Einschub zu p 17:
(Da wir klassische Philologen strengster Observanz unter uns haben, geziemt es sich zu wiederholen, denn echte Klassiker sind in der Verachtung sogenannter "später" Zeugnisse aufgewachsen.Nichts desto trotz hat Porphyrios einen Brief an Anebo geschrieben, der uns in des Eusebius praeparatio evangelica (III 4 1/2) erhalten ist, Gott sei Dank. Und dort referiert Porphyrios die Angaben des Ägypters Chairemon, Vorstehers des Museions in Alexandria, und hernach Lehrer des Kaisers Nero (das hochnäsige Zeug, das Schwarz in der Realencyclopädie über besagten Chairemon verlauten lässt, soll uns nicht verdrießen. Um so weniger, als uns Tzetzes Chairemons Erklärung von wenigstens 19 Hieroglyphen überliefert hat; und, kümmerlich wie die Zahl 19 auch sein mag -die Zahl geht ohnedies zu Lasten des Tzetzes -, Chairemon reimt sich recht ordentlich auf Horapollon, und dieser Umstand allein sollte als anzuerkennender Reisepass gelten.
"Chairemon", schreibt der Porphyrios, "und die anderen (Ägypter) setzen nichts voraus, was den sichtbaren kosmoi voranginge , vielmehr erklären sie die Götte der Ägypter für nichts anderes als die sog. Planeten und Tierkreisbilder und deren Paranatellonta, sowie die Dekane, die Horoskopoi und die sogenannten Herrscher (krataioùs hägemonas), deren Namen und Wirkungen (eigentlich: Heilkraft: therapeia pathon) in den Almenichiakois (bei Iamblichos richtiger: Salmenichiakois) verzeichnet sind, wie auch deren Auf- und Untergänge, und auf was diese bedeuten (in einem Horoskop, versteht sich) . Er (der Chairemon) kannte nämlich solche, die Helios als Demiurgen ansahen, und (wusste), dass sie die Überlieferung von Osiris und Isis, und überhaupt die heiligen Mythen deuteten (helittouménous) auf die Sichtbarkeits- und Unsichtbarkeitsperioden der Sterne und ihren Aufgang (den heliakischen nämlich), oder auf die Phasen des Mondes, oder auf den Lauf der Sonne durch die nächtliche und die tagsüber sichtbare Halbkugel, oder auf den Fluss. Kurz: sie deuten alles mit Hinblick auf die Natur, = ta physiká, und nichts auf unkörperliche oder lebende Wesenheiten (oudén eis asômátous kai zôsas ousias ... hermêneúontas).") Einschub zu p 17 Ende
Einschub zu p 25:
Es sei nur am Rande vermerkt, dass es vermutlich (oder beinahe sicherlich) nicht gleichgültig ist, wer wem wessen Menschenfleisch serviert, obwohl generell Kannibalismus zu den Motiven der Weltalterkrisen gehört,
Tantalos sowie Lykaon an sollen den eigenen Sohn anderen angerichtet haben. Atreus hingegen setzt seinem Bruder Thyestes dessen eigene Söhne vor; so tut der Meder Astyages es mit dem Harpagos, er bietet ihm des Harpagos Sohn an, weil Harpagos es, obgleich loyal (Typ Markgraf Rüdiger), innerlich mit dem Perser Kyros hält.
Das Gleiche trifft zu auf Chou Wang, denn verruchten letzten Shang (oder Yin)-Kaiser; er offeriert dem Fürsten von Wen dessen ältesten Sohn (als Hirschpastete); auch dieser war loyal, aber mit dem Herzen auf der Seite seines 'Hauses': sein zweiter Sohn wurde der erste Kaiser der Chou-Dynastie.
Im Tuamotu-Archipel hören wir nicht genügend unmißverständliche Details; nur so viel, dass Atea (Watea,Wakea) der Weltherrschaft verlustig ging, weil er sich auf Kannibalismus einließ.Bei dieser Gelegenheit wurde der schlafende Kiho Tumu hellwach, setzte Atea ab, und Tane ein. Einschub zu p 25 Ende
Einschub zu p 41:
Der Stierschenkel Ursa, der auch - in wagrechter Stellung - das ägyptische Mundöffnungsinstrument darstellt, ist ein vielseitig verwendbares Werkzeug: Enkidu wirft es im GE der Ishtar an den Kopf, in einem hurritischen Text zeugt MAR.GID.DA, der Große Lastwagen, Zwillinge mit der Erde, "im Auftrage" von Ea; im Großen Pariser Zauberpapyrus (Preisendanz 1,p.96f.) heißt es von Einem, den Albrecht Dieterich für den Mithras hält (s.Abbildung in Rascher):
in der rechten Hand haltend das goldene Schulterblatt eines Rindes; es ist das Bärengestirn, das den Himmel bewegt und zurückwendet, stundenweise am Pol hinauf- und hinabwandelnd."
(katechonta te dexia cheiri mosxou om?? xryseion, hos'estin Arktos hé kinous kai antistrephousa ton ouranon, kata hóran anapnleuousa kai katapoleuousa). Einschub zu p 41 Ende
Einschub zu p 47D:
Feuerdrill und Butterfass sind kosmische Schöpfungsinstrumente ersten Ranges -- in unseren Längen und Breiten ist man besser vertraut mit "Gottes Mühlen"; producieren tun sie allesamt Zeitperioden qua 'Welten': die Mühlen immer in der gleichen Richtung präzedierend, die anderen Apparate 'nutierend da sie auf der Wu rzel manth- (=unter Überwindung eines Widerstandes kräftig hin und herrühren) basieren. Da buttern gleich 'schöpfen' ist, begegnen wir dieser praktischen Tätigkeit in den lächerlichsten Zusammenhängen.Etwa hören wir von den Baiga in Mittel-Indien folgende Mär (Elwin:Myths of ?iddle India p.5f., 20) :
"Bhagavan makes a crow; the crow falls down upon the back of the crab; both of them dive down t? the bottom of the sea and force Gichna Raja to vomit the earth which he had swallowed. The crow returns with 21 little balls of different kinds of earth.Bhagavan calls for a Young virgin.She makes a pot out of lea?es, and puts the earth in it, and she churns it.For eight days and nine nights she churns till all is ready.Then Bhagavan rolls the earth out like a great thin chapati, and spreads it on the face of the waters.There it begins to grow till it has covered all the waters."
Oder: "Bhagavan hatte einen schwarzen Fisch und eine schwarze Schlange.Es gab damals noch keine Erde.Bhagavan dachte nach und sagte zu seinem Fisch:'Wenn ich dich um etwas bitte, wirst du es mir geben?' 'Ja', sagte der Fisch.Bhagavan bat den Fisch um seine Augen.Der Fisch gab Bhagavan seine Augen und der machte einen Topf -sagen wir besser: ein Fass - daraus.He made his snake into a churn.With the snake's belly he made a cord. Er füllte das Fass mit Wasser und butterte es, und heraus kamen die 32 Sorten von Erde. Aus dem Rogen seines Fischs machte Bhagavan Gold, aus der Leber machte er Eisen, aus seinen Schuppen Silver, und aus seiner Haut Kupfer."
