnote höhnischer Verweis auf Whitney zu AV 4.2.5:"Rasâ, the heavenly river, can hardly help having been originally the Milky Way"). Wir wollen Lommel aber nicht zu arg schelten: er hat nur laut gesagt, was andere ebenso empfinden denn von 'denken' sollte man da nicht reden , daß "Spaß" nur macht, auch den Schriftgelehrten, was total antirational ist: es kann garnicht wild genug hergehen. Sollten Sie daran zweifeln, besinnen Sie sich auf den horrenden Erfolg, auch bei durchaus gebildeten Zeitgenossen, der Werke von Tolkien. EinschubEnde p48 Kurze Pause auf den Schock mit der "Stimme der Mittelregion", um unter den Sarama Zeugnissen den Vers 3.31.6 herauszusuchen. Da hat der Geldner von Stimme also nichts mehr wissen wollen und übersetzt:"Die Leichtfüßige führte die Spitze der Kühe". Was da steht ist áksarânâm, und das sind nun mal keine Kühe. Grassmann (6) vermerkt zu dem Wort: "a ksâra, a., nicht zerrinnend, unversiegbar. Als das nicht Zerrinnende wird insbesondere aufgefasst: 1) der Himmel oder Aetherraum, 2) das Wasser, 3) das gottverliehene Gut, 4) das Wort oder die Silbe...á.,die Rede, ursprünglich die nicht Zerrinnende, als weibliche Form des vorigen, aber mit veränderter Betonung; 2) die Rede persönlich gedacht." Entsprechend dieser Bedeutung will Charpentier "betonen, daß die Wörter âgram nayat supâdy âksarânâm...nur eine Bedeutung zulassen: 'die leichtfüßige (Anm.oder 'die schöne Worte sprechende') ging an der Spitze der Silben (=der Hymnen). Fassen wir nun aber saramâ als ursprünglich =vâk, d.h.eine Manifestation der Götterstimme, so gewinnen wir vielleicht einen Anhaltspunkt für die Beurteilung des Liedes. Saramâ, die Götterstimme, geht zu den Pani's um die gestohlenen Kühe ausfindig zu machen, ebenso wie Vâk, die Götterstimme, nach SB 3.2.4.1 6 zu den Gandharven geht, um den von ihnen entwischten Göttertrank, den Soma, wiederzugewinnen. Die beiden Sagen sind miteinander soviel ich verstehe vollständig parallel, nur daß es der Vâk gelingt, den weiberlustigen...Gandharven den Soma einfach abzuschwindeln, während die Saramâ nur das Versteck der Kühe ausspäht, um dann an der Spitze des Indra und der Angiras sich an der Wiedergewinnung derselben zu beteiligen .....Der Hund ist ja als eine Personifikation der Stimme nicht übel gewählt."(W i e s o eigentlich?) Mit dem Kampf um den verschwundenen
Soma müssen wir uns nolens volens im Winter beschäftigen:die
hier von Charpentier so von oben herab erwähnten Gandharven, bzw.
d e r Gandharwa das ist das gleiche Wort wie Kentauros ist nichts Geringeres
als Sagittarius. Und das mit der "Stimme" vergessen Sie auch
besser gleich wieder, zusammen mit Bergaigne's absurdem Vorschlag (Abel
Bergaigne (18381888), La religion védique daprès
les hymnes du Rig-veda, tome
II 327/316): "Saramâ herself is only a mythical representation
of prayer" (s.a.Oldenberg 143).
W e n n man den Soma-Gandharva Mythos hereinzieht auch kurz "die
Suparna Sage" genannt , so kann man sich nicht auf Vâk, der
"Rede" zur Ruhe setzen: wer da auszog, den Soma wiederzugewinnen,
waren Gayatri, Tristubh und andere M e t r e n. Um Versmaße handelt
es sich, und die Metren gehören in unser altes System genau so
hinein wie die harmonischen Intervalle, Planetenperioden und 'Elemente'
(oder Metalle); eines der ältesten und dustersten Versmaße
der Römer hieß denn auch "Saturnier". p49 das so gerne, auch von Lüders selbst, mit "Wahrheit" übersetzt wird, genau so wie ägyptisch Maat, awestisch asha, sumerisch me, oder mit "Gesetz" und "Recht", aber wir interessieren uns notgedrungen vordringlich für die Saramâ,die auf dem Wege eben dieses Rita wandelte und infolgedessen die 'Kühe' fand, die keine sind. Saramâ geht zurück auf die Wurzel s a r ,bezw.sr, und zu sarâ, von sri, verzeichnet Graßmann (1486,1570): "Grundbegriff:rinnen, strömen, daher,: rennen, eilen", Bergaigne (327/316) "to go,to flow".Leopold von Schroeder (mit Heinrich Zimmer: Bhagavadgita Aschtavakragita Indiens heilige Gesänge, p177; s.a.http://de.wikipedia.org/wiki/Leopold_von_Schroeder) meint: "Der Name Saramâ (von der Wurzel sar abgeleitet) kennzeichnet sie als die sich Bewegende, Gleitende, Laufende was offenbar vortrefflich zu ihrem Charakter als der eilenden Botin passt. Es liegt aber auch weiter sehr nah, in ihr der Botin des Gewittergottes eine theriomorphe Personifikation des Windes zu sehen, zumal gerade die Winde sehr häufig als Hunde gedacht werden..." Es sollte Grenzen des Stumpfsinns geben, aber Schroeder kommt dann auf einen sogenannten "Windgott" zu sprechen der u n s sehr viel mehr sagt als dem Herrn von Schroeder, nämlich den Hermes/Hermeias. Chr.Scherer, in seinem Roscher Artikel über Hermes (Christian Scherer: Hermes. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,2, Leipzig 1890, Sp. 23422432, I 2, 2386) bezeichnet als "Hauptnamen" des Gottes "Hermeias. Dies ist bekanntlich die älteste bei Homer gewöhnliche Form...Schon bei den Alten finden sich die verschiedensten Deutungen des Namens, die jedoch ohne Ausnahme gänzlich unhaltbar sind ...Kaum besser ist es mit den neuen Etymologien bestellt...Was nun meine eigene Ansicht betrifft," fährt Scherer fort, "so stimme ich Kuhn (Haupts Zschr.6,131) und Welcker (G.1,342) insofern bei, als auch ich jedoch ohne an eine mehr als formelle Identificierung von Sarameyas und Hermeias zu denken den griechischen Namen von der Wurzel sar , eilen, (in Zusammen-setzungen auch in der Bedeutung 'antreiben' vorkommend) ableiten möchte. Auf diese Wurzel sind in der That skr.sar anju eilig, behend (Beiwort der Maruts), sar aea, die rasche Bewegungsar aju Wind, griech. horméô und hallomai; lat.salio zurückzuführen. So wäre ohne irgend ein formales Bedenken für den Gott des Windes ein höchst passender Name, der ihn als den Raschen oder Eilenden kennzeichnet,gefunden..." Dem Leopold von Schroeder sei Einiges nachgesehen, weil er in der Fußnote auf S.180 angemessene Worte für Adalbert Kuhn findet, auf den die Gleichsetzung Hermeias Sarameya zurückgeht (Haupts Zschr.Vl 131). In seinem 1976 abgeschlossenen "Kurzgefassten etymologischem Wörterbuch des Altindischen" (III 441 ff.,470 f. //p 471:"Die vedische Sippe (Silbe?) sar bedeutet nicht 'fließen'.."//) befindet Mayrhofer: "Die alte Verbindung von Sârameyá mit gr. Hermeias ist (trotz Machek Arch Or 22,558 f) unmöglich; (vgl.dazu Wack. I 57, Schmitt 7 Anm.21) An ein urspr. Farbwort denkt Petersson, (PBB 40,96):" Vorher hatte er zu"Sârameyâ
