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Canopus ist, wir wollen es nicht vergessen, Eridu,
Stadt des Ea, am Zusammenfluß der Ströme, woher alle Flüsse
kommen und wohin sie zurückkehren - wie Hvergelmir, Tartaros
und wie der gründlich missverstandene 1.Katarakt des Nil.
Was diese Flüße sind, darüber müssten wir jetzt
ausführlich reden, über Acheron, Styx, Pyriphlegeton und
Kokytos. Der Numenius von Apamea erklärt sie freimütig für
die Planetenbahnen - Proklos war dagegen; der dritte Vatikanische
Mythograph äußert sich mit Bestimmtheit über Pyriphlegeton:
die Marsbahn.
Platon läßt im Phaidon den Sokrates sein letztes Gespräch,
ehe er den Schierlingsbecher trinkt, diesen Flüssen widmen. Philosophen
und Philologen sind sich darüber einig, dass Sokrates da ein
geophysikalisches Kolleg abhält, um seine niedergeschlagenen
Freunde über die hydraulischen Verhältnisse im Erdinneren
nicht im Unklaren zu lassen. Fehlender Sachverstand ist zu entschuldigen
-ich finde es beinahe unverzeihlich, dem Verfasser des Timaios zu
unterschieben, er habe seinen verehrten Lehrer die letzte halbe Stunde
vor seinem Tode mit läppischem Unfug vertrödeln lassen.
Sokrates versucht sich vorzustellen, wie sich die Planetenbahnen ausnehmen,
wenn man sie von der Fixsternsphäre aus, von außen, betrachtet.
Die Planeten sind die organa chronou, ein jeder 'ist', trägt
mit sich sein Zeit-maß, und im Kratylos 402 bezeichnet Platon
Rhea und Kronos als "rheumaton onomata" -Rhea von rhein;
Kronos von Krounos 'Brunnen,Quelle', sagt Robert Eisler, und ich habe
auch nichts dawider, aber er beruft sich (3782) auf Diels Doxographie
(546 B, Chrysipp bei Philodem), und das stimmt nicht, da steht nichts
über krounos (cf. ??).
Wer erstaunlicher Weise noch Bescheid gewußt hat, und uns hier
vom Flecke hilft, ist Dante, der im 14. Buch des Inferno über
die Herkunft der Flüsse unterrichtet. (Er benutzt einen Bericht
von Plinius und, wie Sie sehen werden, den Propheten Daniel; aber
von denen weiß er nicht, dass die Flüße organa chronou
sind, das muss er aus Servius, Macrobius und dem dritten Vatikanischen
Mythographen her-ausgelesen, richtig herausgelesen haben. Wenn Sie
sich orientieren wollen, so sei Ihnen ans Herz gelegt Georg Rabuse's
"Der kosmische Aufbau der Jenseitsreiche Dantes" (Graz-Köln
1958) - er hat in erster Linie die ungeheure Bedeutung des Mars für
alle drei Reiche aufzudecken vermocht).
Vergil macht Dante darauf aufmerksam, dass er seit Eintritt in die
Hölle nichts Denkwürdigeres erblickt hat als den roten Flammenfluß
Pyriphlegeton, zu dem die Beiden eben gelangt sind. Und dann berichtet
er über Kreta, den Berg Ida, und eine Höhle in diesem Berg,
in der ein Bildnis steht, das des"Alten von Kreta".
Mangels einer besseren Übersetzung, muss ich Ihnen mit Gildemeister
aufwarten (s. Anhang zu p 95).
Wie sich der Befund, dass bei Dante (bzw.seinen Quellen) der Goldene
Teil keine Tränen durch einen Riß vergießt, auf die
Formel des Pythagoras reimen lässt: Okeanos = Träne des
Kronos, ist mir noch nicht erfindlich, aber Sie verstehen, dass mit
jedem Zeitalter ein Planeten-Fluß eine Öffnung in einen
Körperteil des Weltriesen-artigen "Alten von Kreta"
macht.
Und da ist es nun höchst verwunderlich, dass wir im Awesta hören,
wie der Hausravah (bei Firdausi Kai Khusrau) und der Frahrasyan (Neupersisch
Afrasyab) im See Vurukarta nach dem Xvarna, dem königlichen Glücksglanz
tauchen.D.h., um es präcis zu sagen: tauchen tut nur der (böse)
Frahrasyan, genau wie in den 'Natursagen' der Teufel, der die Tiefe
des Meeres nicht weiß.Hausravah hat solche Anstrengungen garnicht
nötig, ihm wird Xvarna 'nur so' zuteil.