(In diesem geradezu schwachsinnigen Bericht stecken viel mehr Formeln, als man beim ersten Anhören annehmen sollte, und über jede einzelne ließe sich diverse Stunden reden - was wir indessen hier nicht tun werden; es genügt für's erste, dass man aus Augen ein Butterfass macht und dass quirlende Behandlung von Wasser gleich 32 Sorten von Erde produziert). Einschub zu p 47D Ende
Einschub zu p 52:
Dieses Bild hat noch fortgelebt unter christlichen Häretikern, wie wir, ausgerechnet, aus Needham's Science and Civilization in China (4, 1, p.236) erfahren (nach Daujat):
"A particularily Chinese conception was due to the heresiarch Hermogenes, known because of Tertullian's writings against him. He believed that God had not created the world from nothing, but had organized all matter by acting upon it like a magnet.If this patterning principle had been immanent rather than transcendent there would have been no difference between it and the Tao"."Particularly Chinese" (besonders im Sinne des Taoismus) nennt Needham diese Vorstellung im Gegensatz zu Griechenland, d.h. zu den Peripatetikern:
"there was great difficulty in fitting magnetic attraction into the Aristotelian distinction between 'natural' and 'violent' motions, so much that Aristotle said as little about the magnet as possible."Im Politikos jedenfalls. Plutarch bemerkt (De Is. c.48 = 370 F), dass in den 'Gesetzen' , als er beträchtlich älter geworden war, Platon sich deutlich (i.e. ou di'ainigmón oudè symbolik?s) dahingehend ausdrückt, dass der Kosmos nicht von einer Seele bewegt wird, sondern vielleicht von mehreren, bestimmt aber von wenigstens zweien - deren eine agathourgon, die andere entgegengesetzt.
Tatsächlich empfiehlt es sich, die Gesetze 896D -898 anzuschauen, und wäre es nur, um sich an Platon's Unlust an ?xzentern, Deferenten, mittleren Anomalien und dergleichen zu weiden. Einschub zu p 52 Ende
Einschub zu p 56:
Ein höchst merkwürdiges Stück Erinnerung an Typhon als den Zuständigen für drakonitische Monate findet sich in den Scholien zu Apoll.Rhod. 4. 264 (in Roscher, sub Typhon 1445): da wird er zum Astronomen gemacht und soll "tas periodous kai tous arithmous tes selenes heurethenai".
Wozu zu vergleichen wäre Timaios 39 C über die Entstehung der Zeitmaße, wo es, nach Tag und Nacht, heißt:
"der Monat aber, wenn er seinen Kreislauf vollendet und die Sonne eingeholt hat, endlich das Jahr, sooft die Sonne ihre Bahn umschrieben hat". (Meis epeidán selené perielthousa ton heautes kyklon epikatalabe, eniautos de hopotan helios ton heautou perielthe kyklon).
Das soll sich, laut Eisler (4331) "nicht auf den periodischen - an den Fixsternen .. gemessenen - oder auf den synodischen - d.h. zwischen je 2 Neumonden gelegen sondern auf den sog, drakonitischen Mondmonat beziehen."
Verwiesen wird auf Ideler: Chronol.l, 46. (Folgt Gleichung 223 synodische = 242 drakonitische Monate, "von den Alten einstimmig als 'chaldäische' Periode bezeichnet...") Einschub zu p 56 Ende_____________________________________
Info zu p 56: (aus Ovid, Met. Liber V, Typhoeus, pp 318 - 331)
tunc sine sorte prior quae se certare professa est,
bella canit superum falsoque in honore gigantas
ponit et extenuat magnorum facta deorum; 320
emissumque ima de sede Typhoea terrae
caelitibus fecisse metum cunctosque dedisse
terga fugae, donec fessos Aegyptia tellus
ceperit et septem discretus in ostia Nilus.huc quoque terrigenam venisse Typhoea narrat 325
et se mentitis superos celasse figuris;
"duxque gregis" dixit "fit Iuppiter: unde recurvis
nunc quoque formatus Libys est cum cornibus Ammon;
Delius in corvo, proles Semeleia capro,
fele soror Phoebi, nivea Saturnia vacca, 330
pisce Venus latuit, Cyllenius ibidis alis."
Krieg der Unsterblichen singt sie; und falschen Ruhms die Giganten
Würdigend, kränkt sie die Taten der ewig waltenden Götter. 320
Aufgesandt aus den Tiefen des Erdreichs, habe Typhoeus
Furcht den Himmlischen allen erregt, daß alle den Rücken
Wandten zur Flucht; bis die Matten zuletzt die ägyptische Fläche
Aufnahm, und der in sieben Ergießungen strömende Nilus.Dort auch verfolgt', erzählt sie, der Erdgeborene Typhoeus; 325
Und erlogne Gestalt umhüllete jeden der Götter.
Führer der wolligen Trift ward Jupiter; welcher daher noch
Jetzt mit gekrümmtem Gehörne sich zeigt, als libyscher Ammon.
Delius barg sich im Raben, der Semele Sohn in dem Geißbock,
Juno in schimmernder Kuh, in Gestalt der Katze Diana, 330
Venus schlüpft' in den Fisch, der Cyllenier flattert als Ibis.
Einschub zu p 59:
Wie zu erwarten, ist Schnabels Angabe über Al-Zarkali's 'Entdeckung' unzutreffnd.
Cf. W. Hartner & M.Schramm: Al-Biruni and the Theory of the Solar Apogee: an example of originality in Arabie Science. ln: Scientific Change, ed. A.C. Crombie, London: Heinemann 1963, p.206-218.p.207: Hipparch was the first to account for the unequal length of the 4 seasons by devicing a model in which the earth no longer occupies the center of the sun's circular orbit.
p 208: Apogee situated in the point 51/2° of Gemini, the centre of motion distant from the centre of the earth by approximately 2 1/2 sixtieth of the radius - Almagest IV 3. Speed of variation of the sun's declination reaches its maximum (c. 24' in one day) near and at the equinoxes, and its minimum (c. 12' in one day) at the solstices.
Frage für Al-Biruni, ob Präzession und Bewegung der Apsidenlinie das Gleiche sei. Er sagt, man weiß nicht genug, kann es nicht entscheiden.
p.216: Al-Biruni concludes: there can be no doubt that its value (of the motion of the apogee) comes very close to that of the precession. (Compared observations made by himself... and by Timocharis).
Für Apogeen des Mondes cf. ldeler: Handbuch der math. & tech. Chronologie (Bln 1825) 1, 45. Einschub zu p 59 Ende
Einschub zu p 61:
In der Tat sieht Herakles in der Aeneis (8, 298) den Typhon unter jenen Büßern (wennschon nicht Bussfertigen) im Tartaros.
Joh.Schmidt, in Roscher sub Typhon 1437, gegen Preller-Robert, die aus der Stelle schließen, Herakles habe an Seite von Zeus gegen Typhon gekämpft. Verwiesen wird auf Mayer: Giganten & Titanen 217f.Dorten steht ja auch der Tantalos im Eridanos, von welchem wir binnen kurzem hören werden.