m.,Sproß der Saramâ,Bezeichnung von Hunden", p49A Einschub: Wir haben uns, wenn auch nur kurz und unzureichend, mit dem Rgveda anlegen müssen, und zwar hauptsächlich mit den Liedern 10.14 und 10.108. In 10.14 RAH ist von den beiden, zum Yama gehörigen, sarameischen Hunden die Rede, an denen die Totenseele vorbei muß, ehe sie sich bei Yama und Varuna (vorübergehend) zur Ruhe setzen kann. 10.108 ist der sog.'Mutter' der sarameyau svanau, der Saramâ gewidmet und versichert uns, die Saramâ wisse den rechten Weg zur Höhle jener geheimnisvollen Kühe, die Indra und die Angiras haben wollen, oder aber Brhaspati; Brhaspati ist mit Sicherheit d.h. es handelt sich nicht um meine Interpretation, sondern um ein bekanntes Faktum der Planet Jupiter; bei Indra sprechen rund 75 % des Materials für die gleiche Identität. "Als du Vielgerufener",
heißt es an Indra 4.16.8, "den Fels aufsprengtest, da war
dir zuvor die Saramâ erschienen"; "Sarama ging den rechten
Weg und fand die Kühe",5.45.7. Der "rechte Weg"
ist der Weg des Rta, rtasya patah. 3.31.6 hieß es von Saramâ,
laut Geldner,"die Leichtfüßige führte die Spitze
der Kühe"; was da steht, ist, sie ging an der Spitze
der aksharanam und Charpentier übersetzte das "an der Spitze
der Silben (Hymnen)" und verglich die Tätigkeit der Sarama,
die er kurzerschlossen zur "Götterstimme" ernannt hat,
mit der von Gayatri und Tristubh beim zurückholen des entwendeten
Soma. Mittels einer, prima vista so geringfügigen, Fehlinterpretation
wie des Verwechselns von Metren mit Stimmen verstellt man sich von vorneherein
jede mögliche Einsicht; auf einen sehr ähnlichen Fall werden
wir im Wintersemester kommen, bei der sog.'Verstirnung' des Krotos/
Sagittarius durch die Musen; bis auf ganz wenige weiße Raben sagen
alle Philologen, die Musen hätten solches getan, weil Krotos/ Sagittarius
das Beifallklatschen erfunden habe, als sie, die Musen, tanzten; was
da steht, ist, daß der Sagittarius als erster T a k t geschlagen
hat. In Indien muß man obendrein besonders aufmerksam sein, weil
die Versmaße dort eine sehr viel größere Rolle gespielt
haben als etwa bei den Griechen, obwohl deren Metren kompliziert genug
sind. Vergessen Sie mir nicht, daß der A1 Biruni, eben weil er
wahrnehmen mußte, daß die Hindus nichts behalten konnten,
was nicht in metrischer Form abgefaßt war, den Almagest des Ptolemaios
in Sanskrit Verse (Slokas) übersetzte! p50 Besinnen Sie sich spaßeshalber auf den Fall Prometheus, gegen dessen, von Adalbert Kuhn (Die Herabkunft des Feuers und des Göttertranks, 3., unveränd. Abdr. Reprograf. Nachdr. d. 2., verm. Abdr. Gütersloh 1886, Darmstadt : Wissenschaftliche Buchges., 1968, auch als pdf-Googlebuch kopierbar) geforderte, Gleichsetzung mit Sanskrit Pramantha, dem Feuerdrill Holz, sich die altphilologische Zunft, vor Zorn bebend, verwahrt hatte. Den Adalbert Kuhn hat der Mayrhofer natürlich nie gelesen, und die ganze Aufregung um den Prometheus, der beim Lykophron auch Pro m a n theus heißt, ist ihm entgangen; und so sagte er wie in Hamlet's Mill im Appendix zur Wurzel manth/math nachzulesen (Ap.14, 382) . "An außerindischen Nachweisen der Vorstufe von altindisch math 'rauben' besteht vorerst nur die vorsichtig ausgesprochene, aber sehr glaubhafte Zusammenstellung von altindisch pra math mit griech. Prometheus, dor. Promatheús (harten??)." In diesem Falle ist der Mayrhofer also für die Gleichung, von der er nicht weiß, daß sie auf Adalbert Kuhn zurückgeht, aber seine Begründung ist rundherum verkehrt, weil er von "rauben" ausgeht und sich noch nie einen Gedanken um die Bedeutung von drillen/Quirlen gemacht hat. Man d a r f keine hochnäsigen Urteile über "mögliche" und "unmögliche" Zusammenhänge zwischen Wörtern von sich geben, wenn man keine Ahnung hat von dem tertium comparationis, also von der "Sache", die die miteinander verglichenen Worte bezeichnen oder umschreiben sollen. Das heißt nicht, ich wollte meinen heiligsten Eid ablegen auf die Gleichung Sârameyá = Hermeias, aber ein endgültiges Urteil muß s o lange herausgeschoben werden, bis wir, aus allen Kulturprovinzen, genügend Material über die charakteristischen Züge, Embleme, Tiere, Pflanzen, Zahlen, Metren, Intervalle, Musikinstrumente, Elemente etc. der fünf Planeten zusammengetragen haben. In unserem Spezialfall also über den Merkur, den psychopompós kat'exochên, könnten die Sârameyau svanau Merkur als Morgen und Abendstern sein? Das wäre durchaus denkbar, bei weitem eher denkbar als Sonne und Mond. Den nur einmal im Singular aufkreuzenden Sarameya in RV 7.55.2 würde man auf den ersten Blick hin auf den Merkur reimen, denn die Hymne 7.55 wird Dieben zu rezitieren empfohlen (cf. Pischel, Ved.Stud.II 55 fff. ), aber beim näheren Hinsehen verflüchtigt sich das Zutrauen in diese Deutung; die Worte richtete Vasishtha an den "zurücklaufenden Saramâ Sohn" im Hause des Varuna, in das er, angeblich im Traum eingebrochen war. Der Rsi Vasishtha ist, qua Fixstern, zeta Ursae maioris Alcor seine treu ergebene Gattin Arundati ; um welchen Planeten es sich handelt, das ist noch nicht geklärt; bis jetzt spricht das Material für die Gleichungen Vasishtha = Jupiter, König Varuna, in dessen Hause Vasishtha den Sarameya anredet, = Saturn. //cf.Brhaddevata 6.11 15, übers.Macdonell 213 f., blauer Ordner II 57 +Nördl.Circumpol.II SS 1971, 40A, Sieg:Sagenstoffe 42 ff.// p51 Je nachdem, wie wir mit der Zeit auskommen, werden wir uns mit der Geschichte von Vasishta im Hause des Varuna noch Ende des Semesters anlegen, andernfalls im Winter. Sie ist unmäßig kompliziert und leider nicht zu trennen von der sog. Sunahsepa Legende, der 'Einsetzung' von Ursa minor, dem Hundeschwanz oder Hundephallos, als dem polnächsten Sternbild. Wie Sie unschwer bemerkt haben, wissen wir damit immer noch nicht, also selbst wenn wir erst einmal als Hypothese akzeptieren, die sarameyau 'svanau seien Merkur, wer oder was die Saramâ höchstselbst gewesen sein möchte. Ich tippe nach wie vor auf Sirius. Daß sie von sar 'eilen' abzuleiten ist, spricht nicht unbedingt dagegen: auch der Homer läßt den Achilleus wie Seirios über die Ebene stürmen. Und zwar heißt es in der Ilias 22.25 29: Priamos aber, der Greis,
