Dazu einige Bemerkungen aus Vorlesungen
von Frau v. Dechend:
"Aus
der üppig sprießenden Literatur --vulgärer und weniger
vulgärer-- ist Ihnen bekannt, daß die Ägypter mit
einem Wandeljahr oder Rundjahr von 365d rechneten, welches man auch
"bürgerliches"' Jahr heißt, u n d mit einem "festen"
Jahr von 365 1/4 Tagen, wobei in jedem vierten Jahre ein Tag eingeschaltet
wunde. Nach 1461 Wandel- bzw. 1460 festen Jahren fielen die Neujahrstage
beider Jahrestypen wieder auf den selben Tag. Diesen Zyklus von 1460
Jahren nennt man "Sothis-Periode". Sothis, bzw. Sopdet,
ist der ägyptische Name des Sirius, und der helïakische
Aufgang des Sirius markierte den ägyptischen Neujahrstag.
Das klingt soweit gut und schön, aber geht diese Rechnung auf?
Wenn Sie sich auf Ihrer Tabelle den Wert des tropischen Jahres ansehen,
fällt Ihnen auf - wenn Sie es nicht ohnedies längst genau
wissen --, daß man mit 365,25 Tagen, also mit der Länge
des Julianischen Jahres, nicht allzu weit kommt. Zu Deutsch: nach
1460 Jahren sind Wandeljahr und und tropisches Jahr mitnichten in
Übereinstimmung gebracht. Wenn Sie da einen naßforschen
modernen Autoren heranziehen wie Otto Muck in seinem 1958 erschienenen
opus "Cheops und die große Pyramide" (p.87), so finden
Sie sich folgendermaßen belehrt:
"Die einfache Rechnung (365: 0,24 2 = 1507) ergibt, daß
dies alle 1507 Jahre erfolgte, nicht aber, wie alle modernen Beobachter
irrig vermeinten, alle 1460 Jahre. Sie haben damit ein wichtiges Problem
übersehen.
Nun, wer hat da was übersehen? Nicht, daß ich "alle
modernen Bearbeiter" gegen Herrn Otto Muck in Schutz nehmen möchte,
ich will ihn vielmehr dem Kreis der Überseher wichtiger Fakten
eingemeinden.Er hat sich, wie die mit Recht gescholtenen anderen modernen
Bearbeiter, mit dem absonderlichen Verhalten unseres Sternes nicht
vertraut gemacht...."
Des weiteren schreibt sie:
"Richard Lepsius schreibt in seiner vortrefflichen "Chronologie
der Ägypter" (Berlin-London-Paris 1849), p165 f.das Folgende(Zitat??):
Damit Sie nicht meinen, es handle sich um eine von Lepsius aufgebrachte
Behauptung: der Tatbestand wurde 1757 bekannt gemacht durch den Jesuiten
Petavius (Dionysii Petavii Aurelianensis ex Societate Jesu: De Doctrina
Temporum.Tomus Tertius.Venetiis 1757.Variarum Dissertationum Lib.5,
caput 6, p.108), der ihn mit den zutreffenden Worten einleitete: "Admirabiliter
contigit...", wunderbarer Weise ergab es sich, nämlich,
daß der SiriusAufgang in Heliopolis und Memphis auf den 20.Juli
des Julianischen Jahres fiel im Jahre 139 nach Christus ebenso pünktlich,
wie er das in den Sothis-Epoche-Jahren 1322 v.Chr. und 2782 v.Chr.
getan hatte. Nach Petavius beschäftigten sich Ideler, Biot, Lepsius
mit dem Fall, und Oppholzer schrieb 1884 seine Wiener Akademie-Abhandlung
über die Länge des Sirius-Jahres. 1904 ließ Eduard
Meyer den Befund erneut von dem Astronomen W.Foerster durchrechnen,
ehe er seine Berliner Akademie-Abhandlung über Ägyptische
Chronologïe schrieb (APAW 1904, p.14), worinnen er uns eine Tabelle
der Länge des Sirius-Jahres von 4231 v.Chr. bis 770 n.Chr. offeriert.
Um ganz sicher zu sein, bat ich vor 14 Jahren William Stahlman in
Madison darum, ein weiteres Mal alle Daten durchzurechnen, was er
freundlicher Weise tat. Es handelt sich um Fakten: der Sirius fabrizierte
viertausend Jahre lang das Julianische Jahr von 365 1/4 Tagen, d.h.
365 Tage und sechs Stunden."
Bei weiterer Hinterfragung dieser
Angaben stieß ich auf folgende Tabelle:
Werte vom 2.prädynastischen
Zyklus in Ägypten (Beginn: Fayum 4230 v. Chr. und Assuan 4200
v. Chr.)
Weltweit 365,25672 Tage 1422 Jahre Präzessionsjahr, Sothis-Zyklus
ohne Eigenbewegung Sirius.