(In Klammern nur möchte ich Ihr Augenmerk auf die Wurzel tlao- lenken, von wannen Tantalos, Atlas und andere: sie ist kosmologisch nicht viel weniger bedeutsam als die Sanskrit-Wurzel manth-). Einschub zu p 61Ende
Info zu p 62Nonnos 2.170-90
Stegemann 116.
"Und es war Nacht. Um die sieben Sphären standen die Scharen des Olymp als Wachen verteilt, und wie über die Wachttürme (einer Festung) das nächtliche Feldgeschrei tönt, eilte der Ruf der fremdsprachigen Sterne nach allen Seiten, und den Lärm des Achsenwiderhalls aus der Sphäre des Kronos nahm die Sphäre der Selene auf. Mit dichten Wolkendecken versperrten die Horen, des Äthers Hüter und der Sonne\ Dienerinnen, kranzartig den Himmel. Den westlichen Riegel
/Atlantdon ochea. Reuse: the Atlantean bar/
der unverletzlichen Tore verschlossen die Sterne /asteres/ , damit kein Heer den Himmel erstürme, da die Unsterblichen fort waren. Anstelle des gewohnten Pfeifen- und Flötentons zischten mit nächtlichen Schwingen die Winde ihr Lied. Der alte Bootes, der den arkadischen Bären zusammen mit dem ätherischen Drachen begleitet, wachte mit schlaflosen Augen, indem er von der Höhe her Typhons nächtlichen Ansturm erspähte. Den Osten überschaute der Morgen-, der Abendstern den Westen; das Südtor war dem Lenker der Bogen (dem Schützen) überlassen von Kepheus, der selbst das regenreiche Tor des Nordens umlief. Feuer glühten überall, weil die schimmernden Lichter der Sterne und die nächtlichen Flammen der schlaflosen Selene fackelgleich aufleuchte-ten."/ithyntori toxon. Dazu Stegemann p.70: "Steuerer der Bogen", worunter man sich hier nur den Schützen (f a s t der südlichste Punkt des Zodiaks) vorstellen kann, zu dem Kepheus von Hipparch als Paranatellon genannt wird ."
Pape: ithynter, eros, ho, der Gerademachende, Lenkende...Steuermann, Ap. Rh. 4. 209. 1260. ithyno, gerade machen, epi stathmen ithynen, nach der Richtschnur gerade machen, richten, Od.5,245 u.öfter.bes. lenken, von Schiffen. (Zeus lenkt alles, pant'ithynei)..vom Richter, mythous ithynein, gerechte Ansprüche tun, oder krumme, falsche berichtigen, wieder gerade machen, Hes.0.265; ithynesthai thanato, mit dem Tode bestraft werden, Her.2,177; tinito pleon ithynein, durch den Richterspruch zuerkennen,Theocr.5,71.
Man sollte vielleicht sagen "dem Berichtiger der Bogen". Das kann durchaus Sagittarius sein, von dessen Rolle als Startplatz wir gehört haben. Dem circumpolaren Kepheus als Vertreter des Nordens ein Zodiakalbild als Vertreter des Südens gegenüberzustellen, kommt mir aber unwahrscheinlich vor. Und schließlich haben wir den Bogen aller Bogen, gebaut aus Argo- und Canis maior-Sternen in Babylonien, Agypten, China; der aztekische ist offiziell noch nicht anerkannt, gleichwohl ist er unmissverständlich da. Er wäre besser geeignet, Lenker, Steuermann, Berichtiger der Bogen zu heißen./"Den Atlantischen Riegel verschlossen die Sterne, asteres" - da hier ausschließlich von Sternen die Rede ist, müssen bestimmte gemeint sein. Babylonisch ist (bezw.Sumerisch) z.B. mul = Stern; mul mul =die Pleiaden. Sie könnten auch hier gemeint sein, die Töchter des Atlas. Info zu p 62 Ende
Einschub zu p 64:
Ich hoffe, es ist nicht vonnöten zu betonen, dass es sich im Moment nicht um die Rekonstruktion von Theorien über astronomische Fakten handelt - so als ob der Byzantiner, bzw, seine frühen Vorgänger, oder gar.ich, behaupten wollten, früher mal wären die Planeten schnurgrad auf dem Pfade der Tugend, der Ekliptik, gewandert. Vielmehr ist es so, dass es das Wesen mythischer Ausdrucksweise geradezu ausmacht, dass sie den herrschenden Zustand, die gültigen Regeln im Kosmos, in der menschlichen Gesellschaft usf. definiert, schildert, indem sie erzählt, wie die Welt dazu gekommen ist, so zu sein, wie sie ist.D.h. dem beschriebenen Zustand, aus dem sie in den jetzigen überführt wurde, wird keine Realität zugebilligt: er dient nur zur Kontrastierung.
Ein simples - nicht astronomisches - Beispiel: in den meisten der west-und zentralafrikanischen und melanesischen Kulturen, in denen Masken und Geheimbünde eine vordringliche Rolle spielen, erzählt der dazugehörige Mythos, früher hätten die Frauen die Masken gehabt und Geheimbund gespielt, bis eines
Tages dies und jenes geschah, und seither tragen nur noch die Initiierten der ausschließlich männlichen Geheimbünde Masken. Es wäre grober Unfug, von solche Sprach-Technik auf ehemaliges Mutterrecht zu schließen, das es ohnehin nicht gegeben hat - jedenfalls nicht im Sinne Bachofens.In unserem Spezialfall kann es dementsprechend nicht in Frage kommen, den alten Kosmologen zu unterschieben, sie hätten schwerwiegende Theorien über die Entstehung des Planetensystems ersonnen. Das typisch planetarische Verhalten soll definiert werden, und das Datum, von dem ab die sich definitionsgemäß benehmenden Himmelskörper zu berechnen sind, ist festzulegen. Angaben darüber, was die Planeten angeblich vorher taten, sind in den aller-meisten Fällen nicht ernst zu nehmen; jedenfalls taten sie alles das nicht, was ihre Eigenart ausmacht, und was einem braven Astronomen seit jenem Rechendatum Null, bez. 1 nach der Schöpfung, oder der Sintflut u.dgl., seine Dienststunden vergällt. Unsere - möglicher Weise unlösbare - Aufgabe ist die, herauszufinden, wieviele ärgerliche Eigenschaften jeweils als coming-into-being erzählt, und mithin erkannt worden sind; der Byzantiner benutzt seinen Drachen, um gleichzeitig Rückläufigkeit und die Winkel der Planetenbahnen zur Ekliptik einzuführen; der Anfang seines Berichtes, in dem er schildert, wie die Planet vor der hitzigen Sonne von einem ihrer Häuser in ihr zweites flüchten, enthält ein paar merkwürdige unklare Angaben, die sich eventuell auf die Absiden reimen lassen.
