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Jetzt könnten wir eine Stunden währende Schnitzeljagd nach
der allein gültigen und selig machenden Bedeutung von Parallaxis
veranstalten; das ominöse Wort kommt, natürlich doch, auch
im Staatsmann-Mythos vor, haargenau an der Stelle, die hier schon
'dran' war (269 E). Es hatte da geheißen das "was wir nun
Himmel und Welt (ouranon kai kosmon) genannt haben", sei, ungeachtet
aller Vortrefflichkeit doch eines Körpers teilhaftig und mithin
der Veränderung unterworfen (metabole).
"Nach Vermögen jedoch (kata dynamin) wird es immer eben
da auf gleiche Weise nach einer Richtung bewegt.Daher ist es der Umwälzung
teilhaftig als der kleinsten möglichen Abweichung von der Selbstbewegung.
dio ten anakyklesin eilechen, hoti smikrotaten tes hautou kineseos
parallaxin."
parallax heißt abwechselnd;
parallasso: nebeneinanderstehende Dinge abwechseln lassen, übertreten,
abweichen; parallaxis: Abwechslung, Vertauschung, Abweichung, laut
Pape beim Plutarch (de facie p 17) ganz artig Parallaxe der Gestirne.
Wir verzichten auf die Jagd: Hauptsache,
Sie realisieren, dass es ein terminus technicus ist, den Platon verwendet,
wenn er von der Praezession bezw. Nutation spricht: das "Wahre"
am Phaeton-Mythos ist die"parallaxis der die Erde umkreisenden
Himmelskörper". Lassen wir es ruhig bei "Veränderung",
ehe sich ein praeciseres Wort einstellt.
Ich erinnere an den japanischen Saturn,
Izanagi, der sich einen Versteck-Palast erbaute, als "seine wunderbare
Bahn eine andere Richtung nehmen sollte", an den passus aus Nonnos'
Typhoneia (1.229ff.):
"The unshaken congregation of the fixt stars with unanimous acclamation
left their places and caught up their travelling fellows.The axis
passing through the heaven's hollow and fixt upright in the midst,
groaned at the sound."
(Aufruhr ergriff den Äther und brachte des heiligen Weltalls
sichere Ordnung zum Wanken. Sogar die Achse des Himmels,
mitten gestreckt durch den kreisenden Äther, neigte sich seitwärts.)
Augustinus berichtet , während
der Herrschaft des Ogyges (oder Ogygos) habe
1) der Planet Venus Farbe, Größe, Gestalt und Lauf geändert;
sei
2) Athene zuerst am Triton-See erschienen, bzw. geboren worden.
- Nach dem Ogygos/Ogyges heißt die erste der drei Fluten des
Nonnos (2.Deukalion, 3.Dardanos); das älteste Tor des 7 torigen
Theben ist ogygisch; auf Ogygia I schläft Kronos in der golden
leuchtenden Höhle, nennen wir's ruhig seinen "Versteckpalast";
Ogygia II ist die Insel der Nympfe Kalypso, Tochter des Atlas - und
das Styxwasser heißt ogygisch beim Hesiod. Das ogygische Ogygia
ist ein Mammutkapitel und wird hier ausgespart: die angeführten
Stichworte sind deutlich genug: das Wort hat mit "parallaxeis"
zu tun, mit Flut, mit dem enttronten Saturn - die Experten machen
es kurz und erklären, ogygisch bedeute genau so viel wie "vorsintflutlich".
Venus ändert Farbe, Größe, Gestalt und Lauf, und Athene
wird geboren. Der durch Abwesenheit glänzende Augustin-Text muss
noch überprüft werden, es kommt ja allemal auf jedes winzige
Wort an; ich hätte gute Lust, schon jetzt darauf zu wetten, dass
der Planet Venus seit einer Flut, die mit dem See Tritonis gekoppelt
wird, den Namen Athene Tritonis annimt (oder Tritogeneia - vom Hermes
Tris-megistos hatten wir schon kurz geredet).