Weltweit 365,25089 Tage 1455 Jahre Sirius-Jahr inkl. Präzession
und Eigenbewegung (tatsächlicher Sothis-Zyklus).
Assuan 365,25083 Tage 1456 Jahre Tatsächlicher Sothis-Zyklus
zuzüglich der veränderten Sonnenaufgangszeiten.
Fayum 365,25000 Tage 1460 Jahre Tatsächlicher Sothis-Zyklus zuzüglich
der veränderten Sonnenaufgangszeiten. (aus:http://de.wikipedia.org/wiki/Sothis_Zyklus)
Dies und noch weitere Informationen
zur Diskussion um die Sothisperiode sind dem oben angeführten
Zitat zu entnehmen.
Dabei stellt sich ein bemerkenswertes und höchst interessantes
Ergebnis ein. Lesen wir dazu ein weiteres Zitat von Frau v. Dechend:
"Nun, Phoenix
und Phoenix-Periode repräsentieren ein haariges Problem, über
das sich schon antike Autoren den Kopf zerbrochen haben --der modernen
zu geschweigen --weil man
1) nicht weiß, 'was soll es bedeuten', 2) nicht mit Sicherheit
wußte und weiß, wie lange denn eine Phoenix-Periode wirklich
währte, ob 500 oder 540, oder aber 1500 Jahre, wie Lepsius gerne
wollte. Für speziell Interessierte sei sein Vorschlag kurz mitgeteilt:
Lepsius (p187) meint, das Phoenixjahr sei das tropische Jahr, und
während sich das Sirius-Jahr von 365 1/4 Tagen mit dem sogenannten
bürgerlichen Jahr von 365 Tagen nach 1460 Siriusjahren, bzw.1461
bürgerlichen Jahren ausgleicht, benötigt das tropische oder
Phoenix-Jahr deren 1505, "oder",wie Lepsius sagt,"mit
einer sehr kleinen Abweichung von unseren heutigen Rechnungen gerade
1500 Jahre" (Ideler war auf 1508 gekommen). Für am Kalenderwesen
Uninteressierte sollte gleichwohl auf einen entscheidender Umstand
hingewiesen werden, da nun einmal das Sirius-Jahr, bzw. die sog. Sothis-Periode
erwähnt worden ist, von der auch Nicht-Ägyptologen mit Sicherheit
schon mal haben munkeln hören. Gleichwelchem Lehr-und Nachschlagebuch
entnehmen Sie die Angabe, das ägyptische Interesse an Sirius
sei so groß gewesen, weil der heliakische Sirius-Aufgang die
Nilschwelle ankündigte. Beide in diesem Satz erhobenen Behauptungen
stimmen nicht.
1) kündigt der Sirius die Nilschwelle nicht an, bzw. viel zu
ungenau, um praktikabel zu sein -- wenn Sie Fehlergrenzen bis zu sechs
Wochen für präzis halten, bleibt Ihnen das natürlich
unbenommen--,
2) hat der Sirius seine immense Bedeutung mitnichten der ihm fälschlich
unterschobenen Nilschwellen-Ankündigung zu verdanken, sondern
einer buchstäblich einzig-ar-tigen Eigenschaft: während
der ganzen Dauer der ägyptischen Geschichte "fabrizierte"
Sirius das julianische Jahr von 365 1/4 Tagen, er schien von der Präzession
nicht betroffen.
Alle
anderen Fixsterne bewegten sich langsam aber sicher von den Jahrespunkten
weg, an denen sie sich bei Festsetzung des Kalenders befunden hatten,
aber die göttliche Sothis ging mehr als 3000 Jahre lang in Memphis
und Heliopolis am 20.Juli heliakisch auf. In früheren Jahrhunderten
und noch zu Beginn des unseren hat man dieses Faktum nicht nur gekannt,
sondern beherzigt.
Der alte Petavius etwa (1775) leitete seine Ausführungen über
die Bedeutung des Sirius für die ägyptische Chronologie
mit den Worten ein "Admirabiliter contigit, wunderbarer Weise
hat es sich gefügt, daß der Sirius unentwegt am 20.Juli
aufging."
Heute wird dieses einzigartige Phaenomen entweder nicht zur Kenntnis
genommen oder es wird systematisch verdrängt. Denn sobald einer
einräumen würde, daß das, tatsächlich fulminante,
'Jedöns', das man um Sirius-Sothis erhoben hat, auf dieser seiner
Eigenschaft beruht,
sich von der Präzession unbetroffen
zu zeigen
und mit ans Wunderbare grenzender Pünktlichkeit die Jahreslänge
von 365 1/4 Tagen zu bestätigen, sobald das einer zugeben würde
,könnte das törichte Dogma, die Ägypter hätten
die Präzession nicht gekannt, nicht länger aufrecht erhalten
werden, und drei Viertel bis neun Zehntel der umfangreichen Literatur
über ägyptische Chronologie könnte eingestampft werden,
was sie auch verdient. Das sogenannte julianische Jahr von 365,25
Tagen ist eben k e i n Zeugnis dafür, daß die Ägypter
die Länge von tropischen und siderischem Jahr nicht besser kannten:
die Periode von 365 1/4 Tagen bezieht sich
auf den
heliakischen Sirius-Aufgang
und auf gar nichts anderes."