Yt.19. 56.57. über den Glücksglanz,
"Den der böse Turanier Frahrasyan aus dem See Vurukarta
holen wollte.Er zog seine Kleider aus und nackt strebte er nach diesem
Glücksglanz, der den arischen Völkern, den geborenen und
den ungeborenen gehört und dem frommen Zarathustra.Da eilte der
Glücksglanz vorwärts; dieser Glücksglanz entwich, dieser
Glücksglanz entkam; davon entstand dieser Abfluß des Sees
Vurukarta, das Gewässer namens Hausravah.
Da sprang Frahrasyan, der sehr starke Turanier, aus dem See Vurukarta
heraus, o Spitama Zarathustra, und stieß gräßliche
Reden aus:
welche sich indessen nicht verstehen lassen (wenn Lommel schon mal
zugibt, dass "eine angedeutende Wiedergabe lediglich geraten"
ist, dann muss es ganz arg sein). Wiederum stürzt sich der Turanier
in den See, und noch einmal, aber "der Glücksglanz entwich,
der Glücksglanz entkam", und zwei weitere Abflüsse
entstehen, Vahyazda und Awzdanva (s. Einschub zu p 96).
Nicht also bekam der Frahrasyan den Xvarna 19.74:
"Der zuteil wurde dem König Hausravah wegen seiner wohlgefügen
Kraft und seines gottgegebenen Siegs und seiner sieghaften Überlegenheit
und seines guterteilten Gebots und seines unerschütterlichen
Gebots und seines unüberwindlichen Gebots und der sofortigen
Besiegung der Feinde."
Die Liste der Vorzüglichkeiten geht noch weiter,
aber wir können hier abbrechen. Wichtig ist, dass der erste Ausfluß
Hausravah heißt, Kai Khusrau, nach einem rechten goldenen Herrscher
und dem iranischen Pendant zu Amlethus.
In Hawaii finden wir dann auf Kanes fliegender Insel "the living
waters of Kane" in einem ähnlichen See.
"Its banks are splendid.It had three outlets, one for Kane, one
for Ku, one for Lono (Ea, Anu, Enlil); and through these out-lets
the fish entered the pond.If the fish of this pond were thrown on
the ground or on the fire, they did not die; and if a man had been
killed and was afterwards sprinkled over with this water, he did soon
come to life again."
Um Ihnen die ganze Pointe verständlich zu machen,
müssten wir jetzt auf diese Fische eingehen; anstelle dessen
sei nur angedeutet: im Alexander-Roman wird ein Reiseproviant-Fisch,
der ins Wasser fällt, wieder lebendig, Alexander erwischt das
Lebenswasser nicht; in der 18.Sura des Koran entgeht das Lebenswasser
dem
dem Moses, lebendig aber wird der Pökelfisch; beim Gilgamesh
ist's eine Schlange, die sich des Unsterblichkeitskrautes bemächtigt,
während Gilgamesh leer ausgeht.Und das alles zusammen spielt
"am Zusammenfluß der Ströme", ina pi narati.
Im Falle Ihnen Kanes Lebenswasser zu kindlich vorkömmt, so sei
Ihnen noch offeriert, was in Plutarchs de defectu oraculorum c.22
(=422 BC; für Petron s.422D) vom Kleombrotos berichtet wird,
der es von einem geheimnisvollen Fremden gehört haben wollte.
Dieser Fremde also sagte, es gebe 183 Welten, angeordnet in der Form
eines gleichseitigen Dreiecks: 6o an jeder Seite, die drei restlichen
an den Ecken. Das innere Areal dieses Dreiecks ist die gemeinsame
Herdstelle für alle und heißt die Ebene der Wahrheit (to
d'entos epipedon tou trigonou keinen hestian einai, kaleisthai de
pedíon al heias . en ho tous logous kai ta eide kai ta paradeigmata
tön gegonbtn kai tön genésoménon akineta keisthai).
Jedes Wort eine Fußangel: in der gemeinsamen Hestia liegen unbewegt
die logoi, die Proportionen, die Formen (eide, oder Bilder) und die
Muster aller Dinge die geworden sind und sein werden: kai peri autá
tou aiunos ontos hoion aporroen epi tous kosmous pheresthai ton chronon.
Englisch wiedergegeben von Frank Cole Babbitt (LCL): and round about
them lies Eternity, whence Time, like an ever-flowing stream, is conveyed
to the worlds.
Opportunity to see and to contemplate these things is vouchsafed to
human souls once in ten thousand years if they have lived goodly lives
(opsin de touton kai théan psychais anthropinais hapax en etesi
myriois hyparchein,án g'eu biososi.)