Es bedarf wohl keiner nachdrücklichen Versicherung, dass die
Planeten ihren Lauf nicht ändern (von Farbe, Größe
und "Gestalt" nicht zu reden), und nicht ihre "Richtung":
das Bezugssystem ändert sich, das Gradnetz muss wieder und wieder
berichtigt werden. Allemal handelt es sich um Praecession des skambha
im weitesten Sinne; wir werden in Kürze ein paar Beispiele für
das Herausrupfen der Achse kennen lernen, bleiben aber noch ein Weilchen
beim Phaeton - er hat erkleckliches "noise" hervorgerufen,
um's in Computer-Sprache, communication-Jargon, zu sagen.
Vom Blitz des Zeus getroffen, fällt der Sonnenknabe in den Eridanos,
und als später die Argonauten den Fluss befahren, ist ihnen Tage
lang übel von dem Geruch des nur halb-verbrannten Leichnams des
Abgestürzten.
Für die 'Alten' zur Erinnerung, für die 'Neuen' zur Information:
Mörderischer Gestank ist eine der typischen Begleiterscheinungen
erlöschender Weltalter; Plutarch berichtet darüber ausführlich
in De defectu oraculorurn.
Der chinesische Urkaiser Yü der Große hatte die größte
Mühe, um mit dem Gestank fertig zu werden, den die Leiche des
Vasallen jenes Kong-Kong verbreitete, der einstmals den Pu-chu Berg
mit den Hörnern eingerannt hatte, worauf stars and planets were
shifted, und jenes übel beleumundete gähnende Loch 9 Yin
im NW entstand (where the sky fails), und es zu allem Überfluß
eine Sintflut setzte. Tausende von Quetzalcouatls Untertanen im Goldenen
Tollan, der sog. Hauptstadt des Tolteken-Reichs, starben allein durch
die üblen Ausdünstungen, die Tezcatlipocas vermeintlicher
Leichnam verursachte. Vor ein paar Semestern hatten wir uns auch mit
dem Delphischen Fall befasst, d.h. mit Apollon, der die drakaina Python
tötet; da war von Gestank expressis verbis nichts gesagt, aber
Python (von pythein), putrefieri lässt den Verwesungsgeruch nicht
vermissen.Und Plutarch hatte uns milde belehrt (bzw. sein enigmatischer
Fremder), Apollon hätte nicht "sühnen" müssen,
wie uneingeweihte simpletons behaupteten, vielmehr handle es sich
um einen Apollon ekpesont' eis heteron kosmon : nach Tötung der
'Drachin', deren Grab der delphische Omphalos ist, "fiel"
also Apoll in eine andere Bezugsordnung - da hat es eine parallaxis
gegeben.
Phaeton also liegt - laut Apoll. Rhodios halbverbrannt zur Zeit der
Argonautenfahrt im Eridanus. Dass der Eridanus jenes Wasser ist, in
welchem der Tantalos steht, ohne seinen Durst löschen zu können,
ist auch nicht von ungefähr, und die Wurzel tlao- (tragen, dulden),
von wannen Atlas, Tantalos und mehr, so Kosmologie-trächtig [ist],
wie die Sanskrit-Wurzel manth-.
Nach Wiederherstellung der Ordnung, Rückgabe des Pferdegespannes
an Vater Helios, verstirnte Zeus den Phaeton im Olymp, "like
a charioteer, and bearing the name (eikelon Heniocho kai eponymon)",
und auch der vom Feuer versengte Fluß, in den der arme Sonnenknabe
gefallen war, wurde zum Himmel befördert (eis polon astron),
"and in the starry circle rolls the meandering stream of burning
Eridanus - en asteroenti de kyklo/ Eridanou pyroentos helissetai agkylon
hydor" (38.424-431).
Eine lakonische Fußnote zu Eridanos seitens W.H.D.Rouse besagt:"The
Milky Way." Es geht doch nichts über Selbstsicherheit und
souveränes Sich-Hinwegsetzen über Worte: die Milchstraße
"helissetai", bewegt sich schraubenförmig, und meanderhaft
ist sie obendrein! Selbst wer den Nonnos für einen geistig minder
bemittelten Phantasten hält, sollte ihm so unstimmige Bilder
nicht in die Schuhe schieben.