Ein verhältnismäßig einfaches Beispiel für die 'Technik':
Plutarch berichtet, dass die 5 Kinder von Geb und Nut zufolge einer Verfluchung an keinem Tag des Jahres geboren werden konnten. In einer Schach- oder Dame-Partie gewann Hermes der Selene 5 Tage ab.Die wurden der Sonne zugeschlagen, und die 5 Planeten konnten geboren werden. Der kontrastierte Wunschzustand, den Plutarch aber nicht gleich mitliefert: Es war einmal so, dass die Sonne in 36o Tagen umlief, und der Mond nach 360 Tagen 12 Lunationen hinter sich gebracht hatte... herrlich einfach, verglichen mit der rauhen Wirklichkeit von 3651/4 Tagen des Jahres, und den 354 Tagen der zwölf Monate. Einschub zu p 64 Ende
Einschub zu p 67Wir hatten aufgehört mit der timäischen Definition von Zeit (37 D), als "ein nach der Vielfalt der Zahl sich fortbewegendes Abbild der in Einheit verharrenden Ewigkeit", (menontos aionos en heni kat' arithmon iousan aionion eikonao).
Zugespitzt könnte man das als das Herz der archaischen Kosmologie ansprechen: wer es nicht schlagen hört, dem bleibt diese alte Welt, die Zeit war, tot. (Gegensatz, Nicht-Welt: das vorgefundene plemmelos kai atakteos kinoumenon). Diese Zeit ist nun aber nicht die Zeit, die wir gewohnt sind von unseren, sagen wir: Schrumpf-Chronometern, abzulesen, auf denen der kleine Zeiger die Sonne, der große Zeiger den Mond nachahmt. Wenn Sie einzig Sonne und Mond in Betracht ziehen, so bleibt Ihnen notwendiger Weise die Harmonike mundi verschlossen, und uneinsichtig die zwar optimistische, aber so aufschlußreiche Behauptung der Chinesen, wonach die Stimmpfeifen und der zyklische Kalender einander ihre wechselseitige Ordnung so praecise geben, dass man kein Haar dazwischen klemmen kann. Die ungeheure Bedeutung der Harmonielehre für den pythagoräischen, und den protopythagoräischen, Kosmos ist schlechterdings unverständlich, wenn man die Planeten unterschlägt.
Als das Verständnis erleichternde 'Brücke' schlage ich zum lOOl-ten Male vor, sich die Kunst der Fuge gewärtig zu halten.Mathematisch wie sie ist, viel zu mathematisch, um im landläufigen Sinne als herzerquickend acceptiert zu werden, kommt sie mit ihren Tripel- und Quadrupel-Spiegelfugen dem Timaios am allernächsten. Wenn Bach den Timaios gelesen hätte (ich weiß nicht, ob er's tat), so hätte er vielleicht erwogen, sich selbst für eine Re-inkarnation von Platon, oder aber von Timaios, zu halten, genau wie Kepler mit dem Gedanken spielte, Pythagoras sei in ihm wiedergekehrt. Einschub zu p 67 EndeInfo zu p 73
NonnosLeben und Taten des Dionysos
Dionysiaka
Achtunddreißigster Gesang
Hermes erzählt von der glücklichen Kindheit und Jugend wie auch vom selbstverschuldeten
Tode Phaëthons.
......... Wollte er doch die heitere Kindesliebe Klymenes
durch Prophezeien des bitteren Schicksals Phaëthons nicht trüben.Als dann der Knabe zu zarter Jugend erblühte, verweilte
bald er im Hause der Mutter Klymene, bald suchte die Auen
er von Thrinakia auf, wo er in Lampétias Nähe
oftmals sich aufhielt und Rinder wie Schafe als Hirte betreute.
Auch schon den heiligen Wagen des Vaters wollte er lenken,
baute geschickt sich aus Holzleisten eine Achse zusammen,
formte so etwas wie Räder dem nachgemachten Vehikel,
schnitt sich dann Riemen zurecht und schuf sich aus biegsamen Ruten
blumenprangender Gärten die dreifach geflochtene Peitsche,
schirrte vier junge Schafböcke unter ein kleines Behelfsjoch.
Einen nicht üblen Morgenstern brachte aus grellweißen Blüten,
rund wie ein richtiges Rad, er sinnreich zustande und setzte
ihn als den Vorläufer ein für den trefflich rollenden Wagen,
ganz wie das echte Gestirn der Frühe. Brennende Fackeln,
aufwärts gerichtet, band er sich beiderseits fest um die Haare.
Derart ahmte den Vater er nach mit künstlichen Strahlen,
wenn das Gefährt um die meerumbrandete Insel er lenkte.Als er dann aber die volle Blüte des Jünglings erreichte,
rührte er oft an die Flamme des Vaters, hob, wenn auch kurz nur,
hoch das glutheiße Geschirr und die sternenglänzende Geißel,
machte am Rad sich zu schaffen, betastete auch mit noch zarten
Händen die Rosse, ein Spiel, das den Jungen herzlich erfreute,
legte die Rechte sogar an die feuerumloderten Zügel.
Rasend beherrschte der Drang ihn, die Pferde zu lenken. Er setzte
sich auf die Knie des Vaters und flehte mit tränenden Augen,
Flammengefährt und Himmelsgespann selbst lenken zu dürfen.
Aber der Vater erlaubte es nicht. Da flehte der Jüngling
inniger noch. Doch der Vater, hoch auf dem ragenden Fahrzeug,
sagte zu seinem Sohne mit liebevoll-zärtlicher Stimme:Helioskind und herzlich geliebter Okeanosenkel,
nenne mir andere Wünsche! Was schert dich der Wagen des Himmels?
Lasse die Finger vom Lenken der Rosse! Du kannst noch nicht meinen
Wagen beherrschen, ich leite ihn selber sogar nur mit Mühe!
Niemals wappnete sich mit dem Blitz der stürmische Ares,
nein, mit Trompeten schmettert sein Lied er anstatt mit dem Donner.
Ebensowenig auch ballte Hephaistos die Wolken des Vaters,
heißt auch der Wolkenballende nicht wie der Sprößling des Kronos,
nein, an der Esse versetzt er Schläge dem eisernen Amboß,
läßt aus dem Blasebalg künstlich erzeugte Windstöße sausen.
Einen gefiederten Schwan hegt Phoibos, doch niemals ein Rennpferd,
schwingt und schleudert auch nie den feurigen Strahl des Kroniden.
Hermes, als Träger des Stabes, trägt nicht die Aigis des Vaters.
Wendest du ein: Er verlieh dem Zagreus den Funken des Blitzes -
höre denn: Zagreus erhob den Blitz und stürzte ins Unglück!
Hüte dich, bitte, mein Sohn, ein entsprechendes Leid zu erfahren!
Aber die Warnung verhallte. Der Jüngling setzte dem Vater
weiterhin zu, mit heißen Tränen benetzte er seinen
Leibrock, betastete wieder den flammenden Wagen des Vaters,
ließ auf die Knie sich nieder und beugte flehend den Nacken.
Mitleid mit seinem Sohne empfand bei dem Anblick der Vater.
Jammernd begann auch Klymene zu bitten. Helios wußte
zwar um den unumstößlichen Sinn des Fadens der Moira.