And the best of the initiatory rites here are but a dream of that
highest rite and initiation (kai ton entautha teleton tas Aroistas
ekeines bneiron einai tés epopteias kai teletes).
Enki/Ea, wohnhaft in Eridu, besitzt die Maße, sumerisch me -
wir könnten sie ja auch zur Abwechlung logoi, eide und paradigmata
nennen.Wenn die Innana, die sumerische Ishtar, diese me braucht, so
begibt sie sich zu Schiff nach Eridu und schmeichelt sie ihrem Vater
Enki ab; sie sagt auch dem Enmerker, Großvater von Gilgamesh,
es würde ihm beim Bau eines Tempels geholfen werden, "when
you bring the me from Eridu". Enki ist generell zuständig
für Tempelgrundrisse, vom Gudea Zylinder an bis in die Perserzeit.
Er ist zuständig für das Konzept, das Aufzeichnen besorgt
seine Tochter Nisaba oder Nansche mit "heiligem Schreibrohr",
und das hat Enki in Eridu "aufgehängt". Und von der
Nansche heißt es "der heilige Schiffskiel ist ihr Emblem"
(Falkenstein: Hymnen 152, Hommel: Schwurgöttin 57). Obendrein
ist die Dame angeblich verheiratet mit dem Urshanabi (Edzard, Myth.Wb.1,
90, nach Jacobsen, JNES 2,1943,117, 169) (s. Einschub zu p 97). Und
diesen Urshanabi, Fährmann des Utnapishtim von ina pi narati
und Gatten der Nansehe vom heiligen Schiffskiel nimmt der Gilgamesh
mit nach Hause, nachdem er die Unsterblichkeit verwirkt hatte.
GE Tafel XI, 301ff. (Übers. Albert Schott, bei Reclam, S.99):
"Als sie hinein nach Uruk-Gart kamen,
Sprach Gilgamesh zu ihm, zum Schiffer Urshanabi:
'Steig einmal, Urschanabi, auf die Mauer von Uruk, geh fürbaß,
Prüfe die Gründung, besieh das Ziegelwerk.
Ob ihr Ziegelwerk nicht aus Backsteinen ist.
Ihren Grund nicht legten die sieben Weisen!
Ein Sar der Stadt, ein Sar der Palmgärten,
Ein Sar die Flußniederung, dazu das (heilige) Gebiet des Ischtartempels:
Drei Saren nebst dem (heiligen) Gebiet von Uruk umschließt sie!'"
(Vgl.Tafel I 19: schon dort wird betont, dass die sieben Weisen den
Grundstein gelegt haben).
Die sieben Weisen oder Rishis sind natürlich
die Wagensterne, das wissen Sie ja schon, und es versteht sich, dass
Uruk von oben und von unten her "versichert" werden muss.
Es könnte sich aber schließlich mal irgendwer darüber
verwundern, wieso und warum ein Fährmann aus Eridu/Canopus,obendrein
verehelicht mit Nansche vom Schiffskiel, als Vermessungstechniker
für Uruk missbraucht wird, (Die Herren können auch nicht
sagen, ihr Name sei Hase, sie könnten kein Deutsch oder was sonst:
van der Waerden hat die letzte "gültige" Fixstern-Liste
auf Englisch im JNES 1949 publiziert, das jeder Orientalist kennt.
Und da steht lakonisch:mulNUNki is Ea's town, Eridu. Die Frage, die
sich jedem aufdrängen sollte, der sich jemals mit Siegelzylindern
abgeplagt hat (tut's aber nicht), ist die nach dem berüchtigten
"God Boat", "Dieu Bateau", der heranstakt, wenn
Stufentürme errichtet werden. (Seine 'Verbindung' mit dem Schiffskiel
scheint sowas wie eine Dauersymbiose zu sein - bei Einzellern soll
sowas ja vorkommen).
Ich hatte schon auf den wesentlich bescheideneren Odysseus hingewiesen,
der nicht gleich einen leibhaftigen Fährmann aus dem Südpolarkreis
mitgehen heißt, vielmehr nur ein Ruder, das er dann, nach den
fälligen Aufräumungsarbeiten in Ithaka, landeinwärts
trägt. Sie können sich darauf verlassen, dass er ein Steuerruder
mitgenommen hat, nicht bloß so ein normales Ruder - Canopus
ist der kybernetes der Argo, das wissen wir vom Plutarch (Osiris der
strategos).