Eridanus und Auriga wurden jedenfalls gleichzeitig 'verstirnt' - auch
ein terminus technicus, dessen sich niemand annimmt. Den Eridanus
aber leitet Kugler von Eridu her: Eridu, sum. mulNUN.KI, gelegen an
pi narati, an dem Zusammenfluß der Ströme: Canopus. Wobei
dann höchst bedeutsam wird, dass des Eratosthenes Katasterismen
den Canopus nicht zur Argo schlagen, sondern zum Eridanus.Bei Ptolemäus,
und daher auf unseren Karten, endet der Fluß mit Achernar. (Merkwürdig
ist, dass die beiden letzten Eridanus-Sterne der Chinesischen Sphäre
"fin du fleuve" heißen - der übrige Strom scheint
total verbrannt zu sein).
Es hat nicht an Versuchen gefehlt, dem Eridanus zu einer edlen griechischen
Etymologie zu verhelfen - Gruppe etwa schlug vor "der Morgendliche"
- aber zwei gewichtige Momente scheinen mir den griechischen Ursprung
des Konstellations-Namens auszuschließen (der irdische Fluß
hat den Geographen ohnedies nur Verdruß bereitet: medamou ges
onta, heißt ihn der Strabo, nirgendwo auf der Erde vorhanden.
I. haben wir die merkwürdigsten Versuche, den Eridanus mit seinem
babylonischen Etymon in sachliche Übereinstimmung zu bringen.Die
Katasterismen machen es kurz, sie leiten den Fluß direkt nach
Canopus/Eridu. Die anderen Uranographen, wohl wissend, dass ein Eridanus
mit irgendwas zusammenfließen muss, lassen ihn sich mit dem
Guß aus dem Krug des Aquarius treffen, bei Manilius z.B. unter
Cetus. Die Beziehungen zwischen Eridu/Canopus, dem Eridanus und einem,
oder aber zwei Wassergüssen aus dem Aquarius werden zusehends
dunkler und dunkler, bis wir dann bei Athanasius Kircher (ca.1675)
den Aquarius ohne Umschweife als Canopus, den personifizierten Rasensprenger,
angesprochen finden. Auf Kirchers Karte liegt entsprechend ein Mann
im Wassermann-Guß: Phaeton. (Wenn ich mal 3-4 Monate völlige
Freiheit hätte, würde ich über die "Affaire"
Eridanus/Canopus einen Knüller schreiben: was sich da getan hat,
ist mindestens so spannend wie ein Kriminalroman).
Dieses Kuddelmuddel - oder sagen wir vorsichtiger: dieses scheinbare
Kuddelmuddel - ist insofern ein 'logisches', d.h. ein von dem System
selbst nahegelegtes, als der Wassermann den tiefsten Wasserpunkt der
bewohnten Welt im Taurus-Alter markierte: das Wintersolstiz, Canopus
hingegen die Tiefe der gesamten Wasserregion südlich des Äquators.
II. aber finden wir die großen Flußnamen, die zunächst
einmal alle der Milchstraße gelten, auf den Eridanus übertragen
- Nil, Ganges, Po. Und wenn im Mittelalter die Verwirrung den Höhepunkt
erreicht hat, heißt es z.B. "Ganges qui et Padus dicitur"
(Ganges, der auch Po genannt wird). Finden wir, dem-gemäß,
in einer spätmittelalterlichen Fassung des Alexander-Romans den
Alexander den Nil aufwärts fahren, um zum Paradies zu gelangen
und die Unsterblichkeit zu gewinnen, so eilt er in der nächsten
Version zu den Quellen des Ganges zu dem nämlichen Zweck. Er
will allemal nach Eridu/Canopus, to the Confluence of the Rivers,
wo schon Gilgamesh die Unsterblichkeit verwirkte, und Moses in der
18.Sure des Koran, und wieviele andere. Der ganze Streit der Assyriologen,
der Rigveda-Spezialisten u.a. über "Quelle", oder aber
"Mündung" der Flüsse, ist gegenstandslos. Eridu
ist der topos, woher alle Wasser kommen, und wohin sie zurückkehren.
Eridanus und Auriga/Erichthonios, gleichzeitig "verstirnt",
übernahmen seit dem Sturz des Phaeton die Funktion, die vormals
die Galaxis hatte, nämlich
in etwa den Äquinoktialkolur zu markieren - ein kümmerlicher
Ersatz, fürwahr, aber das Goldene Zeitalter war nun einmal vorbei,
und nicht von ungefähr macht sich der Eridanus schwer verdächtig,
der Maelstroem, the whirlpool zu sein.