ersah ihn zuerst mit den Augen, ton d'ho gerôn Priamos prôtos Iden ophthalmoisin pamphainonth' hôs t'aster' epessúmenon pedioio, hos ra t' opôrês eisin, arizêloi de hoi augei phainonta polloisi met'astrasi nyktos amolgô hon te kyn' Oariônos epiklêsin kaleousin. Pamphainonta, ganz Strahl, wie der Sirius, epessýmenos, von episseuomai "hurry or hasten to, in a hostile sense, rush upon...also, without any hostile sense, to express rapid motion". Hier allerdings ist die Feindseligkeit unbezweifelt, denn Achilleus stürmt auf den Hektor zu, dessen Uhr abgelaufen war. Aus dem alten Persien wissen wir, daß der Name Tir/Tira, was wohl eigentlich 'Pfeil' bedeutet, beiden gemeinsam war, dem Merkur und dem Sirius/ Tishtriya. Daß Saramâ erst "erscheinen" muß, ehe Entscheidendes passiert, also ehe Brihaspati/Jupiter jene Kühe befreien kann, spricht ohnedies für den Frühaufgang der allgewaltigen Sothis. Indessen: auf die, doch eher dürftigen, Anspielungen im Rigveda allein darf man keine kühnen Gedankengebäude errichten. //wann wird man 'befreit', 'losgelassen', wann angebunden?// (Siehe Einschübe zu p51) Was den Namen-Geber des
sog. 'Motivs' anlangt, den K e r b e r o s, so halte ich es für
tunlich, Ihnen das wichtigste einschlägige Material direkt zu übermachen.
Zunächst das, was der Hesiod in seiner Theogonie 306 ff. zu der
Genealogie von Kerberos zu sagen hat: Kerberos war ein Sohn von Echidna
und Typhaon, und ein Bruder des Orthos, dem Hund des Geryon, ein Bruder
auch der lernäischen Hydra und des nemäischen Löwen.
(Noch mehr 'Geschwister' bei Hyg.f.151).
770 ff. bei Schilderung der Wohnungen von Hades und Persephone kommt
Hesiod erneut auf den schrecklichen Hund, deinós kyôn,zu
sprechen der diese Wohnung bewacht und niemanden herausläßt;
gegen das Eintreten scheint er nichts zu haben. p51 Einschub: AV 6.80.1 3 (William Dwight Whitney - Oriental And Linguistic Studies: The Veda; the Avesta; the Science of Languagey), "The heavenly dog and the Kâlakânjas" 1.He flies through the atmosphere, looking down upon all existences; what the greatness is of the heavenly dog, with that oblation would we pay worship to thee 2.The three Kâlakânjas that are set ('sritâ) in the sky like gods all them I called an for aid, for this man's unharmedness. 3.In the waters (is) thy birth, in heaven thy station, within the ocean thy greatness, on the earth; what the greatness is of the heavenly dog, whit that oblation would we pay worship to thee. Whitney zu Vers 2:"In explaining this verse, the commentary quotes from T.B.I.1.2.4 6 the legend of the Asuras named Kâlakanjâ, whose efforts to reach heaven Indra thwarted by a trick, except in the case of two of them who became the heavenly a corresponding legend is found in MS I.6.9 The different numbers in our hymn, as regards both dog and Kâlakanjas, are important,and suggest naturally the dog of our sky (Canis major or Sirius:so Zimmer p.353) and the three Stars of Orion's belt,pointing directly toward it." Translat. Bloomfield (Hymns of the Atharvaveda, Together With Extracts From the Ritual Books and the Commentaries, 1897, ) in "Hymns of the AV"p.13.VI.80 "An oblation to the sun,conceived as one of the two heavenly dogs,as a eure for paralysis" 1.Through the air he flies, looking down upon all beings: with the majesty of the heavenly dog, with that oblation would we pay homage to thee! 2.The three kàlakânja that are fixed upon the sky like gods, all these I have called for help... 3.In the waters is thy origin, upon the heavens thy home, in the middle of the sea, and upon the earth thy greatness.With the majesty of the heavenl dog, with that oblation we pay homage to thee! Kommentar Bloomfield op.cit.p.500:
"The subject matter of this hymn is identical with a Brâhmana
legend, told at Maitr.S.I,6,9,...Tait.B....The substance of the Story
is that certain demons (asura) called kâlakânja piled up
a fire altar in Order to ascend by it to heaven. Indra joined them,
adding a brick of his own. When they had climbed to heaven, Indra pulled
out his brick and they tumbled down. They became spiders, all but two
who flew up and became the two heavenly dogs; otherwise the two dogs
of Yama...the sun and the moon. The mythic character of the kâlakânja
ìs altogether uncertain. We have surmised that they are either
the galaxy or the Stars in general, conceived as spiders. Possibly some
especial group of stars, three in number..., is intended." 1.He flieth in the firmament observing all the things that be: We with this offering will adore the greatness of the Heavenly Hound. 2.The three, the Kâlakânjas, set aloft in heaven as they were Gods All these I call... Kommentar Griffith: "The Heavenly Hound: some conspicuous star, perhaps the Dog star, Sirius...Kâlakânjas:meaning originally, black spottetd; stars of some unidentifiable constellation." Taitt.Br.1.1.2.4 6, (zitiert von Eggeling zu SB 2.1.2.13 16): There were Asuras, named Kâlakânjas. They constructed a Eire (altar) with a view to (gainìng) the world of heaven. They put, every man of them, a brick to it. Indra, passing himself off for a Brâhman, put a brick an for himself, sayin 'This one, C i t r â by name, is for me! They climbed up to heaven; Indra, however, pulled out his brick, and they tumbled down. And they who tumbled down, became spiders: two of them flew up, and they became the two heavenly dogs." Maitr.S.1.6.9,laut v.Schroeder