Aber er gab, wenn betrübt auch, jetzt nach. Mit seinem Gewande
wischte die Tränen er ab vom traurigen Antlitz Phaëthons,
küßte den Sohn auf die Lippen und sprach belehrend die Worte:Wohnstätten, zwölf an der Zahl, bestehen im flammenden Äther,
rundum sicher befestigt am buchtigen Tierkreis. Sie liegen
dicht aneinandergereiht, doch jeder für sich. Nur durch diese
führt der gekrümmte, vielfach gewundene Pfad der Planeten,
die immerwährend kreisen. Im Kreise auch pilgert beschwerlich
Kronos hintereinander durch jede, bis er mit Mühe,
spät erst, längs der siebenten Zone der Rundung, die dreißig
Umläufe der Selene völlig bewältigt. Weit schneller
als je sein Vater vollendet Zeus durch die siebente Zone
innerhalb eines Jahres die Kreisbahn. Jedoch durch die dritte
eilt im Verlauf von sechzig Tagen der flammende Ares,
deinem Vater benachbart. Ich selber benutze die vierte
und überquere rundum den ganzen Äther zu Wagen,
rolle dahin auf den vielfach gewundenen himmlischen Bahnen,
bringe die Zeitmaße für die vier Horen, indem ich denselben
Punkt umkreise wie sie, bis, wie üblich, die Strecke mit vollem
Monde ich gänzlich durchlief und abschloß. Niemals verlasse
ich unvollendet die Bahn, um mich rückwärts oder auch vorwärts
wieder zu wenden, während ständig die andern Planeten
auf den verschiedenen Bahnen auch in entgegengesetzter
Richtung dahinirren, anhalten dann, ob vorwärts, ob rückwärts,
nur bis zur halben Strecke gelangen und umkehren, deshalb
meinen allseitigen Glanz nur von einer Seite empfangen.
Unter ihnen erhellt die gehörnte Selene den Himmel
weithin und bringt mit der Glut nach Vollendung der Kreisbahn den Monat
klüglich zustande, als Halbmond, zur Sichel gekrümmt, und als Vollmond.
Mene entgegen bringe ich, rollendem Balle vergleichbar,
strahlenden Glanz, den Ernährer garbenbringenden Wachstums,
auf der vom Tierkreis gebildeten Strecke in ewiger Kreisbahn,
schaffe die Maße der Zeit und vollende, von Wohnstatt zu Wohnstatt
ziehend, mit Abschluß des einen Umlaufs die Ganzheit des Jahres.Aber du hüte dich vor dem Kreuzungspunkt, komm nicht zu nahe!
Soll doch der Kegel des Schattens, umrundest du ihn mit dem Wagen,
ja nicht verdunkeln dein Fahrzeug und allen Glanz ihm entziehen.
Weiche auch während der Fahrt nicht aus der üblichen Richtung,
lasse dich ja nicht verleiten, die fünf Parallelkreise etwa
mit den so vielfach verschlungenen Kreisbahnen staunend zu mustern,
abzukommen dabei von der üblichen Strecke des Vaters!
Durchgehen dürfen die Pferde dir nicht und den Äther durchirren!
Starre im Tierkreis auch nicht auf das ganze Dutzend der Zeichen,
jage dabei nicht von einer Wohnstatt zur andern! Berührst du
fahrend die Wohnstatt des Widders, so wage den Stier nicht zu stören!
Wenn du die Waage durchfährst, such nicht den Boten des Herbstes,
Anfang des Pflügens, den Skorpion, auf seiner Gestirnbahn,
ehe du nicht die dreißig Grade dazwischen passiertest!Höre mir aufmerksam zu, ich erkläre dir alles jetzt einzeln!
Wenn ich den Widder erreiche, den Mittelpunkt unseres Weltalls,
Nabelgestirn des Olympos, dann lasse den Frühling aus meiner
Höhe ich sprießen; am Wendekreis, der uns das Wehen des Westwinds
ankündigt, jener Linie, da Tage und Nächte gleich lang sind,
leite auf taufrischer Bahn ich die Hore der zwitschernden Schwalben.
Trete ich in das tiefere Haus, gegenüber dem Widder,
sende, im Zeichen der Scheren, für gleichlange Tage ich Strahlen,
mache sie also ebensolang wie das nächtliche Dunkel,
leite auf blätterschüttelnder Bahn die Hore des Herbstes,
fahre mit schwächerem Licht in dem Monat des Laubfalls zum tiefer
liegenden Wendepunkt. Danach bringe ich regendurchpeitschten
Winter den Menschen, über dem Rücken des fischig geschwänzten
Steinbocks, damit die fruchtbare Erde den Bauern Ertrag schenkt,
wenn sie die bräutlichen Schauer empfängt mit den zeugenden Tropfen.
Sommer erwirke ich, ährenspendenden Herold der Ernte,
wenn ich die weizenwogende Erde mit heißeren Strahlen
geißle und, grad gegenüber dem eiskalten Steinbock, den höchsten
Punkt auf der Strecke, im Zeichen des Krebses, erreiche, zu gleicher
Zeit auch den Nilstrom sowie die Weintrauben anschwellen lasse.Ziehe zu Anfang der Fahrt ganz dicht an Kerne vorüber,
lasse den Morgenstern deinem Gespanne voranziehen. Leitet
er dich, so kommst du vom Wege nicht ab. Auf der weiteren Strecke
werden die zwölf stets kreisenden Horen die Richtung dir weisen.
Derart mahnte er, setzte den goldenen Helm auf Phaëthons
Haupt und umkränzte den Sohn mit seiner eigenen Flamme:
Rings um die Locken wand er die sieben leuchtenden Strahlen,
hängte ihm über die Hüften rundum den schimmernden Leibgurt,
streifte sein eigenes Feuergewand ihm über den Körper,
schnürte auch fest an die Füße des Jünglings die Purpursandalen.
Dann übergab er dem Sohn das Fahrzeug. Schon brachten die Horen
frisch vom Frühfutter her die feurigen Heliosrosse.
Furchtlos begab sich der Morgenstern an das Fahrzeug und legte
über die Nacken der Tiere zur Arbeit die glänzenden Riemen.Hoch auf den Wagen stieg nun Phaëthon. Ihm reichte der Vater
Helios die hellstrahlenden Zügel zum Lenken, die prächtig
schimmernde Geißel desgleichen. Er zitterte, schweigend.
Er wußte, kurz nur würde sein Sohn noch leben. Die Mutter Klymene
stand, nah der Küste, zur Hälfte im Wasser; sie sah den geliebten
Sohn auf den feurigen Wagen steigen und bebte vor Freude.Nunmehr begann der Morgenstern, Spender des Taues, zu strahlen.
Über den östlichen Rand der Erde erhob sich Phaëthon,
tauchte empor vom Okeanos, seines Großvaters Fluten.
Aufsteigend spähte der mutige Lenker der feurigen Rosse
über den von dem Reigen der Sterne besprenkelten Himmel,
den die sieben Zonen umgürteten. Auch die Planeten
sah er einander entgegenkreisen, erkannte die Erde,
die als der Mittelpunkt feststand, erhöht auf ragenden Schroffen,
allseits befestigt von tief in Höhlen brausenden Winden.