Im Vishnu-Purana, noch ausführlicher im Bhagavata-Purana, wird
uns berichtet, wie die himmlische Ganga auf die Erde gebracht wurde.
Das war absolut notwendig: am Ende des Goldenen Zeitalters nämlich,
als man die Asura vertrieb, da versteckten sich ihrer einige im Meer,
und die Deva konnten nicht an sie herankommen.So baten sie den großen
Rishi Agastya, den Canopus, das Meer auf-zutrinken, was er unverweilt
und bereitwillig besorgte; die Asura wurden gefasst und vernichtet.
Nun sollte Canopus die Wasser wieder hergeben; das lehnte er ab: nicht
aus Böswilligkeit, allerdings; er habe sie schon verdaut, sagte
er. So lag denn der Ozean trocken - ein auf die Dauer unhaltbarer
Zustand.Also musste die himmlische Ganga, die Galaxis, "auf die
Erde" gebracht werden. Vishnu machte mit dem großen Zeh
seines linken Fußes ein Loch in das Welt-Ei, um dem Ganges einen
Durchgang zu verschaffen; Shiva stellte sich dort auf, wo die Ganga
aus den Bergen hervorbricht, fing sie in seinen Locken auf und hielt
sie dort 100 Jahre, um den allzu harten Aufprall auf die Erde abzufangen.
Das Öffnen von Welteiern - oder, Geographie-bedingt von Weltmuscheln
- bedeutet ja immer das Auf- und Anbrechen eines neuen Weltalters,
dafür haben wir genügend Beispiele gehabt, auch ohne des
Mithras oder des orphischen Phanes zu gedenken. Und doch können
wir dieser so berühmten Ei-Aufbrecher nicht entraten, jedenfalls
nicht, wenn es gilt, den Schriftgelehrten ihre Unaufmerksamkeit nachzuweisen.Unaufmerksamkeit
ist indessen ein Euphemismus: faktisch fallen die Herren auf ihre
eigenen Klischees herein, eben gerade "das Weltei" - space
is so much more natural! Schauen Sie sich aber Abbildungen alter Monumente
mißtrauisch an, so sehen Sie z.B. dass e i n mal der iranische
Mithras sein Zodiakal-Ei dann aufbricht, wenn direkt über seinem
Kopf Leo steht; auf der unteren Eihälfte sind dann links und
rechts von seinem Rumpf Aquarius und Capricornus zu sehen; Mithras'
Arme sind abgebrochen, aber seine Hände finden Sie in Gemini
und Virgo (Merkur!).Auf anderen Monumenten erblicken Sie Mithras,
oder den orphischen Phanes und zu dessen Häupten den Aries. Das
Aufbrechen eines Eies ist gleich dem präcessionsgerechten Sprengen
eines überholten Rahmens.Die Annahme eines einzigen, "des"
Welteies, verfehlt von Anfang das Schema.
Gleichwohl: wir wollen uns bei Mithras und den philologoi nicht aufhalten,
sondern nur geschwind zwei weit von einander getrennte Ei-Offner wieder
auf-wärmen wie die Witwe Bolte ihr geliebtes Sauerkraut. Zum
ersten den Tangaroa (Ta'aroa) von Tahiti, der nach endlosem Treiben
im Urmeer die erste Muschel öffnet - später öffnet
er eine zweite, über die wir nicht genügend orientiert sind
- und diese erste Muschel zu "seinem Haus" macht, genannt
der Rumia-Himmel (Rumia heißt 'upset'), alswelcher sich durch
viele Säulen auszeichnet. Der "pillar of entrance"
in des Ta'aroa Haus Rumia ist der Antares (a-Scorpii), die Säule
des Tätowierens ist Aldebaran, the pillar of perfect beauty ist
Spica,"the pillar to fish by"der Polaris etc. Darf ich Ihre
geehrte Aufmerksamkeit auf den Umstand lenken, dass man in Tahiti
den 'Weltnagel', Polarstern nicht sieht? Wie stets, liegt die Primitivität
im Auge des Beschauers: der europäischen Berichterstatter nämlich,
die mit Teller und Käseglocke rechnen, während alle Welt
weiß, dass sie mit Kugeln zu schaffen hat. Der "pillar
of entrance", Ant-ares, ist 'Eingangs-Tür Nr. 1 für
Ta'aroa's Spezial-Himmel - später öffnet er, wie gesagt,
eine zweite Muschel, und ich halte es nicht für tollkühn
zu behaupten, die Eintritts-Säule zu seiner zweiten geöffneten
Muschel sei ein Libra-Stern. Antares, a-Scorpii, ist das exakte Gegenstück
zu Aldebaran, sein heliakischer Aufgang markierte das Frühlingsäquinoktium
im Taurus-Alter für alle Ansiedler südlich des Äquators.