(1914,Abh.TV,86):"Das wurden
die beiden Hunde des Yama". W e n i g s t e n s gestreift muß eine zappendustere 'Begebenheit' werden, die von alten Kommentaren herbeigezogen wird, um eine Hymne des Atharvaveda zu erklären, nämlich AV 6.80. Heinrich Zimmer Senior, den Whitney heranzieht, sagte allerdings nichts von Orionsternen (Altindisches Leben. Berlin 1879, p.355), sondern fragte nur: "Die drei Kâlakânjas, die am Himmel wie Götter stehen, diese rufe ich insgesamt zur Hülfe, zur Unversehrtheit für diesen" (Av.6.80.2; ist der ebendaselbst genannte divya ´svan der Hundsstern?") Zur Erklärung des Verses mit den d r e i Kâlakânjas also verweist der Kommentar auf eine Geschichte, die im Taittiriya Brahmana und im Maitrâyanî Samhita //auch Kâthaka Samhita = "two recensions of the Black Yajurveda; s.Macdonell 53,177 .M. S.ed by L.v.Schroeder 1881 86// erzählt wird, und auf die im SB (2.1.2.13 17) angespielt wird, und zwar in dem Kapitel das Ratschläge erteilt, unter welchem Mondhaus man einen Feueraltar zu bauen anheben solle, und unter welchem nicht. Entschieden soll man solches tun unter Spica, alpha Virginis, Sanskrit C i t r a, die Glänzende. Und eben zu Citra wird die Geschichte dann berichtet. Das SB selbst sagt nichts von Hunden, sondern nur, daß nach Herausziehen des Ziegels. Cítra "the fire altar fell down; and along with the falling fire altar the Asuras fell down. He (Indra) then converted those bricks into thunderbolts and clove the (Asuras') necks." An alpha Virginis, den Ziegel, den Indra herauszog, worauf der asurische Feueraltar zusammenbrach, an den Stern also, zu dem die ganze Geschichte erzählt wird, hat keiner der Kommentatoren ein Wort verschwendet, infolgedessen auch keinen Gedanken. (L.v.Schroeder ernennt die drei Kalakanjas schlicht zu drei Hunden, was ja nirgends steht, und deutet sie als Sonne, Mond und Sirius). //Monier Williams 277 A Kâlakânjâ m.pl. N. of a race of Asuras (or Dânavas)...(some of whom ascended into heaven and there shine as stars) T.Br.... 277 C: Kâlakeya N. of an Asura, m.pl. N.of a Danava race.MBH. 278 A Kâleya m.p1. N.of a family of Daityas, Mbh. III, Bh.P.// so hat sich das Ereignis im Goldenen Zeitalter abgespielt, bzw. an dessen Ende, denn das Mbh.3.100 (II p.215) erzählt von ihrem Sturz: "There were in the Krita age certain tribes of fierce Danavas...and they were known by the narre of Kalakeyas and were endued with terrible prowess." Im Mbh. ist allerdings von keinem Feueraltar die Rede, und von Hunden auch nicht: die Kalakeyas werden mit Hilfe von Dadhyanks Pferdekopf besiegt. Nach ihrer vernichtenden Niederlage zogen sie sich in die Tiefe der Wasser zurück, in die Behausung des Varuna und "began their operations for the destruction of the universe." Agastya aber, der Canopus, trank den ganzen Ozean aus, worauf die Kalakanjas zu Grunde gingen. Um den also entleerten Ozean wieder zu füllen, mußte dann die Himmlische Ganga auf die Erde gebracht werden: eine der größten Taten des Siva/Rudra. (S.a. Bemerkungen zum Donnerkeil 113 f., Anm.52 u.53) Wie gleich vorneweg gesagt wurde, sollen die Kalakanjas und Atharvaveda 8.60 nur gestreift werden, da wenig Hoffnung auf Aufklärung besteht. Die gleiche erbauliche Luzidität zeichnet einen, bzw. zwei Hunde aus, von denen Bawden in seinem Artikel "Astrologie und Divination bei den Mongolen" (ZDMG 108, 1958, 317 337, p.328) das Folgende berichtet: "Schließlich
möchte ich ein Wort über den sogenannten männlichen schwarzen
Himmelshund, tngri yin ere qara noqai, sagen (es gibt auch einen weiblichen
Himmelshund eine tngri yin noqai). Dieser Name soll einen Himmelskörper
bezeichnen der zusammen mit anderen Sternen um den Gipfel des Berges
Sumeru herumkreist. Der Hund gilt als Herrscher von Himmel und Erde,
Jahr, Monat, Tag, Minute, Planet und Stern. Es wird gesagt: 'Der schwarze
Hund des Himmels kommt herunter; wenn du fragst, warum er herunterkommt,
so ist es, um die Menschen und allerlei Geschöpfe zu kalkulieren
und zu beherrschen'. Er hat einen menschlichen Körpereinen Hundekopf,
einen Schweinsrüssel, Flügel, Nägel und einen Schwanz
wie ein Vogel. Merkwürdigerweise ist er goldfarbig. Seine geographische
Lage wirkt stark auf das Leben der Menschen. In den drei Frühlingsmonaten
liegt sein Kopf nach Süden, sein Sterz nach Norden, sein Rücken
nach Osten, sein Maul nach Südwesten, sein Bauch nach Westen ;
diese Lage verändert sich während jeder der drei übrigen
Jahreszeiten. Die Bedeutung liegt darin, daß in der Richtung Kopf
usw. gewisse Handlungen zu unternehmen oder zu vermeiden sind. Also:
in der Richtung Kopf baue kein Haus, in der Richtung Maul sende keine
Truppen aus; in der Richtung Rücken nimm keine Schwiegertochter;
in der Richtung Bauch lasse das Vieh nicht weiden; in der Richtung Sterz
begrabe keinen Leichnam. In der Richtung Kopf und Bauch nimm eine Schwiegertochter,
ìn der Richtung Maul bete Land und Wasser an; in der Richtung
Rücken sende Truppen aus und jage, baue Häuser, begrabe Leichname
und stelle Opferkuchen auf." Einschub zu p51 Ende p52 Sodann erhalten Sie das einschlägige Kapitel aus dem Apollodoros; in den, wie stets, unerschöpflichen Fußnoten von Frazer Venerabilis finden Sie Verweise auf sämtliche antike Autoren, die sich jemals mit dem Thema befaßt haben, und das eigentliche Kerberos Thema ist von Anfang, also von Homer an ausgenommen nur der Hesiod das letzte zuweilen das vorletzte Abenteuer des Herakles: der mußte den lebenden Kerberos aus dem Hades holen und zum Eurystheus bringen. (Ob der, gleich in der ersten Stunde erwähnte, Kampf, in dem Herakles den Hades verwundete, 11.5.395, anläßlich der Heraufholung des Kerberos stattfand, ist nicht zu entscheiden. (Cf.Roscher I 1782,11 1121).