Flüsse erspähte er auch und den Rand des Okéanos. Dieser
saugte soeben sein Wasser zurück in die eigene Strömung.Während den Blick er auf Äther und Sternenflut lenkte, auf rührig
wimmelnde Erdengeschöpfe und ruhelos wogende Meere,
ringsum die Stätten des grenzenlos weiten Weltalls sich ansah,
jagten die leuchtenden Rosse im Joch auf ihrer vertrauten
Strecke dahin, durchliefen die Bahn, die dem Tierkreise folgte.
Doch da versetzte der unerfahrene Lenker mit seiner
feurigen Geißel den Tieren Hiebe über den Nacken.
Unter den Schlägen des rohen Fahrers scheuten die Pferde.
Ohne es selber zu wollen, kamen sie ab von dem alten
Wege und sprengten jenseits des Drehpunkts der Weltachse weiter.
Nicht vom gewohnten Lenker stammte das Knallen der Peitsche.Unruhe spürte man gleich an der Grenze des Notos, genauso
auch im Gebiet des Boréas. Die schnellfüßig eilenden Horen
staunten, am Himmelstor, über den seltsamen Irrweg des Tages.
Erigeneia erbebte. Der Morgenstern rief voll Bestürzung:'Wohin rast du, mein Junge? Spielst den Verrückten, als Lenker?
Laß doch die Peitsche in Ruhe, du Trotzkopf! Vor beiden Gefahren
mußt du dich sorgfältig hüten: vor Fixsternen wie vor Planeten!
Andernfalls schlägt dich der dreiste Oríon tot mit dem Schwerte,
trifft dich der alte Bootes mit seinem feurigen Knüppel!
Scheuche mir nicht das Gespann in die Irre, sonst wird dich im hohen
Äther der Walfisch des Himmels in seinem Bauche begraben,
wird dich der Löwe zerreißen, vielleicht auch der Stier des Olympos
senken den Schädel, dich spießen mit seinen flammenden Hörnern!
Hüte dich vor dem Schützen, er könnte von seiner gestrafften
Sehne mit einem feuerbeschweiften Pfeil dich durchbohren!
Laß nicht ein zweites Chaos entstehen, die Sterne nicht morgens
aufgehen, lasse nicht Erigeneia, auf Irrwegen schwankend,
mittags auf ihrem Wagen etwa Selene begegnen!Trotz der Warnung jagte Phaëthon noch schneller das Fahrzeug,
schoß zum Boréas, zum Notos, zum Zéphyros dann und zum Euros.
Aufruhr ergriff den Äther und brachte des heiligen Weltalls
sichere Ordnung zum Wanken. Sogar die Achse des Himmels,
mitten gestreckt durch den kreisenden Äther, neigte sich seitwärts.
Mühsam nur konnte der Libyer Atlas, unter die allzu
lastende Bürde gebeugt, auf den Knien schon, das um die eigne
Mitte sich drehende Sternengewölbe noch halten. Vom Bären
weit schon entfernt, wand kratzend der Drachen eilig sich vorwärts
auf dem Äquator und zischte beim Treffen mit dem verstörten
Stier. Anbrüllte den glühheißen Hund der gähnende Löwe,
wärmte den Äther mit züngelnder Flamme, zum Angriff gerüstet
auf den achtfüßigen Krebs, mit gesträubter Mähne, verwegen.
Dabei peitschte der trockene Schweif des himmlischen Raubtiers
neben den hinteren Tatzen die nahe stehende Jungfrau.
Diese erhob sich beschwingt zum Fluge, vorbei am Bootes,
näherte sich der Achse und traf mit dem Bären zusammen.
Gegen die Westgrenze sandte der Morgenstern taumelnd die Strahlen,
stieß den Abendstern fort, der von dort entgegen ihm irrte.
Erigeneia geriet aus der Bahn. Anstatt, wie üblich, den Hasen,
packte der flammende Seirios gierig den trockenen Bären.
Über den Himmel sprangen die beiden Fische, der eine
nordwärts, der andere südwärts, und kamen dem Wassermann nahe.
Purzelbaum schlagend, begann der Delphin sich behende zu tummeln
und, an der Seite des Steinbocks, im Kreise ringsum zu tanzen.
Den Skorpion auch verschlug es wirbelnd vom Pfade des Südens,
nah dem Oríon kam er, berührte die Klinge des Jägers.
Angstvoll erzitterte dieser, auch unter den Sternen, das Untier
könne herankriechen, schmerzhaft erneut in die Ferse ihn stechen.
Mene erhob sich zu Mittag bereits, mit einer sich düster
färbenden Fläche, und strahlte nur halb so hell wie gewöhnlich;
länger nicht konnte das Licht sie entleihen von männlicher Flamme,
sog nicht mehr eigenen Glanz von der Heliosbahn gegenüber.
Rund um den siebenzonigen Himmel dröhnte im Kreise
laut das Geschrei der zusammengedrängten sieben Plejaden.
Gegen sie stürmten, wild erregt, die Planeten und ließen
tosendes Brüllen aus ebenso vielen Kehlen erschallen.
Kypris prallte auf Zeus und Ares auf Kronos. Mein eigner
Wandelstern glitt in die Nähe der frühlingsverkündenden Pleias,
mischte sein Licht, als Verwandter, mit jenem der sieben Piejaden,
stieg, nur halb sichtbar, empor bei meiner Mutter, der Maja,
abseits des Sonnenwagens, den er sonst stets zu begleiten
pflegt, als ein Vorläufer morgens, während er abends, wenn Helios
abwärts dem Untergang naht, sein Licht von hinten entsendet;
weil er dem Wagenkurs folgt und auf gleichem Grad ihn begleitet,
nennen ihn Heliosherz die gelehrten Kenner der Sterne.
Auch der olympische Stier, Europas Bräutigam, reckte
seinen von taufeuchten Schneeflocken triefenden Nacken und brüllte,
hob den gekrümmten Huf zum Losstürmen; gegen Phaëthon
neigte die Stirn er mit seinen schneidenden Hörnern und stampfte
dröhnend das Himmelsgewölbe mit seinen feurigen Hufen.
Kampfbereit riß Orion das Schwert aus der Scheide an seiner
leuchtenden Hüfte. Bootes schwenkte drohend den Knüttel.
Pegasos hob in gestrecktem Galopp die zu Sternen gewordnen
Beine und wieherte; Libyens Roß erschütterte stampfend,
halb nur zu sehen, den Himmel und sprengte in Eile zu seinem
Nachbarn, dem Schwan, schlug wütend die Flügel, als wolle er wieder
einen Reiter vom Äther her abschütteln, wie er schon früher
Bellerophóntes vom Himmelsgewölbe hinabgestürzt hatte.