(Irrtum! Ich behaupte keinesfalls, dazumal hätten die Tahitier
auf Tahiti gesessen; Astronomen können rechnen, wo immer sie
sitzen, vorwärts und rückwärts, und Längen und
Breiten, und Deklinationen etc. "berücksichtigen":
die Laien, die Kulturgeschichte schreiben, die können das nicht,
and that is all there is to it).
Ungeachtet des Eintritts-Pfeilers im Scorpius (womöglich mit
Selbst-Entwerter!) haben die Polynesier die Himmelspartie in der Opposition
nicht übergangen (das bare factum, dass Antares Eintritts-Pfeiler
zum Rumia-Himmel ist, bürgt ja schließlich für die
Anwesenheit von Astronomen): Sie hörten bereits, dass Castor,
a-Geminorum über der sogenannten 'Urheimat' der Maori erglänzte
- die Experten suchen dieses Havaiki emsig rund um den Himalaja -
während ß-Orionis, Rigel, den Weg in den Hades markiert.Rigel
ist das arabische Wort für 'Fuß', und unser Eridanus ist
das Gewässer, qui ab Orionis pede defluit: Eridanus entspringt
in ß-Orionis, unser medamou ges onta "verstirnter"
Fluß, in den der Phaeton stürzte.
Zum zweiten bringen wir in Erinnerung
den Yurugu der Dogon (Pemba der Bambara) im Westsudan, das Wüstenfüchslein,
Vulpes pallida [Fennek?] (bei Dr.Grzimek zu besichtigen), der sein
Ei vorzeitig aufbrach unter schnöder Zurücklassung seiner
weiblichen Zwillingsseele -, wenn Sie wollen, seines weiblichen Co-Embryos
- , was männiglich zu Schaden gereichte, zumal auch die also
rüde vereinsamte Mouso Koroni fortlaufend Schaden zu stiften
anhob. "Fort-laufend" ist ganz wörtlich zu nehmen:
sie, die Mouso Koroni, rannte nämlich unermüdlich umher,
auf nichts anderes sinnend, als des Sirius habhaft zu werden - des
Sirius, Sigi dolo, des Beschneidungssterns -ohne diesen jedoch zu
erreichen; wir erfahren nur, dass sie eines Tages bei diesem Hasche-Spiel
verschollen ist.
Der Ei-aufbrechende Yurugu/Pemba ist
seinerseits eine getreue Kopie des oberägyptischen Wolfes (oder
Schakals) Upuaut/Wepwawet, des "Öffners der Wege" ("mächtiger
als die Götter"....), dessen Standarte an der Spitze des
sog.Horus-Geleites" - d.h. vor den übrigen Standarten -
dem Pharaoh vorangetragen wurde.
Hervorzuheben ist, dass das Verbum pt, Etymon des ältesten Gottes
Ägyptens, Ptah, "öffnen" und "bilden"
meint, wenn man's in unsere totaliter anti-kosmologische Sprache übersetzen
will. Ptah ist der Saturn, Herr der Triakontaeteris, der Herr der
Maße - panta ta metra tes holes demiourgies didoi, die gesamten
Schöpfungsmaße gibt er dem Zeus/Jupiter.Auf Chinesisch
heißt das: Huang-ti (der Gelbe Kaiser) "established everywhere
the order for the sun, the moon, and the stars." Gelb heißt
der chinesische Planet Saturn als Herr des Elements Erde.Das Gleiche
dürfte für den ägyptischen Geb zutreffen - den nennen
die ägyptologischen Profis dann "Erdgott", wenngleich
Griechen und Römer einstimmig Geb mit Kronos = Saturn identifizieren
(Besessene Ein-Deutscher nennen's "verselbigen").