p53 Zusätzliche Passagen aus lateinischen Autoren unterrichten Sie über die Deutung des Kerberos als Erde, verbunden mit der absonderlichen Etymologie Kerberos = kreoboros/Fleisch verschlingend, und über die Entstehung des giftigen Steinkrauts aconitum (akóniton, wolf's bane, monk's hood) aus dem Geifer des Kerberos; auch über die, ein volles Jahr währende Bestrafung des Charon, der den unbefugten Herakles eingelassen hatte. Nun, die ganze Affaire Herakles Kerberos, so oft geschildert und gemalt, so oft Gegenstand von Anspielungen, hat keinerlei für uns erkennbare Pointe. Beim Apollodoros heißt es, sobald Herakles den Hund dem Eurystheus gezeigt, habe er ihn zurück in den Hades verfrachtet. Mir fällt an halbwegs Vergleichbarem nur ein Thors Angeln der Midgardschlange als Köder benutzte er den Kopf des Stieres Himinbrjot/ Himmelsbrecher. Im Hymirlied/ Hymiskvitha 23 24 heißt es:
Laut Snorri's Gylfaginning
c.48 schnitt der Riese Hymir die Angelschnur durch. Leopold von Schroeder,
der sein Bestes tat, um für jedes athlon des Herakles eine parallele
Tat des vedischen Indra herbeizuschaffen, hat in diesem Falle nicht
reussiert; d.h. er macht aus Lamentieren nützt nichts; wir werden in der Schnelle dem Kerberos Abenteuer im Besonderen, den Taten des Herakles im Allgemeinen, ihren Sinn nicht abzwingen, noch auch den Herakles zu 'identifizieren' vermögen. Das fängt schon gleich an in der Nekyia , also im 11.Gesang der Odyssee, als Odysseus den Herakles trifft, und zwar gleich anschließend an den Sisyphos mit dem tückisch entrollenden Marmor. 11.611
p54 Odysseus erblickt im Hades das e i d ô 1 o n des Herakles, autos de, der Herakles selbst aber weilt unter den Göttern (vgl. Buffière 404,494). Ist das eidôlon das Sternbild, das die Griechen Herakles oder Engonasin, Den auf den Knien, die Lateiner Hercules nannten? (Cf.Boll: Sphaera 100 04; Boll Gundel in Roscher VI, 896 904, Rehm RE V 2563 ff., aber auch Prometheus, Tantalos, Theseus, Ixion, Orpheus). Ob "er selbst", der Herakles, Jupiter sei, oder Mars, darüber haben wir uns ja früher schon den Kopf zerbrochen: Vergil, Macrobius, Achilles Tatios u.a. haben auf der Identität von Herakles und Mars bestanden. Aber selbst, wenn wir der 'Identität' des Herakles sicher wären, wüßten wir noch nicht, was es mit dem Kerberos auf sich hat. Eine eventuell gehegte Hoffnung, ihn unter den sog."Hades-Sternbildern" anzutreffen, ist vergeblich: da findet man das Totenschiff, den Fährmann (porthmeus) Charon, den Acherusischen See, alle im Sagittarius, aber von Kerberos keine Spur (Boll 172 78,246 51). Bezüglich Yamas Hunden hörten wir nur, sie seien sarameisch, was die Indologen als Sprösslinge der Saramâ deuten. Kerberos wurde uns von Hesiod als Sohn von Echidna, der Schlange, und Typhaon bezeichnet, und als Bruder der lernäischen Schlange, des nemäischen Löwen und des Geryon Hundes Orthos oder Orthros, den man mit dem Indra 'Feind' Vrtra zu identifizieren versucht hat (v.Schroeder:Herakl.+ Indra,Abh.III 62 A). Diese genealogische Situation hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Befund in der Edda, soweit es den wichtigsten nordischen Caniden betrifft, den Fenriswolf. Von dem hören wir im Hyndla Lied 42 und in Snorris Gylfaginning 34, er sei ein Sohn von Loki und Angrboda und Bruder der Hel und der Midgardschlange/Jörmungandr. Wir kommen auf den Casus zurück und versuchen erst, die anderen eddischen Caniden 'vom Tisch' zu bringen, wenn auch unter dem Etikett 'unerledigt': alle einschlägigen Stellen haben Sie vor sich. //oder doch Fiolvinnsmal 13 (Edda ed. Neckel I 303, bei Genzmer II 108: Vers 19): Hunde (garmar), die Gehöft bewachen "bis die Götter vergehen" heißen Gifr und Geri.Neckel II (Glossar) p.57"garmerm.bissiger Hund (eigtl. Name des Ragnarökhundes, VSP 44,49,58) Fi 13"// sie scheiden also zwangsläufig erst einmal aus. Skoll und Hati, nebst Managarm sollen Söhne Fenrirs sein. Wer aber wen verschlingt, das ist mir weder aus den Gedichten, noch aus Snorri oder den modernen Kommentatoren klar geworden. Was die Formulierung von de Vries anlangt von der "allgemeinen Vorstellung, daß ein Ungeheuer in Wolfsgestalt die Sonne bedroht", so ist uns damit wenig geholfen, und gar so allgemein ist sie auch nicht; vielleicht meinte er auch nur bei den Germanen. p55 Um Eklipsen Caniden geschwind nachzutragen: Edward Burnet Tylor (The Origins of Culture = Primitive Culture I, London 1871, Harper Torchbooks 1958,328 ff.) sagt: "The Chiquitos of the southern continent (Amerikas) thought the Moon was hunted across the sky by huge dogs, who caught and tore her till her light was reddened and quenched by the blond flowing from the wounds ...On the northern continent, again,some savages believe in a great sun swallowing dog." Kretschmar (II
128) läßt uns wissen: "Im Anfang gab es zehn Monde. Der Coyote tötete fünf davon. Wenn eine Mondfinsternis eintritt, so ist der allein übrig gebliebene Mond in großer Gefahr, denn ein Hund sucht ihn zu verschlingen." Ferner unterrichtet sie uns über Assam (28): "An einen riesengroßen Himmelshund glauben die Lhota Naga. Sie sagen, daß er bei Sonnen und Mondfinsternissen die Himmelskörper zu verzehren trachtet." s. Einschub Frazer: (s. Beilage 9) Und hinsichtlich Chinas erleuchtet uns Werner mit den Worten (Myths 178 ,Dict. Chin. Myth. 35): "The Star T'ien kou, Heavenly Dog, i n the heavens is hiding the sun and moon, and an earth devouring small children." Mehr Belege stehen mir vorderhand nicht zur Verfügung (s.a.Olrik 113, Much 30); das bedeutet aber keinesfalls, daß wir die Finsternis Ungeheuer abservieren dürfen, leider nicht. Wir werden uns in den Streit, ob Garm in Vo1.44,49,58 der nämliche sei wie Fenrir, nicht länger einmischen. Ob oder ob nicht hängt, wie mir scheint, vorzüglich von zwei Vorentscheidungen ab, nämlich 1) ob der Welpe in Baldurs Traum 2 3 identisch mit dem Garmr sei; wenn ja, kann es doch wohl kaum der Fenrir sein, denn der ist gefesselt, der Welpe aber läuft dem Odin entgegen; 2) ob es eine "Erfindung" von Snorri gewesen ist, bei Ragnarök Garm und Tyr einander töten zu lassen, während Odin mit Fenrir, Thor mit der Midgardschlange, Freyr mit Surt und Heimdall mit Loki parallel beschäftigt sind. In der Voluspa nämlich steht nichts von einem Zweikampf Garm