Canopus scheint aber mehr zu sein als Kybernetes nur
der Argo, und die ganze Umgegend jenes "Herrn der Ewigkeit",
der da "südlich von seiner Mauer ist", nahezu beängstigend
- wird doch da Zeit-Fluß verschluckt, von Agastya, sodass das
ganze "Meer" trocken liegt, alles, was fließt, kommt
von dort, und kehrt zurück, und alles hat, laut Hesiod, dort
seine "Wurzeln" eines neben dem anderen. Ich darf Ihnen
ein paar Indizien vorführen, den "Alten" teilweise
vertraut, teilweise auch nicht, und man kann ja ohnehin das ganze
Zeug nicht im Kopf behalten.
Das Liber Hermes Trismegisti führt als Paranatellonta zu Taurus(unter
vielen anderen) die folgenden an (Gundel: Neue Texte 54 f., 217ff.):
18-20: oritur Navis et desuper Draco mortuus, vocatur
Terra (Abb.Esne)
21-23: oritur qui detinet navem, Deus disponens Universum mundum
24-27: est inferior a Nave Deus, qui significat retributiones malorum
vel
bonorum contingentes post mortem
23-27: sunt termini Saturni.Vocatur solutio, remissio malorum, continua
vero delectatio et
diminutio substantiae.
Der Totenrichter unter dem Schiff spricht für Canopus - dafür
auch, dass der alte Guérin in seiner Astronomie Indienne p.15
Surya Siddhanta 8.1.10 übersetzt, es sei am Ende von Gemini/Mithuna
80° südl. Breite Yama-Agastya, der Richter der Toten; beim
Hermes Trismegistos spricht gegen Canopus, dass der Draco mortuus,
den man für Osiris halten sollte, desuper dem Navis ist, und
der Osiris ist der Bekannteste der Totenrichter - nichts Genaues weiß
man nicht, und der Hippolytos hat den Sirius für zoonton kai
nekron krites erklärt (Gundel, op.cit.2O1).
Wichtiger ist im Moment, dass die dem Saturn unterstehenden Grade
schlechterdings Erlösung (solutio, remissio) bedeuten, und wahrlich
fortwährende Delectatio, und Substanzminderung.
Der chinesische Canopus heißt "Der Greis vom Südpol"
oder "Ancient Immortal of the South Pole". Saturn in Ogygia
träumt, was Zeus bedenkt; Kiho Tumu, the-All-Source, schläft.
Gilgamesh, am Zusammenfluß der Ströme angelangt, schläft
eine ganze Woche und behauptet hernach, er habe nur ein Nickerchen
gemacht. Die sieben Schläfer von Ephesus nebst ihrem Hund, alswelche
die Türken (angeblich im 17.Jh., worüber man nur kichern
kann) auf die Konstellation Argo setzen, schlafen dort viele Jahre
(laut 18.Sura des Koran 309 Jahre) und meinen, es sei "Nur ein
Viertelstündchen" gewesen.
Die Sonne bleibt zwar nur 4 bescheidene Tage unbeweglich stehen, aber
immerhin, als die sieben Stämme der Chichimeca -der Hunde - aus
dem Berge Chicomoztoc herauskommen. Der Berg, in dem sie sitzen, ist
zwar sichtbarlich
Kakteen gesegnet -sagen wir's mythisch: ein Dornenhügel - gleichwohl
aber "schlagen von außen die Boote" an den Berg (Chimalpahin
18f.) - und während sie herauskommen, und die Sonne still steht,
bohrt nahe dem Bergesgipfel einer mit Wolfsmaske Feuer.
Wenn Ihnen diese Zeugnisse nicht darauf hinzudeuten scheinen, als
hörte auf der oder um die Argo die 'Zeit' auf, so melden Sie
Ihre Zweifel an.
Zuerst traute ich diesem Frieden kein bißchen, dann aber machte
mich stutzig, dass nahezu alle heutigen Einführungen in die Astronomie
zur Erklärung der Präzession das Modell Brummkreisel einführen,
und auf den beigefügten Illustrationen nur darstellen, wie die
Präzession sich rund um den nördlichen Ekliptik-Pol auswirkt.
(Eine rühmliche Ausnahme: der neue englische Pseudo- Flammarion;
wohl zeigt er den Brummkreisel, aber auf gesonderten Abbildungen zeigt
er die Südpolargegend und die Sichtbarkeitsverhältnisse
im Laufe der Präzession genau
so wie die nördlichen Verhältnisse). Tatsächlich ist
die Präzession eine Kreisel-Bewegung, wobei sich der ruhende
Punkt im Erdzentrum befindet. Doch haben solche Bilder und Modelle
es in sich, sie gewinnen ein Eigenleben, und der Pythagoras (beim
Proklos) hatte ganz recht, als er von den Worten, den Namen, sagte,
sie seien nur Abbilder der Zahlen - wieviel irreführender sind
erst die gängigen Bilder und Modelle .