Und dieser nämliche Geb/Saturn ernennt in der berühmten
Shabaka-Inschrift, auch "Ein Denkmal memphitischer Theologie"
geschimpft, den Horus, Sohn von Isis und Osiris, zum Tronfolger (unter
rücksichtsloser Übergehung von Seth/ Typhons Ansprüchen),
und zwar ernennt er ihn, weil er 'Upuaut' sei, der Wegeöffner.
Also sprach Geb (Übers. Sethe: Dramatische Texte):
" Ich habe bestimmt dich zum wt3w-Schakal, dich allein...
Mein Erbe gehört dem Sohn meines Sohnes/ Dem oberägyptischen
Schakal/ einem Öffner des Leibes / dem Öffner der Wege
Ein Sohn ist das, der geboren wurde
Am Geburtstage des Wp3-w ,w.t"
Horus stand auf über dem Lande.Und so wurde vereinigt dieses
Land, benannt mit großem Namen T-tnn, der südlich von seiner
Mauer ist, der Herr der Ewigkeit. Es wuchsen die beiden Zauberreiche
(Kronen von Ober- und Unterägypten) aus seinem Haupte. Und so
war es, dass Horus erschien als König von Ober- und König
von Unterägypten, der die beiden Länder vereinige im Mauergau,
an dem Orte, wo die beiden Länder vereinigt werden.... im Hause
des Ptah, der 'Wage der beiden Länder', in der das oberägyptische
und das unterägyptische Land gewogen worden sind.
Die 'Wage der beiden Länder', der 'Mauer-Gau', das ist Memphis,
wo, unbekümmert um den Regierungssitz Theben, die Königsjubiläen
nach 30 jähriger Regierungszeit gefeiert wurden. Die weißen
Mauern von Memphis musste der Pharaoh im sog. 'Königslauf' umrunden
- dieses 'Haus des Ptah', das aber richtiger heißt 'Haus der
Seele des Ptah' (soul mansion of P.), Hat ka Ptah, das Etymon von
Aigy-ptos, Ägypten. Stehendes Epithet des Gottes Ptah: "der
südlich von seiner Mauer ist", abgesehen von den Titeln
"Herr der Jahre" oder "Herr des Jahres", "Herr
der Maat" (= der Maßnorm): er ist vor allen anderen der,
der den Djed-Pfeiler "hält" (selbst Kees kann nicht
umhin, das einzuräumen). Sollten Sie aber wähnen, dass mal
Einer sich dafür interessierte, warum eigentlich Ptah "südlich
seiner Mauer" ist, so irren Sie. Es nützt auch nichts, dass
allenthalben die Gleichung Ptah = Hephaistos anerkannt ist, Hephaistos,
der die Häuser der Götter gebaut hatte.
Sie wollen Beispiele? Ilias 1.605ff. :
Aber nachdem die strahlende Leuchte des Tages gesunken, /
Gingen sie auszuruhen, zur eigenen Wohnung ein jeder, /
Dort wo jedem sein Haus der herrliche, gliedergewandte /
Künstler Hephaistos gebaut mit erfindungsreichem Verstande.
Namentlich hervorgehoben werden die
Häuser des Zeus, der Hera, der Aphrodite und sein eigenes (I1.18.369ff.):
domon aphthiton asteroenta (Zeus I1.14. 337f.; Hera I1.14. 166f. Aphrodite:
Ap.Rhod. 3.337.Helios:Ovid Met.2.5 , cf.Gruppe 1309; cf,RE sub Hephaistos:
Werke).
Da die Schriftgelehrten ungeachtet aller klaren Zeugnisse rundherum
leugnen Saturn sei Saturn, Jupiter Jupiter usf., so kommen sie gar
nicht auf die Idee, wo man tunlichst nach Mauern und Häusern
der "Götter" Ausschau hält , und dass man den
Herrn des Jahres,Gebieter der Maßnorm, "der im Süden
seiner Mauer ist", in j e d e m Falle 'ausserhalb', eben südlich
des von ihm 'gebauten' Mauerzuges - im Zodiak - aufzustöbern
hat.
Noch viel weniger darf man erwarten, dass sich jemand für die
Gründung von Alba Longa beim Vergil erwärmt, und sich verwundert,
warum dem Äneas als Indiz, als Zeichen, wo die Weißen Mauern
zu bauen sind, eine Sau mit 30 Ferkeln annonciert wird (s. Anhang
zur p 83).