Tyr. Bedenkt man Grimnismal 44, wo Garm als bester der Hunde gerühmt wird, so werden die Zweifel an der so häufig und so hitzig verfochtenen Identität von Fenrir und Garm eher größer. p56 Und nun, wenn auch nur ungebührlich kurz, zu Fenrir. Da ich beinahe befürchte, Sie möchten mit seiner und Lokis Geschichte unvertraut sein, erhalten sie ein paar Auszüge und Xerokopien der Kapitel 34, und 50 53 von Snorri's Gylfaginning. Aber wähnen Sie bitte nicht, einige Xerokopien könnten Sie instandsetzen, das eddische System zu begreifen. Sollten Sie darauf erpicht sein, so dürfen Sie unter keinen Umständen umgehen, sich durch Viktor Rydberg's "Teutonic Mythology" durchzuarbeiten (1889 einbändig, 1907 dreibändig), wenn Sie sich damit bei der Zunft auch unbeliebt machen, denn, wie Ake V.Ström in seinem Artikel "Indogermanisches in der Völuspa" (Nomen 14,S.169) feststellte: "Professor Rydberg konnte sich , bei den damaligen Gelehrten nicht Gehör verschaffen. Der einflußreiche Vertreter der nordischen Philologie, Adolf Noreen...verglich in einer Besprechung die Forschungen Rydbergs mit einer Erörterung der Frage, ob sich das Abenteuer Ledas mit dem Schwan vor oder nach derjenigen Europas mit dem Ochsen abgespielt hätte. Er schrieb:' Rydberg hat in seiner großen Arbeit den chronologischen Zusammenhang in den Mythen hergestellt, den es früher nicht gab, allerwenigst in heidnischer Zeit.' Danach wurde Rydberg totgeschwiegen." Es galt also, und es gilt fort und fort für ausnehmend lächerlich, sich um die chronologische Reihenfolge mythischer Ereignisse zu kümmern; Neckel fand (bei Ström) "Rydberg hat poetische Gedankenspiele", und Ake Ohlmarks (im Bifrost Artikel), Rydberg habe Sinn und System da gesucht, wo es solches niemals gegeben habe. Daß Sie um Jacob Grimms dreibändige "Deutsche Mythologie" nicht herumkommen, versteht sich, und dann rate ich Ihnen noch, gelegentlich den, dem Grimm noch vorausgehenden, Franz Joseph Mone einzusehen, mit seiner "Geschichte des Heidenthums im nördlichen Europa" von 1822 (Lpz. Darmstadt); Olms hat die beiden Bände nachgedruckt, und zwar als Band 5 und 6 von Friedrich Creuzer's "Symbolik und Mythologie der alten Völker". Sie werden gleich feststellen, welch anderer Wind da weht: da ist von "Planetenkreisen" die Rede, die bei Tötung Ymirs ins Leben treten, von der Herkunft auch teutonischer Seelen aus dem Fixsternhimmel u.a. mehr: bloß, den Mone ließt heute keiner mehr. Darüber hinaus lege ich Ihnen, nicht zum ersten Male, alles wärmstens ans Herz, was Georges Dumézil geschrieben hat: er wußte zwar nichts von Sternen, aber sonst ist ihm enorm viel eingefallen, und es gibt keinen indoeuropäischen Mythenzug, den er nicht genau kennte. Bei der Herkunft des Fenrir beruhigt sich die Zunft mit Zitierung des Hyndla Liedes Vers 42: Loki zeugte ihn mit Angrboda. (Die Geschichte von Swadilfari berichtet Snorri Gvlf. 42. "Baubetrug" ; s.a. Dumézil: Loki, dtsch, 81, Vergleiche von vo der Leyen über Teufel beim Kirchenbau + Kaarle Krohn.FFC 96) p57 Das Hyndluljod fügt aber dem Vers 42 den 43.Vers hinzu, demgemäß Loki ein halbverkohltes Frauenherz fand und verschlang, davon schwanger wurde und die 'Unholde' höchstselbst gebar. Dazu wird dann lakonisch vermerkt, über einen solchen Mythos sei sonst nichts bekannt. Rydberg war da anderer Meinung, und nahm von vorneherein herumliegende, zur Hälfte oder zu 9/10 verkohlte Damen nicht so gleichmütig und unbefragt hin wie seine lieben Kollegen (s.a. Dumezil: Loki,dt.44 f.). Daß Loki nicht nur den Sleipnir gebar, sondern noch andere Kinder, geht aus den "Zankreden Lokis", also aus Lokasenna 23 und 33 hervor, zu denen die Berufenen auch nur anmerken, ihr Name sei Hase und sie wüßten von nichts. Rydberg nun (1907 I 213 ff.,§ 35) identifiziert Angrboda (Und Aurboda), die Alte im Eisenwald, mit der Gullweig aus Voluspa 21 22, deren Tötung und Verbrennung im Hause Odins den ersten Weltenkrieg, den zwischen Asen und Wanen, veranlaßte, von der aber gesagt wird, daß sie immer wieder zum Leben komme. Wir wollen das Ganze nicht durchspielender Rydberg ist keiner, den man "kurz fassen" kann, aber Sie gewahren, daß es mit der dreimal verbrannten, dreimal geborenen Dame Gullweig eine besondere Bewandtnis hat, und das Verschlucken des allein übriggebliebenen Herzens erinnert Sie denn doch, wie ich hoffe, an das allein noch schlagende Herz des in sieben Teile zerstückelten Dionysos, das Zeus der Semele zum Einnehmen gibt, worauf sie schwanger wird; als dann, wie vor kurzem hier erwähnt, Semele sich wünschte, Zeus in seiner wahren Gestalt zu sehen, kam er auf dem Streitwagen (harma) mit Donner, Blitz und Keraunos, dem Donnerkeil, worauf Semele verschied und Zeus sich den Embryo in den eigenen Schenkel einnähte und später den zweiten Dionysos, den von Theben, gebar. Weder will ich Zeus mit Loki, noch Dionysos mit Gullweig "ìdentifizieren", aber die Verwandtschaft der Formelsprache scheint mir evident. Wer der Loki sei, der
auf 's Haar dem Narten Syrdon der Kaukasier entspricht, das ist schwer
zu entscheiden. Die bisexuelle und allgemein "doppelte" Natur,
als Ase und gleichzeitig als größter Feind der Asen, seine
von Snorri, Skaldskap.16, hervorgehobene Neigung zum Diebstahl, die
Listigkeit und Schläue, derentwegen er häufig zum Ratgeber
der Asen wird, deuten auf Merkur. Derolez meint (Rene
Derolez: Götter und Mythen der Germanen. Verlag F. Englisch, Wiesbaden
1976, p157): "In seinem ganzen Auftreten
liegt etwas, das an den unberechenbaren und unzuverlässigen Odin