Nicht mehr tanzten die beiden Bären Rücken an Rücken
rings um den hohen nördlichen Pol, sie hatten sich vielmehr
südwärts gewandt und badeten ihre sonst trockenen Tatzen
ferne im westlichen Meer, im Okeanos, außergewöhnlich!Aber da schleuderte Vater Zeus den Phaëthon mit seinem
Blitzstrahl zur Tiefe, ließ ihn hinab zum Erídanos rollen,
festigte wieder die Ordnung des Alls nach ursprünglicher Weise,
führte die Rosse dem Helios zu. Den Wagen des Himmels
brachte zurück er zur Stätte der Abfahrt. Schnellfüßig folgten,
wieder für Helios tätig, die Horen der richtigen Strecke. .............
Info zu p 73 Ende
Einschub zu p 83
Der Gott des Tiber (Tiberinus) erscheint dam Aeneas im Schlaf und verkündet ihm als Orakel,er werde am Gestade unter den Eichen eine gewaltige weiße Sau finden, die eben 30 ebenfalls weiße Ferkel geworfen hat. Und dieses Zeichen bedeute, dass nach 30 Jahresabläufen Ascanius eine Stadt mit dem berühmten Namen Alba gründen werde.
Aeneis, 8.43ff (Vergil):
tibi...litoreis ingens inventa sub ilicibus sus
triginta capitum fetus enixa iacebit,
alba, solo recubans, albi circum ubera nati.
ex quo ter denis urbem redeuntibus annis
Ascanius clari condet cognominis Albam.
Einschub zu p 83 Ende
Einschub zu p 94
Das chinesische gemeinsame Domizil von Saturn und Jupiter im Pegasus-Viereck ist ziemlich frappierend (aber nicht ausreichend frappier-end, weil sie - so sieht es bei Schlegel jedenfalls aus - in jedem 'Viertel', i.e, binnen allen 90 Graden, ein gemeinsames Quartier haben. In der Serie mulAPIN heißt es vom Pegasus-Viereck: "die Wohnung von der Gottheit Ea, der Führer der Sterne von der Gottheit Anum." D.h. es ist die Wohnung Eas, eröffnet aber den Anu-Weg. (In früheren Zeiten, vor mul-APIN, offensichtlich den Ea-Weg). Das Viereck heißt 1 Iku, und 1 Iku ist das grundlegende Feldmaß der Sumerer (90x90).Es ist das Gestirn von Babylon, speziell des Tempelturms E-sag-i1, dessen Grundfläche eben 1 Iku misst (Schaumberger: 3.Erg.3262; Thureau-Dangin: Rituels Accadiens 136,274).
ANET p.332: "Iku-Star, Esagil, image of heaven an.d earth". Ungnad, und auch Jeremias halten es für das Paradies, es ist das grundlegende Feldmaß, ein-gerahmt von den Pisces (Dendera rund) - vgl. jetzt zu allem Überfluß auch noch das Zeichen für Pisces bei den Batak auf Sumatra (Maaß, Tijdschr.1926, p.619, und Tafel 27, no,12).
1 Iku macht 'den Pegasus', das Flügelross, nicht"ungültig", so wenig wie der Wagen die Bärin. (Pegasus 'fliegt', soweit ich mich erinnere, in Präzessionsrichtung; Bärin läuft in anderer Richtung als Wagen fährt).Halbe Konstellationen haben es immer in sich, ob Argo, Taurus oder Pegasus. Um Letzteren noch particularly difficult zu machen, steht das pecse geschriebene etruskische Pegasuspferd im Verdacht, das Troianische Pferd zu sein (Thulin: Die Götter des Martianus Capella... cf.Pauly in RE). Einschub zu p 94 Ende
Einschub zu p 95 Ende
Dante, Inferno 14.106fff. (Gildemeister, 1888,p.95f.)
Von feinem Gold ist Kopf, Gesicht und Kinn, 106
Von eitel Silber Arme, Brust und Rücken,
Dann bis zum Spalt ist er von Kupferzinn.Abwärts ist Eisen er in allen Stücken; 109
Nur ist der rechte Fuß aus Ton gebrannt,
Und mehr auf diesen pflegt die Last zu drücken.
Durch jeden Teil, nur nicht den goldnen, spannt 112
Ein Riß sich, der muß Tränen ewig träufen,
Und die durchbohren jene Felsenwand
Und bilden, wie sie hier im Tal sich häufen, 115
Den Acheron und Styx und Phlegeton;
Dann rinnen sie in diesen schmalen Läufen
Hinunter, wo nicht weiter kann der Bronn 118
Und den Cocytus bildet, dessen Lache
Du sehen wirst; drum red' ich nicht davon.[
Das Original: Inferno, Canto XIV
106 La sua testa è di fin oro formata,
107 e puro argento son le braccia e 'l petto,
108 poi è di rame infino a la forcata;109 da indi in giuso è tutto ferro eletto,
110 salvo che 'l destro piede è terra cotta;
111 e sta 'n su quel, più che 'n su l'altro, eretto.112 Ciascuna parte, fuor che l'oro, è rotta
113 d'una fessura che lagrime goccia,
114 le quali, accolte, fóran quella grotta.115 Lor corso in questa valle si diroccia;
116 fanno Acheronte, Stige e Flegetonta;
117 poi sen van giù per questa stretta doccia,118 infin, là ove più non si dismonta,
119 fanno Cocito; e qual sia quello stagno
120 tu lo vedrai, però qui non si conta."
]
Einschub zu p 95 Ende
Einschub zu p 96
Über die zwei weiteren 'outlets' ließ sich nichts eruieren.
Vahyazda 1) nicht bei Bartholomae.Sp.1405 nur Vahyazdata, Name eines Persers der sich gegen Darius I empörte. vahya, vangha "der bessere"
2) Justi p.340 auch nur Wahyazdata... gab sich für Sohn des Kyros aus... d.i. vom besten (Ormazd) gegeben.
Awzdanwa 1) Bartholomae Sp.99. Name eines Gewässers (Yt.19.62).Eig. "einen Strom von Wasser enthaltend" (?), Ableit. aus Wurzel awz-danav-m. awz-data, ins Wasser gelegt, im Wasser ruhend (Yt.8.34)
Sp.103 afs.cithra- "den Samen des Wassers enthaltend", von Sternen, (Yt.8.3)
Vanant,Sp.1354j
2) Justi: Völlige Fehlanzeige.
Einschub zu p 96 Ende
Einschub zu p 97
Cf, Thorkild Jacobsen:Parerga Sumerologica.JNES 2 (1943) 117-21.
Pr.1, p.117: UR-BHANABI(K), husband of NANSHE. Bezugnehmend auf SAK, pages 2 and 3, Thureau-Dangin transskribiert und übers...."Er meißelte das ESHIR und wählte durch das Los die 40..... die Gatten der Nina." Since in older sumerian inscriptions the order of the signs within a 'case' is immaterial, the signs 10 x 4 ur in line 3 can also be read as ur 10 x 4, i.e. as Ur. sanabi, so lines 3-6.... "and chose by omens (lit, 'perceived on the (entrails of the omen-)kid') Ur-Shanabi (K), the husband of Nanshe." This interpretation seems to us preferable, since it brings the passage on a line with a group of later statements relating to the choosing of human beings as divine consorts which specifically state the cult-name of the Person chosen.On these later statements see Landsberger, OLZ 34, 1931,125ff., and compare Böhl..../ Whether there is any connection between this Ur-Shanabi(k), the husband of Nanshe, and Ur-Shanabi(k), the boatman of Uta-na-pishtim, mentioned in the Gilgamesh epic, is uncertain but not implausible.