Mit dem 'Öffnen' und dem 'Öffner' hat es diverse Spezial-Bewandtnisse
- ich erinnere daran, dass Ursa maior das Instrument ist, womit man
dem toten Pharaoh "den Mund öffnet". - Spulen wir das
Band um einige Meter zurück: da war die Rede davon, dass direkt
zu Häupten des Ei-öffnenden Mithras (oder Phanes) der Widder
sich findet.Läutet da, möglicher Weise, ein bescheidenes
Gedächtnis-Glöckchen? Wahrscheinlich nicht so in Sekundenschnelle
- aber Sie haben schon mal vom 'Aderlaß-Männchen' gehört,
von astrologischer Medizin, und generell von dem Schema, wonach die
Körperteile den Tierkreiszeichen zugeordnet werden. Innerhalb
unserer abendländischen Astrologie gehört entsprechend der
Kopf als Nr. 1 zum Aries, die Füße als Nr. 12 zu den Pisces.
Ich will mich auf das Thema keinesfalls
einlassen - Sie sollen aber die Anschluß-Stücke sehen,
bzw. merken, dass Sie in einem Zahnräderwerk stecken, worinnen
man jede Minute gewärtigen muss, von einem ein-greifenden Zahnrad
geschnappt und in einen anderen "Motiv-Zyklus" verschleppt
zu werden.
Das Aderlaß-Männchen jedenfalls, dessen Kopf Aries ist
- auch beim
Kleomedes ist Aries der "Kopf", beim Nonnes, wie wir hörten,
der mesomphalos - hat alles und jedes zu tun mit dem berühmten
"Motiv" vom Welt-Riesen, aus dessen sogenannten 'Körper'-Teilen
die Welt gebaut wird: In der Edda und beim Snorri der Ymir, in Iran
Gayomart, im RV 10.90 Purusha, in China P'an-ku, auf Tahiti Ta'aroa/Tangaroa.
Alle erwähnten sind "amtlich anerkannte" Welt-Riesen,
und unter diesen sind bereits zwei 'gleichzeitig' Ei-Öffner:
Tangaroa und der chinesische P'an Ku, über den die Sinologen
viel törichtes Zeug schwätzen: das macht, sie erachten ihn
für "volkstümlich": er soll seine bare Existenz
einem Zugeständnis danken, das die egg-heads der Volksphantasie
[zuordnen] - lassen Sie's gut sein: "sie" wissen nicht,
was sie tun. Aber unser Wege-öffnender Ptah hat alle amtlich
vorgeschriebenen Weltriesen-Eigenschaften, und wenn das Purusha-Lied
10.90 im RV nichts von einem Ei verlauten läßt, so sagt
es um so deutlicher, worum es eigentlich geht: Purusha "ragt...
hinaus".
RV 10.90,
1:... er bedeckte vollständig die Erde und erhob sich noch 10
Finger hoch darüber .
5. Geboren ragte er hinten und vorn über die Erde hinaus.
6. Als die Götter mit Purusha als Opfergabe das Opfer vollzogen,
da war der Frühling dessen Schmelzbutter, der Sommer das Brennholz,
der Herbst die Opfergabe.
Beim Nonnos (2.349) heißt es,
der nahe erscheinende (so Pape),nahebei leuchtende polos reiche nicht
aus, den ganzen Typhon zu bedecken, oder zu verdecken, eben darum
will er einen anderen Himmel bauen, den achten, breiter und höher,
und geschmückt mit helleren Sternen
346ff. euryteron de
ogddon ouranon allon hyperteron hypsothi teuxo
astrasi phaidroteroisi kekasmenon.ou dynatai gar
agchiphanes polos houtos holon Typhona kalypsei.