Nun wissen wir zwar nicht, wie alt Kreisel sind, aber es ist ziemlich
verdächtig, dass das Dionysos-Kind bevorzugt mit Kreiseln spielte.
Es gibt ältere Indizien, aber die sind vorläufig zu 'dünn',
als dass ich sie einführen möchte.
In jedem Falle sieht es mir so aus, als hätten wir mit einer
weit verbreiteten Vorstellung zu tun, die den Canopus als den ruhenden
Pol, die auf dem Platz tretende, d.h. sich drehende Spitze eines kreiselnden
Kegels ansah und für den topos nahm, wo alle Bewegungen quasi
zur Ruhe kommen, alle Perioden aufgeschluckt werden - diminutio substantiae,
Flußaufschlucker, Mummifizierung usf. Ob dieser Punkt Atlas
genannt wurde, das will ich nicht entscheiden - möglich ist es,
und wir wollen einmal so tun, als ob.
Es gibt mancherlei Material, das klar dagegen spricht, dass diese
Vorstellung vom Südpol als der ruhenden Spitze und der "Wurzel"
aller Zeit-Räume (Kiho- the-All-Source) allgemein gültig
gewesen ist. Der normale Progressist wird selbst-redend darauf bestehen
- wenn er erst mal so weich geworden ist, sich überhaupt mit
der Präzession in 'primitiver Urzeit' zu befassen - dieses Modell
sei, da primitiver, das ältere. Wir müssen diese Frage ganz
offen lassen: es ist viel zu früh, um solche Entscheidungen zu
treffen.
Manches also spricht dagegen, dass immer der Gleiche die Welt trägt;
dagegen sprechen diverse Stellen beim Ovid - u.a. dass beim Tode des
Hyas (seine verstirnten Schwestern sind die Hyaden) der kondolierende
Atlas zweimal deutlich als "zukünftiger Träger des
Pols" bezeichnet wird (er kommt erst mit seinen Töchtern,
den Pleiaden, an die Reihe) - dagegen spricht Tantalos als der ältere
Atlas, Ptah vor Osiris, dagegen die Anwesenheit von Yama, Varuna und
Agastya im tiefsten Süden , der Poseidon[,] Kanopos und anderes
mehr.
Das Modell von der Konkurrenz, sei dieses nun früher oder später
als der Brummkreisel, ist die Sanduhr-Trommel; und auch diese ist
weiter verbreitet, als man denken sollte. Von Tibet z.B. haben wir
Angaben und Darstellungen (Holmberg: Baum des Lebens 43, nach Grünwedel),
wonach der (Su-)Meruberg die Form einer Sanduhr-Trommel habe. Da dieser
berühmte Meru-Berg eine unleugbare Tendenz hat, mit dem Mandara-Berg
zu verschmelzen, identifiziert zu werden (s.Heine-Geldern in "eltbild
und Bauform SO As.), und der Mandara der Quirlstab ist, mittels dessen
man das Milchmeer buttert, so gibt der Sanduhr-Meru zu denken, erheblich
sogar. Und in dieses Modell passen die zahlreichen, mehr oder weniger
skurrilen Schilderungen des Maelströms/Whirlpools, denen zufolge
der Wirbel, in den die Schiffe gezogen werden, sich schneller und
schneller ver-engt, um sich dann plötzlich wieder zu erweitern
und den Blick frei zu geben auf die Landschaft der Antipoden, sozusagen.
Die Finnen betonen denn auch, der Maelstroem gehe durch den ganzen
Globus. Handelte es sich hier um eitel Seemannsgarn von Wikingern
und von ihnen Angesteckten, so würden uns die Cherokee-Indianer
nicht genau das gleiche Erlebnis in der wirbelnden Eier-Uhr erzählen.
Obendrein stimmt es bedenklich, um es milde auszudrücken, dass
in der Mitte des Circus Maximus ein Euripus sich befand (J.Laurentius
Lydus: De mens. 1.12). Mit Euripus bezeichnen die mittelalterlichen
Autoren den Maelstroem; Liddell-Scott
verzeichnet "a place, where the flux and reflux is strong, esp.
the strait which separates Euböa from Böotia, where the
current was said to change seven times a day... 2)gererally, a channel,
a ditch ."
