Zum Gilgamesch-Epos
Gilgamesh und Enkidu töten den Himmelsstier, Istar steht links daneben. |
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Vorgabe: Wir vergleichen die Texte von Schott, Papke und Kramer, um die Unterschiede in der Übersetzung und somit die problematischen Stellen zu eruieren. Die weitere Aufgabe besteht dann darin den astronomischen Gehalt zu erkunden. Im Vergleich mit der Argonautensage und anderen Heldenreisen könnte dann auch der globale Aspekt dieses Mythos heraus-gearbeitet werden. Einleitende Worte + Erläuterungen zum Gilgamesh-Epos
So könnte man fast meinen, daß ich, wenn ich
die zwei Einäugigen zusammenführe, ein solides Ergebnis erhalten
könnte. Dem ist leider nicht so. Erst durch langjährige Studien
der Altertumswissenschaft Astronomie, und zwar weltweit, lassen sich Erkenntnisse
gewinnen; denn da vieles verloren ging und da die antike Astronomie zuweilen
als "Geheimwissenschaft" betrieben wurde, und sich die Sprache
in oft sehr verschlüsselter Form präsentierte und oft nur bruchstückhafte
Tradierung vorlag, wurde ein Haufen Unverstädliches und dabei auch
viel Mißverständliches produziert. Nehmen wir unsere Astro-Prämisse einmal ernst und
nähern uns damit dem Gilgamesh-Epos stellt sich gleich die erste
Frage: wer ist eigentlich dieser Gilgamesh, der zu einem drittel Gott
und zweidrittel Mensch sein soll. Was ein Mensch ist, glauben wir zu wissen,
was ein Gott ist, können wir bei den Alten erfahren: Also, wenn wir der Meinung sind, im Gilgamesh-Epos handelt
es sich um Beschreibungen astronomischer Vorgänge, sind wir genötigt,
uns mit dem Quellenmaterial aus der Zeit um -2500 zu befassen. Oder falls
solches nicht vorliegt, müssen wir uns von Völkern Informationsmaterial
besorgen, von denen wir wissen, daß sie noch Überlieferungen
aus jener Zeit besitzen. Hierbei können uns also nur Wildbeuter-
und Sammlergesellschaften helfen, oder die präkolumbianischen amerikanischen
Hochkulturen, deren mythologisches Wissen aus älterer Zeit stammen
muß, als das Gilgamesh-Epos, wenn wir unterstellen, daß diese
Kulturen eine uns verwandte Mythologie besitzen und sie den amerikanischen
Kontinent schon um einiges früher besiedelten. Also benötigen
wir Mythenmaterial von Gesellschaften, von dem wir annehmen können,
daß es mindestens so alt ist, wie das Gilgameshepos. Im Vorfeld der Erörterung ist es zudem nötig,
uns mit der mythischen Zeit zu befassen. D.h. wir müssen uns im Klaren
werden, in welchem "Zeitalter" das Gilgamesh-Epos spielt. Wir
gehen erst einmal von der Arbeithypothese aus, dass sich das Drama am
Ende des "Geminizeitalters" abgespielt hat, das nach der Weltzeitaltervorstellung
antiker Kulturen - eine Vorstellung, die weltweit belegt ist - etwa um
-3500 endete. |
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Hier wollen wir jetzt schon einige kleinere Ergebnisse präsentieren, die wir bisher gewonnen haben. Zur Bedeutung der Spica (babylon. mulAB.SIN) findet sich hier Erhellendes.
Eine weitere Information zur babylonischen Astronomie stellt die Mul Apin Serie dar, die hier in einer leicht kommentierten Fassung vorgestellt sein soll. Da wir uns eingehend mit dem 11. Kapitel des Gilgamesh-Epos beschäftigten, in welchem die Sintflutlegende enthalten ist, seien hier einige Links zu diesem Komplex angegeben: http://us.geocities.com/diesintflut/flut20.htm http://home.earthlink.net/%7Emisaak/floods.htm http://de.wikipedia.org/wiki/Sintflut
Primärliteratur zum Gilgameh-Epos: Arthur Ungnad und Hugo Greßmann, Das Gilgamesch-Epos. Neu übers. und gemeinverständl. erklärt, Göttingen 1911 Albert Schott, Wolfram v. Soden, Das Gilgamesh-Epos, Stuttgart 1958 Samuel Noah Kramer, Sumerian Mythology, [1944, 1961] Alexander Heidel, Gilgamesh Epic and Old Testament Parallels, University of Chicago Press, 1963. A.R. George, The Babylonian Gilgamesh-Epic, Introduction, Critical Edition and Cuniform Texts, Vol.I and II, London 2003. Stefan M. Maul, Das Gilgameh-Epos, neu übersetzt und kommentiert, Verlag, H.C. Beck oHg; München 2005. Weiterführende Literatur zum Gilgameh-Epos: Werner Papke, Die Sterne von Babylon, Bergisch Gladbach, 1989. William F. Albright, Gilgamesh and Engidu, Journal of the American Oriental Society 40,(1920), pp 307-335. Carl Bezold, Babylonisches Assyrisches Glossar, Heidelberg, 1926. Franz M. T. Böhl, Die fünfzig Namen des Marduk, Archiv für Orientforschung, 11 (1936), pp191-218. Franz Boll, Antike Beobachtung farbiger Sterne. München 1916. Felix P. Gössmann, Planetarium Babylonicum oder Die Sumerisch-Babylonischen Sternnamen. Rom 1950. Kramer, Samuel Noah. The Sumerians: Their History, Culture, and Character. Chicago: U of Chicago P, 1963. Raoul Schrott, Gilgamesh, Fischer Verl., Frankfurt/M, 2004.
Literatur zu "Kosmischen Reisen": Apollonius, The Argonautica, New York 1921. Ernst H. Berger, Mythische Kosmographie der Griechen, Leipzig, 1904.
Einige Internet-Links zu Keilschrifttexten und weiteren Sumerischen Texten: http://www.ancienttexts.org/library/mesopotamian/index.html http://www.ancienttexts.org/library/mesopotamian/enuma.html http://www.ancienttexts.org/library/mesopotamian/gilgamesh/index.html http://www.arts.kuleuven.be/bibliotheek/dep/orientalinks.htm http://www.piney-2.com/BabIndex.html http://cdli.mpiwg-berlin.mpg.de/web/index.html http://www-etcsl.orient.ox.ac.uk http://psd.museum.upenn.edu/epsd/index.html http://cdli.ucla.edu/dcclt/dcclt.html
Weiterer Literaturverweis: Jacob Grimm, Deutsche Mythologie (3 Bände), Ullstein Materialien, Ffm, Berlin, Wien, 1981.
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