Landsberger, OLZ 34, 1931, Sp.129 spricht nur von Kultnamen für Hohepriesterwürde des Sin...galten als Gattin des Mondgottes. (Über en, und nin: Sin-Priesternamen alle männlich, Titel durchweg en, Personen trotzdem durchweg weiblich). Einschub zu p 97 Ende
Einschub zu p 105
Satit ist von Brugsch (Thesaurus 86) zu dem koptischen sat, set, sit gezogen worden, jacere, pro[j]icere; und zu sote, sagitta.Von Satit, der Schießenden, hätten die Griechen Sothis abgeleitet, "wahrscheinlich".
Jedoch: 7 Jahre der Hungersnot (Lpz.1891) S.25 f. heißt es:
"Es ist auffallend und ein neuer Beweis für den späten Ursprung der großen Felsenstele, dass die sonst und in den älteren Epochen nur St-t, Sati genannte Göttin (vgl.Thesaurus S.1215,o in einer Inschrift auf Sehel und S.1217,b, in einem Proskynema auf Sn-mut oder Bigeh) unter dem Namen ntr-t spd oder "die Göttin des Sothissternes" oder des Sirius erscheint.
Die Gleichstellung beider Göttinnen (vgl.S.300 meiner 'Religi.u.Myth.') findet nur von den Ptolemäerzeiten an ihre Beispiele, während sie der älteren Geschichte Aegyptens vollständig unbekannt ist.Findet man auch, wie z.B. in der Zeit des Thutmosis III., in der ersten Hälfte des 15.Jh.s v.Chr., das Fest des Sothiss t e r n e s an dem Tage seines wirklichen Aufganges oder am 28.Epiphi (s.Thesaurus 5.363 unter Elephantine) notirt, so galt das Sternbild damals noch nicht als eine Göttin, am allerwenigsten aber konnte diese mit der Göttin S a t i s identisch sein, deren Name, getrennt von dem der Sothis, besonders aufgeführt und geschrieben wird und deren Fest an einem von dem Sothisaufgang verschiedenen Tag, nämlich am 28. Paophi gefeiert wurde. Die etymologisierende Weisheit der Priester in den Zeiten der Ptolemäer übertrug geflissentlich auf den Namen der S a t i s mit der Grundbedeutung von 'Schützin, Pfeilschießerin' den Sinn einer Nebenbedeutung des Verb cati: 'ausgießen, ausschütten'(s. mein Wörterbuch 5.1536) mit Bezug auf die Nilschwelle gesagt, und die griechische Aussprache Sothis des ägyptischen Namens Spdi, Spde für den Siriusstern erschien den Wortklüglern als ein neuer Beweis für die Identität des Gestirns mit dem zusammenklingenden Namen der S a t i, Satis, der Göttin der Nilschwelle am Zeitpunkte des Aufgangs der Sothis."
Die schnöde Wirklichkeit ist nicht halb so einfach.
Weder Brugsch selbst, noch irgendeiner seiner Nachfolger, hat dem Wink '"pro[j]icere" gehorcht. Einige der älteren 'Keilschrift-Astronomen' haben Augen und Ohren wenigstens ein bißchen aufgesperrt. So betitelte Oppert den Sirius/Kaksidi "Etoile de la direction"; Kugler redete vom "Orientierungsstern", Weidner hielt es mit "Stern der Waffe der Orientierung" (cf. Gößmann no.212, p.83; cf. Depth of the Sea 22).
'Gemerkt' haben sie alle nichts, obwohl wenigstens Brugsch mit Sicherheit Lepsius' Chronologie gelesen hatte, und wohl auch den Ideler, und die 'Alten', Petavius, später Jablonski usf., die haben alle noch gewußt, dass die Eigenbewegung des Sirius es fügte, dass während der gesamten Geschichte Ägyptens - d.h. mehr als 3 000 Jahre - Sirius am 20.Juli des julianischen Jahres aufging.
"Admirabiliter contigit", sagte Petavius, und Lepsius noch (1849) staunte - er staunte z u sehr, und fügte hinzu, man wisse nicht, ob die Ägypter sich der Tragweite des Phänomens bewusst gewesen seien. Selten tritt es s o klar zutage, wie 'vernagelnd' der Evolutions-Gedanke sich auswirkt:
Da ist denn also die Erklärung für die einzigartige Rolle des Sirius gefunden: a b e r nicht kann sein, was nicht sein darf. Einschub zu p 105 Ende
Einschub zu p 110
Wir wollen nicht unterschätzen, dass das "Bogenland" Syene/Assuan.... der Wendekreis. Nach dem Glauben der Ägypter "entspringt" dort der Nil, so versichern ihnen die Ägpytologen.Wie die Assyrer diesen "Glauben" mit dem Bau von Abu Simbel und zahlreicher anderer Tempel südlich des 1. Katarakts sollen vereint haben, das wird uns nicht verraten. 2-seitige ..... der Flüsse im Goldenen Zeitalter. Einschub zu p 110 Ende
Einschub zu p 112
Saga of the Catlo'ltq, N.W.America (after Boas) Frobenius: The Childhood of Man (translt. A. H. Keane). Meridian-Books, p. 395f. cf. Frazer: Myths from the Origin of Fire.London 1930, p.164f.(Boas: Indianische Sagen von der Nord-Pacifischen Küste Amerikas, pp. 80 sq.)
A man had a daughter who possessed a wonderful bow and arrow, with which she was able to bring down everything she wanted. But she was lazy and was constantly sleeping.
At this her father was angry and said:
"Do not be always sleeping, but take thy bow and shoot at the navel of the ocean, so that we may get fire."
The navel of the ocean was a vast whirlpool in which sticks for making fire by friction were drifting about. At that time men were still without fire.
Now the maiden seized her bow, shot into the navel of the ocean, and the material for fire-rubbing sprang ashore.
Then the old man was glad.He kindled a large fire; and, as he wanted to keep it to himself, he built a house with a door which snapped up and down like jaws and killed everybody that wanted to get in .
But the people knew that he was in possession of the fire, and the stag determined to steal it for them.He took resinous wood, split it up and stuck the splinters in his hair.Then he lashed two boats together, covered them with planks, danced and sang on them, and so he came to the old man's house.He sang:
"0, I go and will fetch the fire".
The old man's daughter heard him singing, and said to her father: "0, let the stranger come into the house; he sings and dances so beautifully."
The stag landed and drew near the door, singing and dancing, and at the same time sprang to the door and made as if he wanted to enter the house. Then the door snapped to, without however, touching him.But while it was again opening, he sprang quickly into the house. Here he seated himself at the fire, as if he wanted to dry himself, and continued singing. At the same time he let his head bend forward over the fire, so that he became quite sooty, and at last the splinters in his hair took fire. Then he sprang out, ran off and brought the fire to the people. Einschub zu p 112 Ende