Wozu dann noch kommt, dass die Lappen diesen grauslichen
Strudel mier-näp nennen, 'Pol der See' (Haavio, FFC 144, 191),
die Finnen 'Nabel der See, meren nape' - und Nabel ist nun einmal
sprachlich das Gleiche wie Nabe, Eng. nave und navel. Und, was den
Kreuzfahrern geläufig bis zum Überdruß ist,:
der Maelstroem entstand, als die Gold-mahlende Mühle Grotti (Amlodhi's
Kvern alias Sampo) aus den Fugen geriet, und seither strudelt das
Wasser durch den von der Achse verlassenen Mühlstein herauf und
herunter.
Die Mitte aber, die Wespentaille der Sanduhr, kann
schlechterdings gar nichts anderes sein als der Sirius, mulKAK.SI.Di,
(der die Tiefe des Meeres mißt). Die Chichimeca, Hundeleute,
und kollektiv die "kriegerische Honigbiene" sind
die Bogenschützen kat'exochen, und sie sitzen auf der Argo, auch
wenn's in der Historia Tolteca-Chichimeca nicht justament so ausschaut,
und sie kommen 'heraus', während auf dem dornichten Hügel
ein Canide Feuer bohrt.
Die Höhle der Sieben Schläfer von Ephesus
ist bewacht von Maria Magdalena: sie ist berufen, als erste Zeuge
ihrer Auferstehung zu sein - ihr Namenstag ist der 22.Juli.
Um das zu würdigen, muss man wissen, dass alle Dirnen von Sumer
bis Mexiko entweder Sirius selbst sind, oder aber Venus beim Sirius.Pater
Kugler hat sich für Ishtar the trollop (die Schlampe) auf den
Sirius festgelegt, aber das scheint mir voreilig. Jedenfalls darf
es Sie nicht so Wunder nehmen wie den alten Eisenmenger, dass der
Heilige Elias nicht nur himmlische Geheimnisse vorzeitig aus-plaudert,
wie die westsudanische Mousso Koroni, sondern sich auch als Hure sehen
lässt. Sein Namenstag ist der 20.Juli. Siriusaufgang.
Bei den Siebenschläfern hat es noch seine besondere Bewandtnis
mit dem ihnen beigesellten Hund. In der 18.Sure, 23 , wird herumgerätselt
:"Die einen werden sagen, es waren drei, und der vierte war ihr
Hund, andere wieder werden sagen, es waren fünf, und der sechste
war ihr Hund.Oder aber, es waren sieben, und der achte war ihr Hund,"
Abgebildet werden immer die sieben mit dem Hund als Nr. 8. Die Chichimeka
in den sieben Höhlen des Chicomoztoc führen kurzweg den
Hund im Namen.
Ich erinnere 1) an die Pythagoräische Formel: die Planeten sind
die Hunde der Persophene, und das Babylonische Wort: Ishtar die Herrin
der sieben Hunde, 2) an den für uns so erschwerend sich auswirkenden
Brauch, Sirius und Venus mit dem gleichen Namen zu belegen, Ishtar,
Isis, Tlacolteotl.
Isidore Lévy , mit dem Hund der Siebenschläfer beschäftigt
unterstreicht die Erstaunlichkeit des Phänomens, dass der im
Islam als unrein geltende Hund an so wichtiger Stelle wie der 18.
Sure mehrfach erwähnt, erörtert und geradenwegs in den Himmel
aufgenommen wird (Wir denken natürlich prompt an den heiligen
Antonius von Padua). So sucht er denn nach der "Quelle"
und offeriert uns direkte Übernahme aus dem Mahabharata . Dieses
endet mit der Schilderung des Aufstiegs der Pandava-Brüder auf
den 'Himalaya'.Der fand statt worauf Lévy natürlich nicht
eingeht - nachdem Krishna sich wieder mit Vishnu vereinigt hatte,
Balarama mit der Shesha-Schlange, und als das Kali-Yuga anbrach. Die
Brüder nebst gemeinsamer Gattin Draupadi und Hund machen sich
auf, 4 Brüder nebst Draupadi sterben auf dem Weg in die Schneeberge,
Yuddhisthira und Hund klettern weiter ohne sich umzusehen. Indra will
den Hund nicht in seinen Himmel lassen -dann will Yuddhisthira, der
Unbeugsame (Sohn des Dharma) auch nicht, "Treue um Treue",
wie man so schön sagt.Zu guter Letzt entpuppt sich der Hund als
Dharma höchstselbst. Levy macht Dharma schlicht zu Yama (p.581:
dieu Dharma ou Yama).So einfach ist es mit der Identifizierung denn
doch nicht, d.h. wir 'derffe' eventuell, mit dem orphischen Kronos
im Hintergrund - wir sind wieder mal konfrontiert mit so etwas wie
'Maat': Sittengesetz und dgl. Wenn Sie hören, dass Dharma die
27 (oder 28) 'Töchter' des Monats heiratete, die Mondstationen
, so können Sie sich vague denken, mit welchen 'Sitten' und welcher
'Wahrheit' man da zu tun hat.