gemahnt", und (158): p58 Mit Lokalisierungen hat sich vornehmlich Otto Sigfrid Reuter in seiner "Germanischen Himmelskunde" beschäftigt (274 f ., 278 ff . , 284 , 291 f.) vor ihm Wilken und Drews und zwar erst einmal ausgehend von mittelalterlichen Glossen. Eine isländische Glosse von etwa 1200 verzeichnet zu "ulfs keptr", Wolfsrachen:"Hyades", und eine andere von rund 1250 sagt zu "ulfs kioptr"/Wolfsrachen: "Andromeda, dottir Sephyi..., Andromeda, Tochter des Kepheus...sitzt in der Milchstraße, dort, wo wir Wolfsrachen sagen, zwischen den Fischen und Kassiopeia und Widder mit dem Dreieck."(s. Beilage 10) In Reuters Auslassungen über "Die Zahl der Wandelsterne" (291- 93), erkennt er die eddischen Wölfe als die Mondknoten. Damit dürfte er, mindestens was Sköll und Hati oder Managarm anlangt, Recht haben; wie er's mit dem Fenrir hält, sagt Reuter nicht deutlich, was mich nicht Wunder nimmt. Was eindeutig unpassend bleibt: er bezeichnet S.291 unten die indischen Rahu und Ketu als Finsternis w ö l f e und beruft sich dabei auf Luise Troje (Die Dreizehn und die Zwölf im Traktat Pelliot) S.149 f.: da ist, richtig, von Rahu und Ketu, dem aufsteigenden und absteigenden Mondknoten die Rede aber no whiff von Wölfen! (S.a. v. Bartels: Bronzeleber II 245). Reuters simplifizierende Behauptung (292 oben): "Den 7 hellen Wandlern stehen die beiden dunklen als böse gegenüber" ist schlicht unzutreffend, d.h. von so etwas Ähnlichem wie "Güte",womöglich gar von kontinuierlicher Güte der Planeten kann gar keine Rede sein, wie Sie mittlerweile natürlich längst bemerkt haben. Ausgehend von Ragnarök und Fenrir hat Axel Olrik umfangreiches Material zusammengetragen über "Die Sagen vom Weltuntergang". Was über das W o r t Ragnarök kurz zu sagen wäre, steht in Hamlets Mill S.156 in einer Fußnote: die Experten wollen nämlich von der Götter D ä m m e r u n g partout nichts wissen und scheren sich nicht darum, daß auch die Inder zwischen je zwei ihrer Yugas oder Weltalter, "Dämmerungen" einschalten, und daß der ganze im Mbh.geschilderte Monster Krieg der Pandava und Kaurava in der Dämmerung zwischen Dvapara und Kali Yuga stattfindet, zwischen dem dritten und vierten Weltalter. Noch auch lassen sie sich beeinträchtigen durch das Faktum, daß "die Welt" in der Edda und bei Snorri mitnichten untergeht, daß vielmehr nach Ragnarökr eine neue Erde auftaucht, daß Baldr wiederkehrt und zusammen mit dem Odinsohn Widar und den Thorsöhnen Magni und Modi die Weltregierung antritt. Übersehen Sie den "Weltuntergang" also gütigst und ersetzen dieses Wort in Gedanken mit "Weltalterkrise", auch wenn sich die Schilderungen manchmal ziemlich "endgültig" anhören. p59 Olrik also hat die Sagen von gebundenen 'Unholden' z.T. Hunde und Wölfe, z.T. Drachen, z.T.'Riesen' bis nach Zentralasien hinein verfolgt, zu Finno Ugriern, Turkstämmen und Mongolen. Das Material fließt reichlich und präzise, die Interpretation ist haarsträubend stupid, aber darüber kann man ja weg lesen. Der gebundene Riese, von dem Olrik den Prometheus und den Loki ableitet, ist vorwiegend auf den Kaukasus beschränkt, also auf die Mythen von Armeniern, Georgiern und anderen Kaukasus Populationen. Der Riese Amiran, Ardawazt oder Mcher haust im Innern eines Berges und ist mit einer Eisenkette gefesselt; daß er gefesselt ist, wurde häufig, ganz wie beim Fenrir und beim mittelalterlichen Teufel (s.248 ff.), mit List bewerkstelligt; ganz nahe dabei, aber nicht erreichbar, liegt sein gewaltiges Schwert: wenn er es eines Tages zu fassen kriegt, wird er die Welt zerstören. Häufig lebt mit ihm sein treuer Hund, der beharrlich an der Eisenkette leckt oder nagt. Der Hund würde die Kette auch längst durchgenagt oder durchgeleckt haben, wenn die Schmiede nicht regelmäßig am Gründonnerstag oder am Neujahrsmorgen, d.h. am Frühlingsäquinoktium, s.p.215 drei kalte Schläge auf den Amboß täten: dadurch wird die Kette wieder heil (z.B. 190). Solches tun übrigens auch viele europäische Schmiede, um die Fesseln Luzifers zu erneuern, und zwar tun sie das in der Tschechei, in Kärnten und Steiermark, der Schweiz, in Pommern und Meklenburg (234 ff.; Hexenfeilen an Lucifers Kette, Schweden, besonders Geständnisse in Hexenprozessen, Karelien). Vom Mcher der türkischen Armenier (201 f.), den Olrik vom lersischen Mithra ableitet, heißt es, er sei samt seinem Roß eingesperrt hinter dem "Tor des Mcher, im Osten der Festung Wan...Hinter diesem Tor befindet sich ein Rad, welches Himmel und Erde in kreisförmige Bewegung bringt. Ohne einen Blick von dem Rad zu wenden, beobachtet Mcher dasselbe aufmerksam. Wenn das Rad stehen bleibt, wird Mcher erlöst, dann wird er heraustreten und die Welt zerstören." Die nächsten Verwandten der gefährlichen Fenrirbrut finden wir bei Tataren westlich des Baikalsees und zwar in den (zuerst von Castren gesammelten) von Schiefner bearbeiteten "Heldensagen der Minussinschen Tataren" (St. Petersburg 1859). In einer dieser Heldenepen heißt es z.B.:
p60
Wir sparen uns die lange Mär. Von dem Jedai Chan heißt es (134; s.S. XXXII: von tjes/ Kupfer; p.XL: hat teils milden, teils grauenhaften Charakter, XX: steht in genauer Verbindung mit der Unterwelt ...halber Aina (XIV, 500)):
Ganz am Ende der langen Geschichte schlägt Ala Kartaga den Hunden nebst ihren inkompetenten Bewachern die Köpfe ab. Für voll initiierte Dauerkunden ein Survival Bonbon aus einer anderen Tatarenmär bei Schiefner, wo erneut von Jedai Chan, dem Besitzer der 7 Hunde die Rede ist (389) : p61
Zur 'Erklärung' der sieben Hunde des Jedai Chan meinte übrigens Olrik (297): "Sieben ist im allgemeinen der Ausdruck der volkstümlichen Sagenwelt für eine große Zahl."Von einem singulären ferrschderlischen Verschlingerhund handelt das Heldenlied von Küreldei Mirgän (Schiedner 219-31, Olrik 295 f ), wenn der auch nicht unverweilt das sog. Weltende herbeizuführen trachtet. In einem estnischen Text (Olrik 298 f.) wird ein Hirtenknabe von einem "Mann auf einem schwarzen Roß" angeheuert, um an einem hohen Berge die Hunde des Mannes zu bewachen, "die in einem Keller im Felsen hinter dreifachen Eisentüren eingeschlossen sind; er soll dafür sorgen, daß sie sich nicht unterhalb der Tür mit den Pfoten herausgraben, denn wird nur einer von ihnen frei, so sind auch die beiden anderen nicht zu halten; sie würden dem Führer folgen und alles Lebendige auf Erden vertilgen; dann hätte die Sonne zum letzten Male geschienen." Olrik wendet sich dann zwei ihm recht unbehaglichen Geschichten zu (309 f.): "Ein südrussischer Volksglaube meldet, daß an das Sternbild des kleinen Bären ein Hund gefesselt ist, aber er arbeitet immer wieder daran, die Fessel durchzubeißen; wenn er das fertig bringt, tritt das Ende der Welt ein.Andere erzählen, daß das Sternbild des Großen Bären aus einem Gespann Pferde mit Geschirr besteht; jede Nacht nagt ein schwarzer Hund, um das Geschirr zu zerbeißen und dadurch die Welt zu vernichten, aber es glückt ihm nicht; denn wenn er zur Zeit der Morgenröte nach einer Quelle läuft, um zu trinken, erneut sich inzwischen das Geschirr und