Auch wussten sie vom Ende seiner Besonderheit, denn
in einer Geschichte wird erzählt, dass Pan (Sirius) tot sei,
dass er seine Eigenschaft das Ruhezentrum der Welt zu sein, verloren
hat (darauf erhob sich panischer Schrecken!).
Ab etwa -1500 verhält er sich wie jeder andere Fixstern, da seine
Eigenbewegung nicht mehr der Präzessionsbahn der Erdachse folgt;
auch sein heliakischem Aufgang entfernt sich vom 20. Juli.
Aus
ägyptischen Inschriften in Dendéra, erfahren wir von Heinrich
Brugsch, woselbst Sothis zweimal mit "dunkelrot", einmal
mit "dunkelfarbig" bezeichnet wird. In anderen Texten von
Dendera heißt Hathor-Sirius "goldstrahlend" (uben-em-nub,
Brugsch:Religion 118).

Bild 6(Phönix)
Franz
Kugler berichtet in seinem I. BUCH über die BABYLONISCHE PLANETENKUNDE
auf p 242:
"der Kaksidi ist rot, denn er "glüht
wie Kupfer"
über
die babylonische Angabe. [1]
Mit
dem Kupfer hat es noch einen weitere
Besonderheit, da es der Venus zugeordnet ist und der Sirius zuweilen
als Venusersatz fungiert.
Auch
in Homers Illias, im 22.Gesang erfahren wir etwas über den rotglühenden
Charakter des Sirius:
Welcher Orions Hund genannt wird unter den Menschen;
Hell zwar glänzt er hervor, doch zum schädlichen Zeichen
geordnet, 30
Denn er bringt ausdörrende Glut den elenden Menschen:
So dort strahlte das Erz um die Brust des laufenden Herrschers.
(Der hurtige Herrscher ist Achill, eine Repräsentation des griechischen
Kriegsgottes Ares, dem roten Planeten Mars zugeordnet.)
Im
Almagest belegt Ptolemäus (Syntaxis Mathematica VIII, 1) den
Sirius mit der Farbe rot, was zu einer langwierigen Diskussion um
diese Farbgebung führte. [2]
Ptolemäus sagt im Almagest (8 .1, p.142,13) zum kynòs
asterismos ho en tô stómati lamprotatos kaloumenos kyôn
kai hypókirros, der sehr helle Stern am Maule des Hundes sei
hypokirros, rötlich.
Während
der um rund 100 Jahre ältere, ebenfalls sehr zuverlässige
Seneca (ca.4-65 n.Chr.) in seinen Naturales Quaestiones 11.7 die Röte
des Sirius die des Planeten Mars übertreffen lässt (acrior
sit Caniculae rubor, Martis remissior).
Auch
in antiken chinesischen Quellen wird der Sirius, der himmlische Wolf,
mit den verschiedensten Farben bezeichnet:
"If the Wolf Star (Sirius)...... shows rays or horns, or shakes
about, or changes colour, then there will be war; if it shows great
brilliance, then weapons will be sought after ...... if its colour
is yellow and smooth, there will be joy; if the colour is black, there
will be sorrow [http://shc2000.sjtu.edu.cn/031207/sirius.htm]."
Somit
konnten wir anhand der Quellen nachweisen, daß Sirius oft mit
rot beschrieben wurde.
Aber:
nicht alle antiken Autoren bezeichneten den Sirius als einen roten
Stern, er wird auch poikilos, "bunt" genannt, und
Manilius sagt unumwunden, er habe ein b l a u e s Aussehen.
(1.409: caeruleo vultu). Andere Quellen, zu gleicher Zeit belegen
den Sirius mit weißer Farbe, was heutiger Realität sehr
nahe kommt.
[www.karlheinzstark.de/astronomie-web/hrd/hrd.htm]
Diesen
Widerspruch gilt es nun, falls möglich, aufzulösen. Dabei
kommt uns als ein wichtiges Kriterium, der Kontext, also in welchem
Zusammenhang der Sirius rot oder weiß benannt wurde, zu Hilfe.
Wer sprach also von der weißen Farbe, wer von der roten?
Aus den chinesischen Quellen geht eindeutig hervor, daß es sich
um die Astrologen handelte, wenn von dem Farbwechsel bei Sirius gesprochen
wurde. Die chiniesischen Astronomen jedoch bezeichneten den Sirius
mit weiß. (s. [4])
Soviel zur chinesischen Farbgebung.
Allein
schon die Benennung eines Sternes mit einer Farbe sollte aber, wenn
es sich um antike Quellen handelt, mit Vorsicht betrachtet werden.
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