Ich erwähne diesen -gerade per Fernleihe ins Haus geflatterten
-Artikel nur, weil er so sehr typisch ist für die Art und Weise,
wie leichtfertig von der Zunft aus dem Zusammenhang gerissene Fetzen
verglichen werden. Da wird auch eine Version von Jacob von Sarug (gest.
521) als "wahrscheinlich interpoliert" (5781) weggefegt,
wo der Geselle der glaubensfesten Jünglinge ein Engel ist, an
Stelle eines Hundes. Nun, als der Kai Khusrau/Hausrava, der goldene
Herrscher, dem der Xvarnah zuteil wurde, nach dem der lästerliche
Frahrasyan vergebens tauchte, als der von der nämlichen Melancholie
ereilt wird wie Yuddhisthira, da verkündet er, es sei Zeit für
ihn, sich hinwegzuheben, mit Tron und Krone der Kayaniden sei es zu
Ende. Begleitet von seinen Paladinen, steigt er auf den persischen
'Meru' - alle Paladine kommen im Schneesturm um, Kai Khusrau wird
abgeholt vom Engel Surush (?) und lebend entrückt. Dies ist mit
dem Ende der Pandava zu vergleichen -Darmesteter tat auch desgleichen,
und die Warners, die Firdausi-Ubersetzer: wir haben mit einem ausgemachten
Weltalter-Ende zu tun. Und mit beiden darf man vergleichen, sogar
trotz der Absenz des so wichtigen Hundes (der eben doch assoziativ
zugange ist), dass Quetzalcouatl nach seiner Vertreibung aus Tollan
durch einen Gebirgspass zieht, zwischen Popocatepetl und einem zweiten
der fünf mexikanischen 'notorischen' Berge, und dass dort seine
ganze Klientel - Bucklige und Zwerge - vom Schnee begraben wird, sodass
er ganz alleine zum Meere ziehen muss, das er mit einem Stabe teilt
und hindurchgeht, oder auf seinem Schlangenfloß befährt,
nachdem er versprechen hat, zurückzukehren, um zu richten die
Lebendigen und die Toten (Die Mexikaner haben dann, ausgerechnet,Cortez
für den Wiedergekehrten gehalten - wie die Hawaiier Captain Cook
für den Lono, dem einer der 'outlets' gehörte, durch welche
jene Fische Kane's Living Waters erreichen). Und diese 5 Berge (China!!),
korrekter: die 5 Berggötter, denen das Fest der Berggötter,
Tepehuitl, gefeiert wird, das sind nun, horribile dictu, die nemontemi
oder uayeb: die Epagoumena, die übelbeleumundeten Geburtstage
der Planeten, die Hermes der Selene abgewann, zugunsten des Sonnenjahres
(Sie erinnern sich vague: Idealzustand 360 Tage; seither 365 + Sonne,
354 + Mond).
Dharma, der Hund der Pandava (und Vater des Yuddhishthira), und der
Hund der Siebenschläfer können durchaus "der Gleiche"
sein, aber da es sich eben n i c h t um einen tellurisch-terrestrischen
Hund handelt, kommt alles auf den Kontext an; eine literarische Herleitung
eines 'Motivs', die der S a c h e keine Rechnung trägt, ist zu
garnichts nutze, um es grob zu sagen, Der Grund, die Erklärung,
warum sich die 7-Schläfer-Legende so zäh erhalten hat von
der Bretagne bis Sumatra und Madagaskar, ist die "Auferstehung",
die sie dem Gläubigen zu garantieren scheint; oder sagen wir
'dem kindlichen Gläubigen' - für andere scheint das Nicht-Betroffensein
von Zeit der ausschlaggebende Punkt, ganz wie beim Gilgamesh (wenn's
schon 'Motiv' heißen muss, dann Rip van Winkel oder Mönch
von Heisterbach)9 und dieser Ausnahmezustand ist mit der Argo verbunden.
Es ist nicht rein zufällig, dass sich Massignon in seiner diesbezüglichen
Arbeit den Kopf darüber zerbricht, warum man zum Canopus eilt,
um glücklich und friedlich zu leben - continua vero delectatio
et diminutio substantiae.