Der chinesische P'an-ku wird innerhalb
seines Eies, in dem er emsig mit Hammer und Meißel arbeitend
Sonne, Mond,Sterne, Erde usf.verfertigt, jeden Tag 6 Fuß größer
als tags zuvor.Malen Sie sich aus, wie der erst drüber raus-ragte,
als er mit seiner Hände Werk fertig war, nach 18 000 Jahren,
und verschied, worauf aus seinem Kopf die Berge wurden, aus seinem
Bart die Konstellationen usw.usf. Soviel zum volkstümlichen Weltriesen,
den wir nun mal nicht behandeln wollen hic et nunc. Wenn Sie nur so
viel im Gedächtnis behalten möchten, dass, zum ersten, Offner
von Welteiern, geopferte und zerstückelte Weltriesen, aus denen
die göttlichen Kollegen Himmel, Erde und noch mancherlei Gereimtes
und Ungereimtes fabrizieren, und die skurrilen mittelalterlichen Aderlassmännchen,
dass sie alle Glieder einer grundlegenden kosmologischen Formel sind.Und
wenn Sie, zum zweiten, auf die Eröffnung neuer Wege gefasst sind,
auch wenn solches nicht mit eindeutigen Worten gesagt wird. In den
Veden wird es betont: "Yama fand für uns den Weg",
aber dass z.B. das erfolgreiche Durchschiffen der Simplegaden durch
die Argo eine neue, von nun an 'gültige' Passage eröffnete,
das erfährt man so beiläufig aus Claudian (Goth. Krieg,
= 26.8-11):
Amazed were the proud Symplegades thus subdued by the hero's skill
(Tiphys), and, submitting to the novel laws of the fixed earth, offer
unmoved an easy passage to all ships since once they have learned
defeat.
stupuere superbae
arte viri domitae Symplegades et nova passae
iura soli cunctis faciles iam puppibus haerent,
ut vinci didicere semel.
Und von dem gleichen Autor hören
wir (ibid. 69-71), dass die zu den Giganten zählenden Aloaden,
als sie die drei Felsen, Pelion, Ossa und Olymp entwurzelten, versuchten,
"verbotene Wege zu den Sternen zu bauen, so dass beinahe die
Maschine stehen geblieben wäre in diesem himmlischen Krieg".
in astra negatas
temptarint munire vias steteritque revulsis paene tribus scopulis
caelesti machina bello.
Das 'Motiv' vom Bauen immer höherer
Himmel erfreut sich großer Beliebtheit in eurasiatischen Legenden:
Gott und Teufel wetteifern im Errichten von Himmeln. Und in diesen
survivals kommt es klar heraus, dass es sich um "Turmbauten"
handelt. Diese Verbindung ist ziemlich naheliegend, sobald man es
recht bedenkt - aber die so verderblichen dicken "Motiv-Indices"
blockieren erfolgreich jegliches Bedenken: der Turmbau zu Babel steht
natürlich unter einem anderen Stichwort. Wir behandeln ihn ebenfalls
in anderem Zusammenhang, mit dem Bogenschießen nämlich,
aber es wäre durchaus gerechtfertigt, die Turmbauerei genau hier
einzubauen, in die Errichtung größerer, neuer 'Himmel'.
(Stutzig macht, u.a., dass Nonnos von "fremdsprachigen Sternen"
redet).
Es gehört so etwas wie ein 'Röntgen-Auge' dazu, alswelches
man sich aber im Laufe der Jahre nolens volens aneignet, um in der
sog. Folklore die Momente zu erspähen, die maß-gebend sind.Wenn
man dieses unentbehrliche Organ erst einmal hat, dann macht nichts
mehr Spaß, als z.B. Oskar Dähnhardt's 4 Bände "Natur-sagen"
zu lesen, wo es sich aufs schönste beobachten lässt, wie
fest die Traditionen an dem vorgeschriebenen Skelett von Fakten und
Formeln haften, und wie und wo ein Erzähler sich die Freiheit
der Ausmalung und einer ihm ein-leuchtenden Formulierung nimmt. Ein
Beispiel nur: wir hatten von der Störung der kosmischen Harmonie
durch Typhoeus gehört, und vom tungusischen Teufel, der Gottes
12-saitiges Musikinstrument zerschlug behufs Zerstörung von Gottes
Erde. Dieses "Motiv" erkennen Sie in russischen und balkanischen
Geschichten kaum wieder, aber Sie "verstehen" den Teufel
und seine Mannschaft, bzw. den Erzähler, viel besser, wenn Sie
lesen, dass die Teufel unbedingt einen Turm bauen wollen, weil ihnen
das fortlaufende Gesinge und Jubilieren der Engel allzu sehr auf die
Nerven fiel.