wächst wieder zusammen. (Afanasiew)." Olrik's Kommentar kann ich ihnen nicht ersparen, p 310-311 (s. Beilage 11). p62 Nun, gar so unsichtbar ist zum mindesten einer der jagenden Caniden nicht.Wir hören von den altsibirischen Tschuktschen, die Wagensterne seien 6 Schlingenwerfer, das Paar zeta Ursae und Alcor aber ein Graufuchs, der an einem Paar Rentiergeweihe nagt (nach Bogoras, Gibbon 139). Dazu bemerkte Helmut Werner (ZfE 77,1952.139): "Der Umstand, daß Alcor als ein einzelner und zumal lichtschwacher Stern einerseits im klassischen Altertum Fuchsstern hieß, andererseits bei den Tschuktschen als Graufuchs angesehen wird, stellt wohl das stärkste Argument für die Ableitung der tschuktschischen Sternbilder aus der Antike dar." Des Nagens wegen, verbunden mit einem drohenden sog. Weltende, hat der Olrik auch eine Geschichte mitten in sein Kapitel vom "gebundenen Raubtier" placiert, die er vom Tabari auf dem Umweg über die orientalische Sagensammlung des Joseph Freiherrn von Hammer Purgstall, genannt "Rosenöl" und erschienen 1813 , übernommen hat. Hier kommt die Sprache auch auf Gog und Magog (I 287 91,Olrik 304 f.). Wir umgehen Gog und Magog, ein Riesenthema für sich; Gog ist laut Gen. 10.12 der zweite Sohn Japhets; Hesekiel/Ezechiel hat in seinen Kapitel 38 39 gar Schreckliches über Gog und Magog zu berichten, und die Offenbarung Johannis 20.7 9 verkündet: "Und wenn 1000 Jahre vollendet sind, wird der Satanas los werden aus seinem Gefängnis. Und wird ausgehen zu verführen die Heiden an den vier Enden der Erde, den Gog und Magog, sie zu versammeln zum Streit, welcher Zahl ist wie der Sand am Meer. Und sie zogen herauf auf die Breite der Erde und umzingelten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt.Und es fiel Feuer von Gott aus dem Himmel und verzehrte sie." p63 Erneut kreuzen sie unseren Weg im Koran in der berühmtesten aller Suren, der 18., genannt Al Kahf/die Höhle, wo 95 98 Dhul Qarnain, der Zweigehörnte d.i. Alexander, die Mauer gegen Gog und Magog baut. Sie finden reichliche Unterrichtung bei A.R. Anderson: Alexander's Gate, Gog and Magog, and the Inclosed Kations (Cambridge Mass.: Mediaeval Acad.of America 1932) und bei Franz Kampers: Alexander der Große und die Idee des Weltimperiums in Prophetie und Sage (Freiburg: Herder 1901). Das Aussperren dieser Völkerschaften durch Alexanders Mauer für das Schmelzen dieser Mauer durch die Vorfahren der Türken s. R. Hartmann: Ergeneqon, Festschrift Georg Jacob ist nun aber doch nicht das Gleiche wie das Binden eines Ungetüms: der Tabari hat da anscheinend verschiedene Überlieferungen durcheinander gekriegt. Aber auch von den gebundenen 'Unholden', mögen sie nun an Ketten oder Banden nagen oder nicht, sollten wir uns langsam verabschieden, weil wir sonst nicht umhin könnten, uns in die persische Tradition um Angra Mainyu und seine 'Brut', den Azhi Dahak, einzugraben, der im Berge Demawend gebunden liegt (gebunden von Thraetona, s.Olrik 84, 345 ff.), vor dem Endkampf aber loskommt, um dann von Keresaspa endgültig besiegt zu werden (Spiegel II 162 64), und uns einzulassen auf das sog. Welthoroskop im Bundahishn, und von da aus müßten wir uns mit der Typhoneia anlegen und mit einem grauslichen, aber entscheidenden Text genannt "Excerpta ex Astrologo Byzantino" (CCAG), und mit den Gnostikern, weil in den meisten dieser späten Texte, ob persische, griechische oder wie auch immer, wenigstens unumwunden gesagt wird, daß die gebundenen Dämonen Planeten sind, die an den Fixsternhimmel gebunden werden müssen, wie u.a. nachzulesen in Wilhelm Bousset's "Hauptprobleme der Gnosis" (1907, Göttingen 1973 ) im 1.Kapitel "Die Sieben und die Mêtêr", die Mutter (spez.p.47), also die Persephone mit ihren Hunden; nur sind es meist nicht 7 sondern 9, weil der Finsternisdrache, der Typhoeus/ Typhon, ein wichtiges Familienmitglied der "bösen Brut" ist, die aber eben nicht durchgehend "böse" ist (Spiegel; Eranische Überlief.II 140 ff.,180 ff.; Binden des Gandarwa mit eigener Haut s. Hüsing: Iran.Überl.138,140). Und um die allgemeine Diskussion um das "Binden" und "Loskommen", was meist mit Riesen-schlachten, alias Weltalterkrisen verbunden ist, würde ich mich gerne noch drücken, weil das wirklich das Zentralproblem darstellt, genau so wie beim Schach oder beim mexikanischen Ballspiel das Hauptproblem lautet: Wer s i n d denn die 'Mannschaften', die da gegen einander antreten? Im Bundahishn sieht es so aus, als kämpften die Planeten gegen Fixsterne, im Typhon Kampf in Nonnos' p64 zweiten Buch kämpft Zeus Jupiter allein auf Seiten der 'guten' Fixsterne gegen die übrigen Planeten (Spiegel II 140; Stegemann: Astrologie und Universalgesch.114-120); zuweilen hat man den Eindruck, als bekämpften die Planeten jeweils sich selbst, und das hat mich schon mehrfach den Gedanken erwägen lassen, synodische Perioden kämpften gegen siderische, wobei siderische natürlich 'gut' und synodische 'nichtsnutzig' wären. Alle Caniden zählten in solchem Falle zu der synodischen Brut. Vergessen Sie mir in diesem Zusammenhang nicht, daß bei der Quirlerei, dem Amrtamanthana, die Asura, die in der 'falschen' Richtung ziehen, aber auch der ägyptische Seth, Tierköpfe tragen, die zoologisch nicht eindeutig bestimmbar sind, aber doch am ehesten als canidisch gelten dürfen. Sie begreifen, daß ich mich vor der Erörterung dieses Zentral Themas so lange wie nur eben möglich drücke, denn Verläßliches kann ich Ihnen schlechterdings nicht anbieten. Sie k ö n n e n sich aber natürlich auch für Olrik entscheiden der (322) abschließend meinte: "Das gebundene Raubtier (der Hund) ist sicher ein Erdbebenungeheuer, das auf seiner Wanderung über das weite Flachland seine Naturgrundlage verloren hat." //Bousset p.11,Origenes:7 Kreise der Archonten innerhalb des Leviathan. Leviathan auch als psychê (Weltseele) bezeichnet. Zur Kiefernsperre: s.Frobenius: Zeitalter des Sonnengottes 65: Rata (Aitutaki); 95:Algonkin: Nanabozo stellt Canoe quer vor Kehle des Fisches; 131: Bogda Gesser Chan verschlungen von Tiger, stemmt seine Füße gegen untere Zähne, Haupt gegen Gaumen, Ellbogen gegen Mundwinke1;213: nicht Fenrir! sondern Thor beim Angeln der Midgarschlange.L.F.meint, Thor habe im Kopf derMidgarschlange gestanden//
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