Auf der Argo also schläft man, als Siebenschläfer oder Gilgamesh,
und die Bewachung obliegt, im Falle von Ephesus, der Maria Magdalena,
Im Akitu-Ritual, d.h. beim sogenannten babylonischen Neujahrsfest
wird der Sirius angeredet:
"mul KAK.SI.DI (Pfeilstern), der du die Tiefe des Meeres mißt"
Im Awesta heißt es: (Yt.8.41, Herzfeld 587):
"Tishtriya, by whom the waters count,
the still and the flowing,
those in springs and in rivers ,
those in canals and in pools"
Beim Plinius (9.58)lesen Sie, dass bei Sirius-Aufgang
die ganzen Meere auf-gewühlt werden, das Unterste zu oberst gekehrt
wird, besonders im Bosporus.
"totum mare sentit exortum eius sideris, quod maxime in Bosporo
apparet,alga enim et pisces superferuntur, omniaque ab imo versa."
Das hat er vom Aristoteles (Hist.an.8.15,p.600 a 5
- Aubert-Wimmer 2, p.164f.), bloß gibt die Formulierung des
Aristoteles Anlaß zu unterschiedlichen Übersetzungen, Aubert
Wimmer reden vom Untergang der Gestirne, Ross "between the rise
and setting of certain constellations: of the Dog-star in particular."
(to epi tois astrois ginesthai tas haleseis kai malista epi kyni.
tenikauta gar anatrepesthai ten thalattan).
Was da gefangen wird, sind Fische, speziell aber ist von silouros
und clarias die Rede, und vom (elektrischen) Wels fangen wir besser
nicht erst an zu reden; er hat tatsächlich, d.h. mythisch tatsächlich,
alles und jedes mit dem Sirius zu tun.
Natürlich will ich nicht insinuieren, Aristoteles
habe 'Wind' vom Awesta bekommen! Gleichwohl wird im schon erwähnten
Tishtriya-Yäsht (8.31) vom Sirius gesagt:
"Der den See aufwogen läßt, der den See auseinanderwogen
läßt, der den
See aufwallen...auseinanderwallen,...auffluten,...auseinanderfluten
lässt, an allen Ufern wogt der See Vurukarta, die ganze Mitte
wogt auf." (Vgl.Yt.5.4) In dem nämlichen Yasht (8,6 und
8.37) wird der Tishtriya, der aus der gleichen Wurzel herzuleiten
ist wie English 'thistle', mit einem Pfeil in Beziehung gesetzt, (Lommel
S.5O und S.54):
"den prächtigen, glänzenden Tishtriya verehren wir,
der sich schnell dahinschwingt, der im Schwung dahinfährt zum
See Vurukarta wie der gedankenschnelle Pfeil, den der Pfeilschütz
Urxsa, der beste Pfeilschütz unter den Ariern, vom Berg Aryoxshutha
bis zum Berg Ruvanvant schoss.
Herzfeld (p.587) hält den Vers für "a
highly archaic invocation", und formuliert: "Rchsha is Tishtriya
transfigured into a heroic archer" - Lommel verglich nur "wie
der Pfeil". (Angesichts solcher Bekundungen darf es Sie nicht
wundern, dass Homer den über die - Ebene stürmenden Achilles
mit Sirius vergleicht!). Solche Reibereien und Detailformulierungen
werden uns nicht stören:Sirius ist Pfeilstern oder Schütze;
richtig amüsant wird es erst, wenn späte Astrologen alles
Überlieferte auf einen Haufen haben wollen, und Antiochos (Boll
Sphaera 262) mit dem ersten Dekan von Leo aufsteigen läßt
einen kynoprosopos toxeuon, oder toxeuon lykoprosopos.
Da die raren Fälle von Einsichtigkeit dankbar
registriert werden müssen, sei verwiesen auf Anton Scherer (Gestirnnamen
bei den idg. Völkern.Heidelberg 1953, S.113), der den Tishtriya-Pfeil
vom sumerischen Kaksidi herkommen läßt, und gleich auf
den vedischen Sirius namens Tishya verweist, der gleichzeitig der
Name eines "mythischen Bogenschützen im Himmel" sei
(S.150).In späteren indischen Texten ist Sirius mrigavyadha,
Gazellenjäger, oder einfach lubdhaka, Jäger. Der japanische
Pfeil, abgeschossen von dem "himmlischen vollkommenen Hirschbogen"
(seitens eines aufrüherischen Himmelsprinzen) landete, "das
oberste zu unterst im Schuß nach oben steigend" in der
Milchstraße, wo Amaterasu, die Sonnengöttin, gerade saß.